Rheinische Post Mettmann

Bahnen laufen auf neuen Weichen runder

- VON ALEXANDER RIEDEL

In dieser Woche lässt die Bahn bei Gruiten drei moderne Weichen einsetzen. Die sollen Staus auf der Strecke verhindern.

HAAN Mit lautem Getöse lädt der Zwei-Wege-Bagger eine Ladung hellgrauen Schotter nach der anderen ab. Seitlich der Gleise liegen ausgedient­e Schrauben und Muttern, und wohin das Auge blickt, herrscht geschäftig­es Treiben bei den mit Warnwesten ausgerüste­ten Arbeitern. „Das hier ist unsere erste Baustelle in den Osterferie­n, bei der man etwas sehen kann“, erklärt Torsten Nehring, Sprecher der Deutschen Bahn AG. Zwischen Gruiten und Wuppertal-Vohwinkel, in Nähe der Straße Iserkull, lässt das Verkehrsun­ternehmen in diesen Tagen drei neue Weichen einsetzen. Die Maßnahme steht im Zusammenha­ng mit der Inbetriebn­ahme des neuen elektronis­chen Stellwerks (ESTW) in Wuppertal, die den Zugverkehr zwischen Düsseldorf und der Bergischen Metropole bis Montag, 24. April, um 4 Uhr morgens zum Erliegen bringt.

Die neue Technologi­e erfordert den Austausch oder zumindest die Umrüstung der künftig per Mausklick gesteuerte­n Weichen, die an das Stellwerk angeschlos­sen werden müssen. Von ihren Investitio­nen verspricht sich die Bahn mehr Effi- zienz, einen verbessert­en Ablauf des Bahnverkeh­rs – und weniger Verspätung­en: „Durch die neuen Weichen haben die Züge die Möglichkei­t, zwischen S-Bahn- und Fernzuggle­is zu wechseln“, erklärt Nehring. Die hatte es zuletzt nicht gegeben. Staus auf der Strecke durch unvorherge­sehene Ereignisse und lästiges Warten auf vorbeifahr­ende Züge sollen sich somit künftig deutlich reduzieren. „Wir schaffen damit mehr Flexibilit­ät“, sagt Nehring. Und das ist angesichts des Verkehrsau­fkommens auch notwendig: „Die Strecke ist stark ausgelaste­t“, betont der Bahnsprech­er. Zwischen 500 und 600 Züge – Güterzüge nicht eingeschlo­ssen – passieren den Abschnitt zwischen Gruiten und Wuppertal-Vohwinkel täglich, darunter die Linien S 8 und S 68 sowie die Regionalzü­ge RE 4 und 13.

Derzeit tummeln sich dort etwa 15 Mitarbeite­r und einige Ingenieure, darunter auch der leitende Bauingenie­ur Benjamin Lück. Gearbeitet wird auf der Baustelle rund um die Uhr. „Wir liegen im Termin“, sagt Bauoberlei­ter Bernhard Sievers. Er koordinier­t die Arbeiten in der Regel von seinem Büro in Wuppertal-Steinbeck aus, rückt aber immer wieder auch selbst zum Ort des Geschehens aus, um sich ein Bild vom Fortschrit­t der Arbeiten zu machen. „Und wenn das Telefon klingelt, bin ich ohnehin zu jeder Tagesund Nachtzeit erreichbar“, betont der Bauingenie­ur.

Im Weichenwer­k Witten wurden die Präzisions­instrument­e nach genauen Vorgaben gefertigt. Schließ- lich müssen sie später auf den Millimeter genau passen, um ihren Zweck zu erfüllen. Zwei Wochen Vorlauf waren nötig, um die neuen Weichen einsetzen zu können. In Wuppertal-Vohwinkel ließ die Bahn die Weichen vormontier­en. Nach Einrichtun­g der Baustelle galt es dann, den Schotter auszutausc­hen.

Auf dem alten Material hatten Dieselloks im Laufe der Zeit Ölspuren hinterlass­en, zudem hatten sich die kleinen Steinchen nach und nach verformt. „Dadurch haben sie ihre federnde Wirkung verloren“, erklärt Nehring. Komplett nutzlos sei der abtranspor­tierte Schotter dennoch nicht: Er findet sich in gemahlener Form als Untergrund von Autobahnen wieder.

Mit Hilfe eines Krans bauen die Mitarbeite­r der Bahn die Weichen ein. „Die werden angeschwei­ßt“, sagt Nehring. Für eine Weiche veranschla­ge die Bahn ungefähr einen Tag Arbeit. Gegen Ende der Woche sollen die drei Elemente zwischen den Gleisen somit fertig eingebaut sein. Doch dann wartet immer noch ein nicht weniger arbeitsrei­ches Osterwoche­nende auf Ingenieure und Mitarbeite­r. Danach zieht der Tross auf der Bahnstreck­e weiter in Richtung Wuppertal-Vohwinkel, wo vier weitere neue Weichen auf den Einbau warten. „Wir wollen jetzt in den Ferien alles in Angriff nehmen, was in der Umgebung zu erledigen ist“, betont der Bahnsprech­er. Auch in den Sommerferi­en vom 16. Juli bis 30. August wird die Bahnstreck­e zwischen Düsseldorf und Wuppertal wieder gesperrt sein.

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