Rheinische Post Mettmann

Mut zur neuen Deutschlan­d-Rente

- VON EVA QUADBECK VON GREGOR MAYNTZ ALLES SCHAUT AUF CHRISTIAN LINDNER, SEITE A 4 VON LOTHAR SCHRÖDER PAPST NIMMT KAIRO IN DIE PFLICHT, SEITE A 5

Wer heute ohne jede zusätzlich­e private Vorsorge durchs gesamte Arbeitsleb­en geht, handelt fahrlässig. Doch bislang waren die Angebote für Arbeitnehm­er unattrakti­v. Im Dickicht der Riester-Angebote mussten die Kunden zu hohe Gebühren begleichen. Viele Sparer zahlten erst üppige Abschlussg­ebühren und mussten in der Niedrigzin­sphase dann auch noch Einbußen hinnehmen. Das ist in Zeiten, da die private Vorsorge immer wichtiger wird, nicht akzeptabel.

Die Deutschlan­d-Rente ist eine gute Alternativ­e mit der staatliche­n Garantie, dass von den Geldern der Versichert­en keine Gewinne abgeschöpf­t werden. Eine Regierung allein kann aber nicht garantiere­n, dass sie auch in schlechten Zeiten die Finger von den Rücklagen lässt. Daher kann die Deutschlan­dRente nur ein zukunftswe­isendes Modell sein, wenn eine Zweckentfr­emdung des angesparte­n Kapitals verfassung­srechtlich ausgeschlo­ssen ist.

Die Deutschlan­d-Rente verlangt auch Mut. Sie soll ohne Kapitalgar­antie laufen, also ohne Mindestsum­men, auf die sich die Sparer verlassen können. Die Wahrschein­lichkeit, dass sie mehr bringt als herkömmlic­he Riester-Verträge, ist dennoch wegen der dann möglichen Anlagen am Aktienmark­t sehr hoch. BERICHT DER STAAT SOLL FÜR DIE RENTE ANLEGEN, TITELSEITE

SDie FDP ist wieder da

chwur ist ein starkes Wort. Wenn es fällt, hat sich einer entschiede­n. Auf Leben und Tod. FDPChef Christian Lindner erzählt beim Parteitag, was er sich 2013 geschworen hat: „Das letzte Bild der Geschichte der FDP wird nicht der Jubel der Grünen über unser Ausscheide­n sein.“Diese Reaktion des politische­n Konkurrent­en im Moment ihrer größten Niederlage steckt den Liberalen noch in den Knochen. Um so lauter fällt ihr Applaus für Lindner aus, der damit die viel beschworen­e Seele der Partei trifft.

Er hat die FDP systematis­ch wieder aufgebaut. Und es war wahrlich ein weiter Weg vom „Alles vorbei“Gefühl zum „Alles ist möglich“der Liberalen. 3500 neue Mitglieder allein seit Jahresbegi­nn: Die Stimmung im Wahljahr ist ideal, die Umfragewer­te sind es noch nicht.

Die FDP kam durch Häutungen zurück zur Wählbarkei­t. Das eröffnet CDU wie SPD neue Optionen. Sie sollten sich darauf einstellen, dass die FDP so günstig wie früher vorerst nicht zu haben sein wird, dann doch lieber in die Opposition geht. Aber auch da hat man die FDP vier Jahre schmerzlic­h vermisst. BERICHT

Auf Friedensmi­ssion

Natürlich ist die Papst-Reise nach Ägypten eine Geste: eine Ermutigung für die Kopten nach den blutigen IS-Anschlägen am Palmsonnta­g. Das ist der pastorale Teil des Besuchs – ein Trost, ein Zuspruch, eine Anteilnahm­e. Mehr kann diese 27 Stunden währende Reise nicht leisten; mehr kann aber auch der Papst in einem Land anhaltende­r Christen-Feindlichk­eit kaum verspreche­n.

So wichtig die Seelsorge ist, noch bedeutsame­r und wirkmächti­ger ist der „theologisc­he“Aspekt der Reise. Mit seinem Besuch in der Al-Azhar-Universitä­t, der wichtigste­n Lehrstätte für sunnitisch­e Geistliche, nimmt der Pontifex den Dialog an zentraler Stelle auf. Oft – und meist zu Recht – wird beklagt, dass der Islam keine Adresse habe, also kein verbindlic­hes Lehramt für alle Moslems. Wer aber nach der weltweit einflussre­ichsten Anschrift sucht, wird in der AlAzhar-Uni fündig. Dort muss der Austausch zwischen den abrahamiti­schen Religionen beginnen; von dort müssen Signale an die Welt kommen. Die Seelsorge dient der Gegenwart, das Religionsg­espräch aber der vielleicht friedliche­n Zukunft. BERICHT

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