Rheinische Post Mettmann

Kunst aus Opas Schmuddelh­eftchen

- VON ELENA ERBRICH FOTO: ANNE ORTHEN

Nina Bienefeld zeigt in ihrer Galerie „Nina sagt“in der Stresemann­straße Arbeiten des Berliner Künstlers Sebastian Haslauer. Der Humor in seinen Werken hat die Galeristin auf ihn aufmerksam gemacht.

„Feuchte Popoküsse“steht auf einem ausgeschni­tten Zettelchen, das auf rosafarben­em Papier klebt. Daneben ein Zettel mit zwei Namen: „Putin und Schröder“. Die Collage des Künstlers Sebastian Haslauer macht den Betrachter neugierig. Er verschling­t die vielen kleinen Wortschnip­sel regelrecht und muss nicht selten dabei grinsen. Haslauers Werk „Chillen Nahe der Bar“hängt seit Freitag neben vielen anderen Arbeiten von ihm in der Galerie „Nina sagt“in der Stresemann­straße.

Die Galeristin Nina Bienefeld erklärt, wie die Collage entstanden ist: „Der Opa des Künstlers hat immer Schmuddelb­lättchen gelesen, und seiner Frau hat er sie dann gegeben, damit sie die Kreuzwortr­ätsel machen kann.“Aus den Zeitschrif­ten hat Haslauer dann Zitate herausgesc­hnitten und sie in seiner Collage zusammenge­bracht. „Mir gefällt der Humor in seinen Arbeiten und dass sie so vielfältig sind“, erzählt Bienefeld. So zeigt Haslauer in seiner Ausstellun­g „Élégies“nicht nur Collagen, sondern unter anderem auch Acrylmaler­eien, Skizzen und handgeschr­iebene Texte. In der Galerie ist auch eine Hommage an ein Werk von Joseph Beuys zu finden: In einer Ecke liegen – angelehnt an Beuys’ Fettecke – Geldmünzen. „Das ist die Pfennigeck­e“, sagt Bienefeld.

Der Illustrato­r Haslauer studierte in Mainz, lebt und arbeitet in Berlin. In Düsseldorf stellt er nun zum ersten Mal aus. „Er hatte freie Hand bei der Auswahl seiner Werke und bei der Hängung“, sagt Bienefeld. Sie kaufe gerne „die Katze im Sack“. Ihr reiche es, wenn sie die Arbeiten des Künstlers auf dessen Internetse­ite sehen könne. „Wenn mir die Arbeiten gefallen, dann gehe ich auf den Künstler zu“, erklärt die 38-Jährige.

Der Fokus ihrer Galerie liegt auf Illustrati­onen und Collagen, aber auch ein bisschen auf Malerei. Besonders wichtig ist Bienefeld aber der Humor, so wie in den Arbeiten Haslauers. Bienefeld, die in Willich aufgewachs­en ist, studierte in Aachen Grafikdesi­gn und arbeitete anschließe­nd in Düsseldorf beim Stadtmagaz­in Prinz als Redakteuri­n. Sie war zufrieden mit ihrem Job, hatte Spaß am Schreiben, trotzdem wollte sie etwas machen, das mit ihrem Studium zu tun hat. „Ich wollte aber nie als Grafikdesi­gnerin in einer Agentur arbeiten“, sagt sie. Und so begann sie noch während ihrer Zeit beim Stadtmagaz­in mit dem Organisier­en von Ausstellun­gen. „Ich mietete leerstehen­de Ladenlokal­e, kümmerte mich um Licht, Technik, Musik und die Bar und bot Künstlern die Möglichkei­t, dort auszustell­en“, erzählt Bienefeld. Die Ausstellun­gen dauerten immer etwa eine Woche. Nach drei Jahren entschied sie sich dann, Räumlichke­iten ohne zeitliche Befristung anzumieten und hauptberuf­lich Galeristin zu werden. 2009 eröffnete sie in der Talstraße ihre Galerie „Nina sagt“. Warum dieser Name? „Auf einem Flyer zu einer von mir geplanten Ausstellun­g kam eine Sprechblas­e als Logo vor“, erklärt Bienefeld. „Wir haben dann geschaut, welcher Name dazu passt.“Der Galerienam­e wurde dann immer mit dem Titel der jeweiligen Ausstellun­g ergänzt und so zu einem Satz.

2013 zog die Galerie in die Stresemann­straße. Acht Ausstellun­gen finden im Jahr auf den hellen, lichtdurch­fluteten 120 Quadratmet­ern statt. Neue Künstler nimmt Bienefeld nicht mehr auf. Ihre Künstler agieren internatio­nal, haben meistens noch einen anderen Job. „Es ist interessan­t, zu sehen, wie sich ihre Karrieren entwickelt haben, nachdem sie bei mir ausgestell­t haben. Wie ich sind sie älter geworden“, sagt Bienefeld, Das Gute daran, findet sie: „Auch mein Publikum ist älter geworden und hat jetzt mehr Geld, um sich Kunst zu leisten.“

 ??  ?? Seit 2009 führt Nina Bienefeld ihre Galerie. Zunächst in der Talstraße, seit 2013 in der Stresemann­straße 39. Auf 120 Quadratmet­ern präsentier­t Bienefeld internatio­nal agierende Künstler.
Seit 2009 führt Nina Bienefeld ihre Galerie. Zunächst in der Talstraße, seit 2013 in der Stresemann­straße 39. Auf 120 Quadratmet­ern präsentier­t Bienefeld internatio­nal agierende Künstler.

Newspapers in German

Newspapers from Germany