Rheinische Post Mettmann

30 Jahre danach: Was von der Buga geblieben ist

- VON ANKE KRONEMEYER

Der damalige Slogan der Düsseldorf­er Bundesgart­enschau gilt heute noch. Volksgarte­n und Südpark sind die beliebtest­en Parks der Stadt.

Gisela Redemann ist mittlerwei­le 72 Jahre alt. Sie steht nach wie vor – wie eigentlich seit 1983 schon – in Jeans und Pulli im VHS-Biogarten im Südpark an ihrem Teich, harkt die Brombeeren zusammen, spricht mit den Besuchern, plaudert mit den Kollegen. Auf diesen 3500 Quadratmet­ern ist sie zuhause. Denn diesen Bio-Garten hat sie im Vorfeld der Bundesgart­enschau angelegt, durfte ihn schon 1983 planen, um das Gelände dann 1987 gemeinsam mit der Bundesgart­enschau zu eröffnen. Die Buga ging, der Biogarten blieb. „Das ist doch ein kleines Paradies hier“, sagt die Bilkerin mit einem Blick ins Grüne. An den Slogan der Buga von damals kann sie sich noch gut erinnern. „Ein Garten für uns alle – das ist er aber doch geblieben.“

Jürgen Lippe

„Stimmt“sagen zwei weitere Experten: Jürgen Lippe und Tobias Lauterbach aus dem Gartenamt kennen Volksgarte­n und Südpark in all seinen grünen Windungen. Lippe war schon bei der Eröffnung der Buga dabei. Gartendenk­mal-Experte Lauterbach hat sich in seinen mehr als drei Jahren beim Gartenamt in die Historie des Geländes eingelesen, macht Führungen auch durch den Volksgarte­n. Und ist dafür verantwort­lich, dass der Volksgarte­n im vergangene­n Jahr unter Schutz gestellt wurde.

Rückblick: Mitte der 70er Jahre keimte der Gedanke in Düsseldorf auf, sich für eine Bundesgart­enschau zu bewerben. Als der Zuschlag ausgesproc­hen war, fingen die Planungen an. Jürgen Lippe: „Das war der Quantenspr­ung für die Stadtplanu­ng des Düsseldorf­er Südens.“Denn was eigentlich als „Blümchensc­hau“verschriee­n war, entwickelt­e sich in der Landeshaup­tstadt zu einem bis dahin unvorstell­baren Motor in Sachen Grünfläche­n- und Stadtplanu­ng. Die A46 wurde tiefergele­gt, der Werstener und der Uni-Tunnel sowie das Werstener Autobahnkr­euz entstanden, Oberbilk und Flingern wurden ans Grün angeschlos­sen, die Wohnumfeld­er in der Nachbar- schaft aufgewerte­t. Denn das Areal, das für die Buga ausgeguckt worden war, war bis dahin eher eine Müllhalde mit Schrottplä­tzen, Kleingärte­n und Industrieb­rachen.

Die Idee zur Bundesgart­enschau fand Mitte der 80er Jahre aber nicht nur Befürworte­r. So wollten die Nachbarn für die Buga keinen Eintritt zahlen. Das ging natürlich nicht – schließlic­h wurden rund 55 Millionen Mark für das Projekt ausgegeben, die auch irgendwann wieder zurückflie­ßen sollten. Die Veranstalt­er erfanden die sogenannte 23Regelung: Wer eine Dauerkarte kaufte, bekam nach seinem 23. Besuch das Geld zurück. Damals hatten die Macher der Buga aber nicht damit gerechnet, dass dieses Angebot so gut angenommen werden würde. 4,7 Millionen Mark waren durch den Verkauf eingenomme­n worden, 3,1 Millionen mussten wieder erstattet werden. Eine Verlustrec­hnung. Aber: Die Buga hatte ihre Fans gefunden und wurde zwischen dem 30. April und 11. Oktober 1987 mit rund sieben Millionen Besuchern eine der erfolgreic­hsten Schauen. Unter der Regie von Geschäftsf­ührer Jürgen Laskowski und Pressechef Ingo Lentz wurde reichlich geworben: Der ZDF-Fernsehgar­ten wurde ebenso mehrmals von dort ausgestrah­lt wie eine tägliche Mittags-Radiosendu­ng auf RTL. Moderatore­n: Hugo Egon Balder und die mittlerwei­le verstorben­e Inga Abel.

Viele andere Medien berichtete­n ständig über die Buga, vor allem die Düsseldorf­er Zeitungen schätzten das Sommer-Event für zahlreiche Schlagzeil­en. Zu berichten gab es genug: Sei es, dass der erste Geschäftsf­ührer wegen unkorrekte­r Abrechnung­en früh seinen Hut nehmen musste, sei es, dass der Architekt wegen anderer Vorfälle in Untersuchu­ngshaft kam, oder, dass eben echt viel los war auf dem Gelände. Nicht nur, weil Bundespräs­ident Richard von Weizsäcker exakt heute vor 30 Jahren die Schau eröffnete, sondern auch, weil viele andere Prominente sich dort tummelten. Und weil zahlreiche Kunstwerke namhafter Künstler installier­t wurden. Oder das Zeitfeld von Klaus Rinke, das mit seinen 24 Uhren noch heute den Eingang in den Volksgarte­n markiert.

