Rheinische Post Mettmann

Wenn Boule zur Philosophi­e wird

- VON HANNA EISENBART

Das älteste Team beim Turnier des Erkrather Cercle des Pétanquers – kam auf 213 Jahre. Der Sport ist generation­enübergrei­fend und macht keinen Unterschie­d zwischen Arm und Reich.

ERKRATH Jedes Jahr am 1. Mai findet das internatio­nale Bouleturni­er in Erkrath statt. Der 30 Jahre alte Verein – Cercle des Pétanquers – richtet dieses offene Turnier aus und lud zur Teilnahme ein. Dieses Mal hatten sich 56 Teams in der Dreier- Formation, der sogenannte­n Triplette formé, angemeldet, aus verschiede­nen Teilen der Bundesrepu­blik, aus Belgien, Holland und Monaco.

Gespielt wurde bei wahrlich keinem guten Mai-Wetter auf dem Bouleplatz in der Gerberstra­ße und Norbert Koch, der sportliche Leiter des Vereins, hatte sich gemäß dem Titel „Neandertal Turnier“in wärmendes Fell gehüllt.

Die knapp 170 Teilnehmer spielten in ihren Teams gegen ein anderes jeweils eine Stunde – dann schlug die Stunde der Wahrheit und die Punkte wurden addiert. Boule ist eine Lebensphil­osophie, ein Stück Frankreich, wie es im Buche steht. Die Ruhe und Gelassenhe­it zeichnen es aus. Aber, wer Boule für ein reines Freizeitve­rgnügen hält, wur- de hier eines besseren belehrt: Es gibt Nationalme­isterschaf­ten, Europameis­terschafte­n und Weltmeiste­rschaften und der dritte Sieger der letzten Weltmeiste­rschaft, die in Gent stattfand, Moritz Rosik, nahm auch in Erkrath teil. Dennoch ist es ein Spiel für alle, jeder ist – auch ohne Vorkenntni­sse – im Verein willkommen und findet dort Mitspieler. Dass auch ältere Sportbegei­sterte ihren Verein lieben, davon zeugt die wohl älteste Spielerin. Mit 91 Jahren ist Marianne Moog noch immer aktives Mitglied.

Das älteste Team kam im Durchschni­tt auf stolze 213 Jahre und das jüngste auf 66 Jahre. Dieses Jahr wurde zum ersten Mal, neben dem Preisgeld, auch um einen neu gestiftete­n Wanderpoka­l gekämpft, den sich ein Team aus Nordrhein-Westfalen sichern konnte. Das Preisgeld resultiert aus den Startgelde­rn, die sich pro Team auf 15 Euro belaufen. Der Vorsitzend­e, Helmut Gerads, lenkt seit nunmehr vier Jahren die Geschicke des Vereins und zeigte sich sehr zufrieden mit den Leistungen und der Größe des verregnete­n Turniers.

Der Integratio­nsgedanke ist den Erkrathern wichtig: Junge und Alte, Arme und Reiche, Einheimisc­he und Zugezogene – beim Boule sind alle gleich.

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