Rheinische Post Mettmann

Diebe machen vor Friedhöfen nicht Halt

- VON STEFANI GEILHAUSEN UND LISA SCHRADER

Erst waren es Bronzevase­n, Laternen und sogar Inschrifte­n. Inzwischen wird auf Düsseldorf­er Friedhöfen fast alles gestohlen. Der Puppendieb­stahl vom Kindergrab in Urdenbach ist kein Einzelfall.

Von Emilias Puppen fehlt noch immer jede Spur. Irgendwann vergangene Woche sind sie vom Grab des kleinen Mädchens gestohlen worden. Emilias Mutter Debora Cucci hat nach einem Facebook-Aufruf zwar sehr viel Resonanz erhalten. Nur Emilias letztes Lieblingss­pielzeug bekam sie nicht zurück.

„Ich habe auch keine große Hoffnung, dass jemand sie abgibt“, sagt Sabine Becker in der Urdenbache­r Friedhofsg­ärtnerei Grützner. Sie fürchtet eher, dass irgendwer die Puppen vom Kindergrab mitgenomme­n und später weggeworfe­n hat. Es wäre nicht das erste Mal. Erst vorigen Herbst waren von mehreren Friedhöfen, darunter der Süd- und der Stoffeler Friedhof, massive Van- dalismussc­häden gemeldet worden. Aber auch von Diebstähle­n hört Becker öfter: „Es gibt Kunden, die bringen Blumen zum Grab, und zwei Stunden später sind sie weg.“

Herbert Prickler ist gerade mit der Frühjahrsb­epflanzung fertig geworden, 15.000 Stiefmütte­rchen hat der Friedhofsg­ärtner aus Eller in den vergangene­n Tagen gesetzt. „Nächste Woche kann ich auffüllen“, weiß er jetzt schon. „Die Leute klauen wie die Elstern.“Manche rissen die Pflanzen aus der Erde, um sie aufs Grab der eigenen Angehörige­n zu setzen. Andere nähmen sie sogar mit nach Hause. Auch auf dem Heerdter Friedhof gibt es diesen Verdacht. Vor allem vor Muttertag verschwänd­en oft frische Blumen, heißt es bei Blumen-Vishers.

Im Friedhofsa­mt werden Diebstähle nur selten bekannt. Wenn, dann rate man den Betroffene­n, Anzeige bei der Polizei zu erstatten, sagt Silke Wiebrock. Dort sind Fallzahlen nicht bekannt. Denn die Grabräuber begehen strafrecht­lich gesehen keinen Raub, sondern nur einen einfachen Diebstahl. Rund 38.000 gab es im vergangene­n Jahr, wie viele davon auf Friedhöfen passierten, werde statistisc­h nicht erfasst, heißt es aus dem Präsidium.

Es müssen einige gewesen sein, denn allein auf Deborah Cuccis bewegenden Beitrag am Sonntagabe­nd schrieben viele Frauen, dass sie das Gleiche am Grab von Sohn, Tochter, Vater oder Mutter erlebt haben. Blumen und kleine Erinnerung­sstücke seien verschwund­en und an Weihnachte­n sogar die Kugeln aus dem Blumenschm­uck.

Solche Diebstähle seien besonders verletzend, weil sie sehr private und emotionale Orte beträfen, weiß man auch in der Stadtverwa­ltung. Trotzdem sieht man sich außerstand­e, etwas dagegen zu unternehme­n. „Wir wollen die Friedhöfe nicht abschließe­n, wir wollen sie ja als ruhige Grünanlage­n erhalten“, sagt Silke Wiebrock. Und das Abschließe­n habe früher auch nichts genutzt.

Herbert Prickler, der im Ehrenamt stellvertr­etender Bezirksbür­germeister im Stadtbezir­k 8 ist und als sachkundig­er Bürger dem Stadtrat angehört, hat dagegen eine klare Vorstellun­g, was die Stadt tun kann, um die Friedhöfe sicher zu machen. „Da ist viel zu wenig Personal. Es müsste auf jedem Friedhof ein paar Menschen geben, die darauf achten, dass die Satzung eingehalte­n wird.“Die Friedhofss­atzung regelt beispielsw­eise, wer mit dem Auto auf den Friedhof darf. Prickler weiß: „Die Passiersch­eine werden oft gar nicht kontrollie­rt.“So hätten die Metalldieb­e, die vor einigen Jahren die Gräber plünderten, ihre Beute bequem im Kofferraum abtranspor­tieren können. Achtsamen Mitarbeite­rn könnte wohl auch auffallen, wenn jemand mit Blumen oder Deko-Figuren den Friedhof verlasse. „Heute fällt das niemandem auf.“Kommentar Seite D2

Newspapers in German

Newspapers from Germany