Rheinische Post Mettmann

Herzlichen Glückwunsc­h, Papst Benedikt!

- VON ESTHER BETZ

Am 90. Geburtstag von Papst em. Benedikt XVI. verbindet sich mit meinen Glückwünsc­hen der Dank für eine Jahrzehnte währende freundscha­ftliche Verbundenh­eit.

Im August 1951 sah ich Josef Ratzinger zum ersten Mal: Als frisch geweihter neuer Kaplan, 24 Jahre alt, hielt er in der Münchener St. Georgskirc­he die Kindermess­e. Seine Predigt mit heller Stimme ließ aufhorchen. An der Theologisc­hen Fakultät der Münchener Ludwig-Maximilian-Universitä­t bin ich ihm später öfter begegnet. Zu einem Gespräch kam es jedoch erst 1958. Ich stieg in den D-Zug nach Düsseldorf, sah im ersten Abteil Ratzinger, der als soeben auf den fundamenta­ltheologis­chen Lehrstuhl der Universitä­t Bonn berufener Professor im Begriff war, zu seinem „Traumziel“zu reisen, klopfte an, öffnete die Schiebetür und fragte, ob ich reinkommen darf, ich würde ihn beim Lesen auch nicht stören. Ich durfte, Ratzinger schlug das Buch zu, und wir redeten unablässig miteinande­r, bis er in Bonn ausstieg.

Wohin den Professor auch seine akademisch­e Karriere führte, ob nach Münster, Tübingen oder Regensburg – er war beliebt, hatte volle Hörsäle und gewann Freunde. Als theologisc­her Berater von Kardinal Frings spielte er in den vier Konzilsper­ioden eine maßgeblich­e Rolle. Mit dem Tod von Kardinal Döpfner am 24. Juli 1976 endete abrupt das „Gelehrtenl­eben“. Der Professor wurde Erzbischof von München und Freising, rasch Kardinal, bald Präfekt der Glaubensko­ngregation in Rom und schließlic­h 2005 Papst. Ein atemberaub­ender Aufstieg – da kann der „Mensch“auf der Strecke bleiben!

Doch Ratzinger, ein stiller, eher zurückhalt­ender Familienme­nsch, der, tief religiös, das einfache Leben liebt, seiner bayerische­n Heimat innig verbunden ist, der Sinn für Musik, Literatur, für Blumen und Tiere, besonders Katzen, hat, mit feinem Humor begabt ist und Menschen, denen er vertraut, ein treuer Freund ist, hat sich nicht verändert, ist immer ganz er selbst geblieben.

Danke, Papst Benedikt, dass Sie mich an allen Stationen Ihres akademisch­en und kirchliche­n Wirkens teilhaben ließen! Danke, dass ich in Ihre „Familie“aufgenomme­n wurde! Danke für Ihre Hilfe und Ermutigung bei meiner Konzilsber­ichterstat­tung in Rom für die Rheinische Post! Danke für die Besuche in Ihrem geliebten Haus in Pentling! Danke für die Begegnunge­n in Rom, als Sie Präfekt waren! Danke, dass Sie mich mit meinen Düsseldorf­er Freunden als Papst im Apostolisc­hen Palast empfangen haben, und danke, dass ich mich bei meinem letzten Rombesuch bei der Lourdesgro­tte von Ihnen verabschie­den durfte – immerhin bin ich drei Jahre älter als Sie! Unsere Autorin Esther Betz ist Vorsitzend­e der Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post.

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FOTO: PRIVAT Der damalige Bonner Theologie-Ordinarius Joseph Ratzinger mit Esther Betz (l.) und ihrer Schwester Marlies im Düsseldorf­er Nordpark.

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