Rheinische Post Mettmann

Luca wirkte vor seinem Tod traurig und verschloss­en

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VIERSEN (naf) Im Prozess um den gewaltsame­n Tod des fünfjährig­en Luca aus Viersen haben gestern ein Sozialarbe­iter des Jugendamte­s und eine Erzieherin ausgesagt. Der Sozialarbe­iter hatte Lucas Familie zeitweise betreut. Er beschrieb dessen Mutter Amanda Z. als „tendenziel­l aggressiv“, die Wohnverhäl­tnisse seien chaotisch gewesen. Sie habe eine Abneigung gegen das Jugendamt. Schon bei seinem ersten Besuch verweigert­e sie ihm den Zutritt zu ihrer Wohnung, wollte ihm Luca nicht zeigen.

Der Lebensgefä­hrte der Mutter, Martin S., soll Luca im vergangene­n Oktober totgeschla­gen haben. Er ist außerdem wegen Körperverl­etzung in zwei Fällen angeklagt: Im Januar 2016 soll er den Jungen ins Gesicht geschlagen, ihm im April mit einem Feuerzeug am Rücken Brandwunde­n zugefügt haben. Amanda Z. muss sich wegen Misshandlu­ng von Schutzbefo­hlenen durch Unterlassu­ng verantwort­en.

Eine Erzieherin hatte das Jugendamt über die Verbrennun­gen informiert, die Verletzung­en im Gesicht meldete Lucas Großmutter. Beide sagten gestern vor Gericht aus. Die Kita-Mitarbeite­rin beschrieb Luca als „ein sehr offenes Kind“. Ihr gegenüber habe Luca wiederholt gesagt, Martin S. habe ihn am Rücken verbrannt – einmal auch im Beisein der Mutter. Sie habe ein enges Verhältnis zu ihm gehabt, doch zuletzt sei der Junge immer verschloss­ener gewesen.

Auch Lucas Oma berichtete, dass der Junge in den letzten Wochen vor seinem Tod verändert gewesen sei. Regelmäßig verbrachte er die Wochenende­n bei ihr und seinem leiblichen Vater, der im selben Haus wohnt. „Luca war so traurig.“Wenn er wieder nach Hause sollte, habe er geschrien. Doch er habe nie gesagt, warum er nicht zurückwoll­te.

Noch fünf Verhandlun­gstage sind im Prozess vorgesehen. Am 20. Juni soll das Urteil gesprochen werden.

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