Rheinische Post Mettmann

Ein Atheist trifft Jesus in der Cloud

- VON LISA MAIER-BODE

Die Theatergru­ppe „half past selber schuld“zeigt „Kafka in Wonderland“.

Skurrile Figuren aus der Zukunft fragen das Publikum: „Könnt ihr damit leben, mit dem Tod?“In ihrer Welt kann der Tod durch Wonderland Inc. vermieden werden. Ein Konzern, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Menschen mit Nanotechni­k neu zu definieren. „Homo sapiens, adieu! Homo Deus, herzlich willkommen!“, rufen die Figuren.

Das Künstlerdu­o „half past selber schuld“feierte am Mittwoch mit ihrem Bühnencomi­c „Kafka in Wonderland“im FFT Premiere. Gemeinsam mit den Zuschauern blicken sie in die Zukunft und erschaffen in dem Puppenspie­l eine ironische Dystopie. In 70 Minuten zeigen die Künstler Episoden, die alle in der fiktiven Welt von Wonderland Inc. spielen. Hier haben Menschen die Möglichkei­t, ihr Bewusstsei­n nach dem Tod in einer Cloud hochzulade­n.

Für Gläubige etwa gibt es spirituell­e Clouds. So kommt es zu einer lustigen Szene, in der ein Atheist in der christlich­en Cloud auf Jesus trifft. Der Atheist ist verwirrt, ausgerechn­et dort gelandet zu sein, bis herauskomm­t, dass er zu faul war, aus der Kirche auszutrete­n, und mit der jahrelange­n Kirchenste­uer sein Weiterlebe­n in der Jesus-Cloud finanziert hat.

Auch für Schwangers­chaften hat Wonderland Inc. eine Alternativ­e: das Instant Baby, das man in der Mikrowelle zum Leben erweckt. Diese Technik hat jedoch zur Folge, dass es zu einer neuen Art von Gerichtsve­rfahren kommt, wenn die Mikrowelle unzufriede­n mit der Erziehung des Kindes ist und als drittes Elternteil das Sorgerecht fordert.

Das Künstlerdu­o „half past selber schuld“besteht aus Ilanit Magar- shak-Riegg und Sir Ladybug Beetle, eigentlich Frank Römmele. Die beiden Düsseldorf­er Künstler, die seit 1998 zusammenar­beiten, führen bei den Inszenieru­ngen Regie, komponiere­n die Musik, schreiben die Texte und stehen, gemeinsam mit weiteren Puppenspie­lern, auf der Bühne. Seit der RTL-Show „Die Puppenstar­s“, bei der „half past selber schuld“gewann, sind sie auch einem breiteren Publikum bekannt. In „Kafka in Wonderland“kreieren sie eine Zukunft, die von neuer Technik, Robotern und den Möglichkei­ten der Genetik bestimmt wird. Sie zeigen mit großer Spielfreud­e, welche Gefahren auf uns warten, aber auch, welche Chancen wir haben. Info „Kafka in Wonderland“ist noch heute und morgen, 20 Uhr, in den FFT Kammerspie­len, Jahnstraße 3, zu sehen. Die Tickets kosten 19 Euro, ermäßigt 11 Euro.

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FOTO: AVI/GILBERT VON STUDNITZ Der in Bonn geborene und in Düsseldorf lebende Pianist Karlrobert Kreiten bei einem Klavierabe­nd im Jahr 1941.

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