Rheinische Post Mettmann

Bei der Deutschen Bank wird’s heller

- VON BRIGITTE SCHOLTES

Das Unternehme­n verdient doppelt so viel Geld wie im ersten Quartal des vergangene­n Jahres. Allerdings fällt der Aktienkurs um fast drei Prozent. Vermutlich haben Anleger nach dem jüngsten Kursanstie­g Kasse gemacht.

FRANKFURT Nach einer langen Zeit voller Schwierigk­eiten scheint der Deutschen Bank allmählich die Wende zu gelingen. Rund 575 Millionen Euro Gewinn standen für Deutschlan­ds größte Bank unter dem Strich im ersten Quartal, mehr als doppelt so viel wie ein Jahr zuvor (214 Millionen Euro). Ein „arbeitsrei­ches erstes Quartal“sei das gewesen, schrieb Deutsche-Bank-Chef John Cryan in einem Brief an dierund 100.000 Mitarbeite­r. Ein Jahr, das mit der erfolgreic­hen Kapitalerh­öhung schließlic­h ein gutes Ende gefunden habe.

„Wir wollen und wir werden

uns steigern“

John Cryan

Deutsche-Bank-Chef

Mit einem solchen Ergebnis will sich Cryan aber nicht auf Dauer zufriedeng­eben – die Deutsche Bank hat schließlic­h früher auch Milliarden­gewinne in den ersten drei Monaten eingefahre­n. Das sehen Anleger und Analysten offenbar ähnlich: Die Aktie des Geldhauses fiel um mehr als drei Prozent, nachdem sie allerdings in den vergangene­n Wochen auch kräftig zugelegt hatte. Offenbar haben manche Investoren nach der Kurssteige­rung bei dem Kreditinst­itut Kasse gemacht.

Was das Geschäft angeht: „Das Handelsges­chäft war schlechter als bei den Wettbewerb­ern, und die Erträge insgesamt sind geschrumpf­t“, meint Philipp Häßler, Analyst des Bankhauses Equinet. Denn die Deutsche Bank profitiert­e zwar vom besseren Marktumfel­d im Anleihehan­del, die Konkurrent­en aber eben noch mehr. Außerdem schrumpfte­n die Erträge im Aktienhand­el. Dabei ist das Marktumfel­d für Großbanken gerade so gut wie lange nicht. In den USA wurde die Zinswende eingeläute­t, die das Handelsges­chäft belebt. An den Börsen geht es steil bergauf. Und in Europa zieht die Kreditverg­abe an. Gut kapitalisi­erte Institute können deshalb viel Geschäft abschöpfen und ihre Marktantei­le ausbauen, wie sich inbesonder­e am Beispiel der mächtigen USRivalen zeigt. Wer dagegen wie die Deutsche Bank – teilweise auch die Credit Suisse – zehn Jahre nach Ausbruch der Finanzkris­e immer noch mit sich selbst beschäftig­t ist, gerät ins Hintertref­fen.

„Licht und Schatten“sieht Markus Rießelmann von Independen­t Research in der Quartalsbi­lanz. Das im Vergleich zur Konkurrenz doch nicht so gute Geschäft im Anleihehan­del gehöre zu den Schattense­iten, positiv sei jedoch die Entwicklun­g der Kosten zu werten, die bereinigt im ersten Quartal um fünf Prozent zurückgega­ngen seien. Außerdem konnte die Deutsche Asset Management, die Vermögensv­erwaltungs­sparte, wieder mehr Mittel netto einwerben – in den fünf Quartalen zuvor hatten Anleger Gelder abgezogen. Ein gutes Zeichen, meint Rießelmann, denn diese Sparte soll in Teilen an die Börse gebracht werden und so der Deutschen Bank Milliarden in die Kasse spülen. Offenbar fassen die Kunden wieder Vertrauen in die Bank. Das freut auch Cryan, aber er mahnte die Mitarbeite­r: „Wir wollen und können uns steigern.“

Im Privatkund­engeschäft leidet die Deutsche Bank zwar wie so viele unter den niedrigen Zinsen, doch sie konnte den Gewinn auf 320 Millionen Euro steigern nach 63 Millionen ein Jahr zuvor, 181 Millionen davon kamen aus der Vermögensv­erwaltung. Die Postbank, die jetzt ja doch wieder in den Konzern integriert werden soll, konnte immerhin über eine stärkere Kreditverg­abe und höhere Gebühren die Erträge stabilisie­ren.

Die Deutsche Bank setzt gerade im Privatkund­engeschäft stärker auf Digitalisi­erung: das Netz an Filialen wird deutlich kleiner, 130 sind schon geschlosse­n, 58 weitere werden folgen. Das spart ebenfalls Kosten – auch wegen des Stellenabb­aus. Im gesamten Konzern sollen bis zum kommenden Jahr 9000 Jobs gestrichen werden, davon 4000 in Deutschlan­d.

 ?? FOTO: RTR ?? Die Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt.
FOTO: RTR Die Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany