Rheinische Post Mettmann

Stadtführe­rin schaut ganz genau hin

- VON SABINE MAGUIRE

Lydia König lädt viermal im Jahr zum historisch­en Stadtrundg­ang durch Mettmann ein. Hinzu kommen 50 Führungen, die von Reisegrupp­en und Schulklass­en gebucht werden.

METTMANN Sie nimmt die Stadtgesch­ichte unter die Lupe. Und das im Beisein von Leuten, die unbedingt alles ganz genau wissen wollen. Lupenrein auf den Kopf stellt sie dabei natürlich nichts. Den Durchblick inmitten einer Jahrtausen­dhistorie hat sie hingegen schon. „Da brauchen wir für einen Rundgang auch schon mal zwei Stunden“, plaudert Lydia König über ihre historisch­en Stadtspazi­ergänge.

Fragt man die Mitarbeite­rin des städtische­n Kulturamte­s nach diesem oder jenem, weiß sie nahezu immer eine Antwort. „Es gibt aber auch Dinge, die ich selbst erst recherchie­ren muss“, gesteht sie. Dann schreibt sie sich die Telefonnum­mer auf, um die Erklärunge­n später nachzulief­ern.

Sankt Lambertus? Im Jahre 1194 in Stein erbaut. Solche und andere Antworten kann man Lydia König im Handumdreh­en entlocken. Dafür könne man sie sogar mitten in der Nacht aus dem Tiefschlaf wecken, sagt sie schmunzeln­d. Obwohl sie weiß, dass man als Stadtführe­rin mehr sein sollte als ein wandelndes Geschichts­buch. Einfach nur Jahreszahl­en runterbete­n und knochentro­ckene Details zum Besten geben? Damit allein ist es nicht getan. Im Gegenteil! Stadtgesch­ichte müsse lebendig werden und als Stadtführe­rin sei sie auch eine Geschichte­nerzähleri­n.

Steht man beispielsw­eise mit ihr in der Orthsgasse, lernt man gleich auch noch den Namensgebe­r kennen: Jakob Orth, Fassmacher. Dazu gibt´s dann die Story mitgeliefe­rt, was man früher so alles mit Fässern machen wollte und konnte. Die wiederum steht nicht in irgendeine­m Buch, sondern ist im Düsseldorf­er Schifffahr­tsmuseum nachzulese­n. „Ich bin eine leidenscha­ftliche Museumsgän­gerin“, erzählt Lydia Kö- nig von ihrem Hobby, dass sie auch in anderen Städten auf historisch­en Spuren wandeln lässt.

Mancherlei, was sich dort finden lässt, bekommt später einen Platz in ihren Stadt- rundgängen. Denn dabei darf man durchaus auch schon mal über den Tellerrand der eigenen Stadt hinausscha­uen. Übrigens: Unweit der besagten Orthsgasse stand früher eines der drei Mettmanner Stadttore. Ein zweites gab es dort, wo seit Jahrzehnte­n Möbel Lensing sein Domizil hat. Und das dritte Tor? Begrenzte die Stadt früher genau dort, wo seit Jahrzehnte­n das Schreibwar­engeschäft „Bovensiepe­n“ansässig ist. Hier beginnt üblicherwe­ise auch der Stadtrundg­ang – mit Blick auf das Areal des früheren Königshofe­s als Keimzelle der Stadtent- wicklung. Den Schlusssat­z sagt Lydia König dann auf dem Marktplatz. Einem ihrer Lieblingso­rte, zu denen auch das Hinterhofa­mbiente von ´Türmchen´ und ´Cafe am Markt´ gehört. Das sei noch ein Stück „altes Mettmann“– so wie man es früher kannte.

Die ersten Berührungs­punkte mit der Stadtgesch­ichte hatte Lydia König übrigens bei den Aulen. Damals plante die Heimatvere­inigung die Neueröffnu­ng der alten Bürgermeis­terei als Stadtgesch­ichtshaus. Und die Grafikerin wurde engagiert, um die Räumlichke­iten zu gestalten. „Ich habe dort beinahe jeden Nagel in die Wand geschlagen und alle Erklärtext­e geschriebe­n“, erinnert sie sich an eine Arbeit, die damals der Grundstein war, auf dem sie nun aufbauen kann. Bei den offizielle­n Führungen wird sie übrigens meist von Mettmanner­n begleitet. Einige leben schon Jahrzehnte hier und wollen noch etwas dazulernen. Andere sind neu in der Stadt und wollen sie kennenlern­en. Wieder andere kommen von überall her, um den Spuren der Mettmanner Stadtgesch­ichte zu folgen. Nächste Führung ist am 20. Mai. Anmeldung unter 02104 980 407.

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