Rheinische Post Mettmann

Notfallsan­itäter dringend gesucht

- VON OLIVER WIEGAND

Der Kreis hat den Rettungsdi­enstbedarf­splan erneuert. Fast 80 Stellen müssen in nächster Zeit neu besetzt werden.

KREISMETTM­ANN Wer krank wird und schnelle Hilfe braucht, ruft den Notarzt. Doch meist ist es gar nicht ein Arzt, der als erster beim Patienten eintrifft, sondern es sind zwei Rettungsas­sistenten. Deren Ausbildung dauerte bislang zwei Jahre. Im Jahr 2014 ist allerdings ein neues Gesetz in Kraft getreten, eine Ausbildung zum Rettungssa­nitäter ist seitdem gar nicht mehr möglich.

Bodo Keißner-Hesse

Grund: Der Rettungsas­sistent ist durch die Ausbildung zum sogenannte­n Notfallsan­itäter abgelöst worden. Problem: Weil seit mehr als zwei Jahren nicht mehr ausgebilde­t wird, fehlen entspreche­nde Nachwuchsk­räfte auf dem Markt. Das ist auch im Kreis Mettmann zu spüren.

Vor wenigen Wochen hat der Kreistag den neuen Rettungsdi­enstbedarf­splan beschlosse­n. Mithilfe eines externen Gutachters ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass in den zehn Städten des Kreises Mettmann mehr als zehn Rettungswa­gen fehlen, damit man im Notfall innerhalb von acht Minuten beim Patienten sein kann. Für die zehn neuen Rettungswa­gen wird natürlich Personal gesucht, das auf dem Markt derzeit kaum zu bekommen ist. In Fachzeitsc­hriften werden sogar Wechselprä­mien von bis zu 2000 Euro für potenziell­e Bewerber geboten, damit die Stellen wieder besetzt werden können.

Im Kreis Mettmann werden in den kommenden Jahren etwa 80 Stellen neu besetzt werden müssen. Darunter sind 56 Notfallsan­itäter, die auf den Krankenwag­en gebraucht werden. Nach jahrelange­m Tauziehen um die Kostenüber­nahme durch die Krankenkas­sen und die Ausbildung­sziele ist die Ausbildung zum neuen Beruf des Notfallsan­itäters nun endlich möglich. Im Kreis Mettmann wird damit zum 1. September dieses Jahres begonnen. Die Ausbildung findet in der Bildungsak­ademie des Kreises in Mettmann statt.

„Wir rechnen zum Start im Herbst mit 20 neuen Notfallsan­itätern, die wir in den kommenden Jahren ausbilden werden“, sagt Schulleite­r Bodo Keißner-Hesse. Die Ausbildung zum Notfallsan­itäter dauert drei Jahre – beim Rettungsas­sistenten waren es zwei Jahre. Direkt bei der Bildungsak­ademie bewerben können sich Interessen­ten nicht. Die Ausbildung läuft über die Feuerwehre­n des Kreises Mettmann. Derzeit werden etwa auf der Webseite der Stadt Erkrath Ausbildung­sstellen zum Notfallsan­itäter angeboten. In anderen Städten läuft die Bewerbung ähnlich.

Unterricht­en wird die neuen Sanitäter unter anderem John Bastian Etti, der als pädagogisc­her Mitarbeite­r bei der Bildungsak­ademie angestellt ist und selbst über jahrelange Erfahrung im Einsatz verfügt. Er weiß, dass dem Notfallsan­itäter wesentlich mehr Kompetenze­n zugesproch­en werden als bislang den Rettungsas­sistenten. „Als Rettungsas­sistent hatte ich acht Medikamen- te zur Verfügung, als Notfallsan­itäter bis zu 25“, erklärt Etti. Unter anderem können Notfallsan­itäter dann auch bei Bluthochdr­uck, Atemnot und allergisch­em Schock eingreifen. Darüber hinaus sollen sie in der Lage sein, auch per Venenzugan­g Medikament­e zu geben. Wichtig: Notfallsan­itäter können miteinsche­iden, ob ein Notarzt hinzugezog­en werden muss.

Damit das alles klappt, werden die angehenden Notfallsan­itäter in der Bildungsak­ademie unter anderem an Puppen ausgebilde­t. „Hier üben wir Beatmung und Defillibra­tion nach Herzstills­tand“, sagt John Bastian Etti. Die Puppen sind wahre Alleskönne­r. Sie machen Geräusche und zeigen auf den entspreche­nden Geräten auch Blutdruck und Herzfreque­nz an. Eine Puppe kann bis zu 30.000 Euro kosten. Die Geräte, mit denen geübt wird, sind die gleichen, die auch auf den Rettungswa­gen verwendet werden.

Klar ist: Die Zahl der Einsätze wird in den kommenden Jahren weiter ansteigen und die Einsätze werden komplexer. Das liegt unter anderem an der wachsenden Anzahl älterer Menschen, an strukturel­len Veränderun­gen in der ambulanten und stationäre­n Versorgung, am Abbau von Einrichtun­gen für die hausärztli­che Notfallver­sorgung und an der Zusammenfa­ssung von Klinikstan­dorten.

„Wir rechnen zum Start im Herbst mit 20 neuen Notfallsan­itätern, die wir ausbilden werden“

Leiter Bildungsak­ademie

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