Neuer Tiefstand bei den Lehrstellen
Die Regionaldirektion fordert größere Anstrengungen der Unternehmen.
DÜSSELDORF (maxi) So wenig Jugendliche wie noch nie haben im vergangenen Jahr eine Ausbildung begonnen. Etwa 510.900 junge Menschen schlossen einen neuen Ausbildungsvertrag ab, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Zahlen mitteilte. Das waren 1,1 Prozent weniger als 2015 und ein neuer Tiefstand. Gründe sind nach Einschätzung der Statistiker die geringere Zahl der Menschen in der für eine Ausbildung in Frage kommenden Altersgruppe und das steigende Interesse an einem Studium.
In Nordrhein-Westfalen ging die Zahl neu abgeschlossener Ausbildungsverträge um 2,1 Prozent auf 113.500 zurück. „Mit dieser Halbzeitbilanz darf sich NRW nicht zufrieden geben“, sagte Christiane Schönefeld, Leiterin der NRW-Regionaldirektion der Bundesanstalt für Arbeit, unserer Redaktion. „Die Wirtschaft schafft sich für die Zukunft ein Problem: Wenn heute zu wenige Fachkräfte ausgebildet werden, wird es in Zukunft immer schwieriger, geeignetes Personal auf dem Arbeitsmarkt zu finden“, warnte die Behörden-Chefin. Die Qualifikation der Bewerber in NRW steige seit Jahren, die Schulabschlüsse würden immer besser. „In der Regel kann in NRW jede, eine gute schulische Qualifikation voraussetzende Ausbildungsstelle mit den passenden guten Bewerbern besetzt werden“, sagte Schönefeld. Es gebe die Nachfrage und die Potenziale bei den Jugendlichen. Woran es fehle in NRW, seien ausreichend Angebote für diese jungen Menschen.
Landesarbeitsminister Rainer Schmeltzer (SPD) erklärte, zur Sicherung des Fachkräftebedarfs sei- en Unternehmen gut beraten, alle Schulabgänger in den Blick zu nehmen und nicht nur Jugendliche mit Abitur.
Vonseiten der NRW-Unternehmensverbände hieß es, die Betriebe hätten immer größere Schwierigkeiten, ihre Ausbildungsplätze auch tatsächlich zu besetzen. 2016 sei die Zahl der unbesetzten Ausbildungsplätze auf den höchsten Stand seit 19 Jahren gestiegen. Dadurch bestehe die Gefahr, dass Betriebe zwar ausbilden wollten, es aber nicht könnten und sich folglich aus der Ausbildung zurückzögen oder weniger Plätze anböten. „Wenn sich Ausbildungsplätze nicht mehr besetzen lassen, müssen sich allerdings einige Branchen auch fragen, wie sie die Arbeits- und Entlohnungsbedingungen attraktiver gestalten können“, sagte Schmeltzer.