Rheinische Post Mettmann

Soraya Sala erzählt von Traumata in Israel

- VON HANNA EISENBART

WÜLFRATH Es wurde ein ergreifend­er Abend, den Soraya Sala einem interessie­rten Publikum in der Kathedrale Schlupkoth­en bot: die Geschichte einer palästinen­sischen Familie, die seit der Gründung des Staates Israel von einer Vertreibun­g in die nächste gezwungen wurde und unter entsetzlic­hsten Bedingunge­n versuchte, ein halbwegs normales Leben zu führen.

„Während die Welt schlief“ist ein Roman, der sich an das Leben der palästinen­sisch-amerikanis­chen Autorin Susan Abulhawa anlehnt, die als Mädchen in einer fast idyllisch beschriebe­nen Umgebung Palästinas ihre Kindheit erlebte und deren Leben sich im Jahre 1948 abrupt änderte, als der Staat Israel aus der Taufe gehoben wurde und Gebietsans­prüche umgesetzt wurden.

Amal und ihr Bruder Hasan wachsen in einer behüteten Familie auf und landen 1948 in einem Flüchtling­slager bei Jenin. Irgendwie lernt Hasan den Sohn einer jüdischen Familie kennen, die vor dem Holocaust habe fliehen können. Sie sprachen jeweils nicht die Sprache des anderen, aber sie verstanden einander und müssen sich Jahre später als Soldaten gegenüber stehen.

Im Juni 1967 spielen die Kinder noch unbeschwer­t, als donnerndes Krachen die Welt verändert: Tieffliege­r, Bomben, Maschineng­ewehre zerstören die scheinbare Idylle. Amal und ihre Cousine Huda werden in ein Loch im Küchenbode­n gezwängt und müssen dort die Grausamkei­ten eines hasserfüll­ten Krieges erleben, bis eine Bombe ihnen auch den letzten Schutz nahm. Eine Nonne versuchte den Verletzten zu helfen und wird von israeli- schen Soldaten aufgehalte­n: Es sind Reporter unterwegs. Die tapfere Nonne fragte, ob die Grausamkei­ten nicht publik werden dürften.

Die Wege der Geschwiste­r werden getrennt und erst 13 Jahre später treffen sich Amal und ihr Bruder im Libanon wieder, um dort erleben zu müssen, wie durch den Angriff des Feindes die junge Frau Yussefs, Fatima, und deren gerade geborenes Baby sterben. Die grenzenlos­e Trauer Yussefs mündet in grenzenlos­em Hass und Rache. Ein bewegendes Buch, das auf Wunschlist­en gehört.

Was Soraya Sala aus dieser Lesung gemacht hat, verdient höchste Anerkennun­g. Dramaturgi­sch reizvoll waren ihre Standortwe­chsel und ihr lebendiger Vortrag. Eine Lesung, die weit mehr war, nämlich vorgetrage­nes Theater mit ganz viel Emotion, die die musikalisc­he Begleitung von Krysztof Burdzy unterstric­h.

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