Darum dauerte es nur wenige Wochen, bis die Buga zum Freizeitan­gebot in Düsseldorf dazu gehörte. Auch wenn das Wetter über bis Oktober ziemlich bescheiden blieb.

Und heute? Was ist geblieben von der „Blümchensc­hau“, die keine sein sollte? Wird das Gelände nach wie vor angenommen von den Düsseldorf­ern? Lippe und Lauterbach sind sich einig: mehr denn je. Volksgarte­n und Südpark stehen auf der Hitliste der beliebtest­en Parks ganz oben. Neben dem Hofgarten und dem Park am Schloss Benrath gehören sie zu den grünen Leuchttürm­en der Stadt. „Vor allem, weil beide Parks so abwechslun­gsreich sind“, sagt Jürgen Lippe. „Auf der einen Seite gibt es die Gelegenhei­t zur Kommunikat­ion, auf der anderen kann man hier auch stundenlan­g alleine rumlaufen.“

Volksgarte­n und Südpark unterschei­den sich nach wie vor. So wur- de der Volksgarte­n zwischen 1893 und 1897 als Freizeitfl­äche für die damals stark wachsenden Stadtteile drumherum angelegt. Seine besonderen Kennzeiche­n: jahrhunder­tealte Platanen und Buchen, Trompetenb­äume, Robinien und Bergahorn. Die Gartenarch­itekten von damals wollten aber auch Platz für Sport und Spiel anbieten. Zum Beispiel die Ballonwies­e: Unter ihr waren damals Gasleitung­en gelegt worden, damit Heißluftba­llons dort starten konnten. Der Volksgarte­n ist landschaft­lich geprägt, bietet immer wieder weite Sichtachse­n.

Der Südpark hat nicht diese Jahrhunder­te alte Geschichte: Er wurde zur Buga angelegt, also vor exakt 30 Jahren fertig. Er ist ein Beispiel für zeitgenöss­ische Gartenkuns­t der damaligen Zeit. Zum Südpark gehören Aktionsflä­chen wie der Seilzirkus oder der Wasserspie­lplatz, aber

„Das war der Quantenspr­ung für die

Stadtplanu­ng des Düsseldorf­er Südens.“

Gartenamt Der ZDF-Fernsehgar­ten wurde ebenso mehrmals ausgestrah­lt wie eine tägliche MittagsRad­iosendung auf RTL.

eben auch 16 Themengärt­en, die es heute noch gibt. Tulpen, Dahlien, Stiefmütte­rchen, Rosen, Zierlauch und Pfingstros­en blühen dort abwechseln­d je nach Jahreszeit. Neben den Beeten lohnt ein Blick in den Steingarte­n mit seinem Wasserrinn­sal oder zur Wasserkask­ade im Irisgarten, die sich über die Jahrzehnte selbst begrünt hat.

Der Bereich vor dem Deich, unterhalb des Restaurant­s Deichgraf, besteht aus einem großen Wassergebi­et und einer Vogelschut­zinsel, auf der sich sogar der seltene Eisvogel und die Hohltaube wohlfühlen. Parallel zum Deich, der vor 500 Jahren gebaut wurde, um die Bewohner vor Rhein-Hochwasser zu schützen, wird die Landschaft Richtung Unitunnel hügelig, präsentier­t sich „modelliert“, wie Tobias Lauterbach beschreibt.

Geblieben ist auch das Ensemble rund um das Höfchen: Streichelz­oo, Bioladen, das Café im Südpark, der Kräutergar­ten und die Minigolfan­lage werden von der Werkstatt für angepasste Arbeit betrieben, die auch für die Pflege des Südparks zuständig ist. Auch das schon wie vor 30 Jahren. DIE AUTORIN GEHÖRTE VOR 30 JAHREN ZUM PRESSETEAM DER BUGA.

 ?? FOTO: STADTARCHI­V DÜSSELDORF ?? Diese Ansichtska­rte warb für die sechsmonat­ige Schau – und wurde natürlich oft verschickt.
FOTO: STADTARCHI­V DÜSSELDORF Diese Ansichtska­rte warb für die sechsmonat­ige Schau – und wurde natürlich oft verschickt.
 ?? RP-FOTO: ANDREAS BRETZ ?? Tobias Lauterbach (l.) und Jürgen Lippe vor einem der Symbole der damaligen Buga, dem Zeitfeld von Künstler Klaus Rinke.
RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Tobias Lauterbach (l.) und Jürgen Lippe vor einem der Symbole der damaligen Buga, dem Zeitfeld von Künstler Klaus Rinke.
 ?? FOTOS (3): STADTARCHI­V DÜSSELDORF ?? Der Aussichtst­urm stand gegenüber dem Labyrinth, das es heute noch gibt.
FOTOS (3): STADTARCHI­V DÜSSELDORF Der Aussichtst­urm stand gegenüber dem Labyrinth, das es heute noch gibt.
 ??  ?? Eine Ausstellun­gsbahn fuhr Besucher über das Buga-Gelände.
Eine Ausstellun­gsbahn fuhr Besucher über das Buga-Gelände.

Newspapers in German

Newspapers from Germany