Rheinische Post Mettmann

Bürgerbus umrundet den Globus

- VON ALEXANDER RIEDEL

Die ehrenamtli­che Initiative steuert auch entlegene Winkel von Erkrath an – und konnte einen Rekord vermelden.

ERKRATH Die Fahrer sind für Doris Bell schon fast wie alte Bekannte: „Jetzt, wo ich die Herren habe, nutze ich den Bürgerbus drei bis viermal pro Woche“, verrät die 82-Jährige, während sie am Haltepunkt Bouleplatz an der Gerberstra­ße wartet. Bis vor fünf Jahren habe sie noch selbst ein Auto gehabt. Doch ohne Fahrgelege­nheit sei der Heimweg mit den alltäglich­en Einkäufen beschwerli­ch.

„Ich wohne auf dem Berg, wo es keine Geschäfte gibt und sonst kein Bus fährt“, sagt Bell – und teilt dieses Schicksal mit vielen Erkrathern, die von den Fahrstreck­en des öffentlich­en Personenna­hverkehrs mehr oder weniger abgeschnit­ten sind.

Um diesem Problem zu begegnen, gründete sich im Jahr 2006 der Bürgerbusv­erein – und seit nunmehr fast sieben Jahren steuern die ehrenamtli­chen Fahrer mit dem Kleinbus 40 Haltestell­en in der ganzen Stadt an. Mehr noch: „Wir dürfen auch zwischen zwei Haltepunkt­en einmal stehenblei­ben, um jemanden praktisch an der Haustür abzusetzen“, erklärt Wolfgang Peter. Der Vorsitzend­e des Vereins kann auf eine echte Erfolgsges­chichte verweisen: „17.181 Fahrgäste haben wir insgesamt bereits mitgenomme­n.“Und im März knackte der Bürgerbus eine magische Grenze: Erstmals lösten 3000 Fahrgäste ein Ticket. „Sonst schwanken unsere monatliche­n Zahlen immer zwischen 2700 und 2900“, erklärt Harald Mars, der wie Wolfgang Peter regelmäßig hinter dem Steuer des Busses sitzt und zudem die Vereinszei­tung „Kleeblatt“herausgibt. Und noch einen imposanten Fakt hat er mit einem Schmunzeln parat: „Legt man alle Kilometer zusammen, die wir im Jahr fahren, haben wir unge- fähr einmal die Erde am Äquator umrundet.“Einmal im Monat treffen sich die 17 Fahrer – unter ihnen viele Rentner, die einst in unterschie­dlichsten Berufen arbeiteten – zur Gestaltung des Dienstplan­s. „Gefahren wird in drei Schichten“, erklärt Mars. „Von 8 bis 11 Uhr, von 11 bis 15 Uhr und von 15 bis 18.30.“Unterstütz­ung erhält die bürger- schaftlich­e Initiative von verschiede­ner Seite: Bei der Rheinbahn nahm der Verein ein Darlehen für den auf acht Personen ausgelegte­n Kleinbus auf, das er frühzeitig ablösen konnte. Und das Land Nordrhein-Westfalen fördert den Kauf eines neuen Busses mit 50.000 Euro. Die restliche Summe für das insgesamt gut 100.000 Euro teure Ge-

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Wolfgang Peter ist einer von siebzehn Fahrern des Bürgerbuss­es in Erkrath. „Wir sind wir eine große Familie“, sagt Peter. Es macht allen großen Spaß.

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