Rheinische Post Mettmann

Musik ist eben die beste Therapie

- VON THOMAS PETER

Alte und Junge musizieren gemeinsam im Pflegeheim Otto Ohl.

WÜLFRATH Die gute Königin war verflucht. Ein böser Zauberer, der neidisch auf ihre Fröhlichke­it war, hatte ihr ihre Stimme und ihre Gedanken geraubt. Die Königin, die so gerne gesungen hatte, verstummte. Ihr Hofstaat und ihre Untertanen sangen verschiede­ne Lieder, um den Fluch zu brechen, doch nichts funktionie­rte. Das ist die Geschichte eines besonderen Musikthera­pieProjekt­es im Alten- und Pflegeheim Otto Ohl der Bergischen Diakonie Aprath.

Seit 20 Jahren besteht das Projekt KIOTO (Kinder im Otto-Ohl). Jeden Mittwoch treffen sich Kinder aus dem Heilpädago­gischen-Psycho- therapeuti­schen Zentrum (HPZ) mit den Senioren, um gemeinsam zu musizieren. „Es ist das Baby von Frau Hessenberg“, sagt Renate Zanjani von der Bergischen Diakonie. Musikthera­peutin Cornelia Hessenberg leitet die Gruppe bis heute. 2011 wurde sie dafür mit dem Förderprei­s der Deutschen Gesellscha­ft für Gerontopsy­chiatrie und - psychother­apie ausgezeich­net. Mit dem Preisgeld wurde nun diese Projektwoc­he durchgefüh­rt.

„Wir sind schon so aufgeregt alle zusammen“, sagte Cornelia Hessenberg zu Beginn der abschließe­nden Aufführung. „Wir haben das gemacht, was uns Spaß macht. Wir haben unsere Lieblingsl­ieder zu einer kleinen Geschichte verbunden“. Auch einen Film habe man zusammen geschaut und alles wurde mit der Videokamer­a begleitet, so dass in Kürze ein Film mit dem Titel „Auf Ohrenhöhe“auf DVD und im Internet zu sehen sein wird. „Es ist etwas ganz Schönes daraus geworden“, so Hessenberg. „Ihr seid eine ganz tolle Truppe“.

Eine Seniorin mit Papierkron­e saß in der Mitte und war die Königin. Das erste Lied sang sie noch fröhlich mit, dann der Paukenschl­ag – der böse Zauberer hatte seinen Fluch ausgesproc­hen. Ihr Hofstaat, also die sechs Kinder und zehn Senioren der Gruppe, überlegten, was man tun könnte. „Wie wäre es mit einem Wanderlied?“, schlug ein Junge vor. Also sang man „Das Wandern ist des Müllers Lust“, von Cornelia Hessenberg am Klavier begleitet.

Doch weder das Wanderlied, noch das Spaßlied („Frère Jacques, halt die Klappe“), noch das religiöse Lied („Hallelujah“von Leonard Cohen) funktionie­rte. Da schlug der Jüngste von allen vor, die weise Eule um Rat zu fragen. Und so wurde mit dem Lied „Die Gedanken sind frei“die Königin von ihrem Fluch erlöst.

Nicht jedes Kind sei einfach in jede Gruppe zu integriere­n, doch „trotzdem funktionie­rt es“, sagt Renate Zanjani. Cornelia Hessenberg verstehe es, die Kinder so zu motivieren, dass sie mit großer Feinfühlig­keit auf die Senioren eingingen. Ein Projekt mit Zukunft.

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RP-FOTO: OLAF STASCHIK Jeden Mittwoch treffen sich Kinder aus dem Heilpädago­gischen-Psychother­apeutische­n Zentrum (HPZ) mit den Otto-Ohl-Senioren.

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