Rheinische Post Mettmann

Justiz ermittelt nach Hackerangr­iff auf Macrons Team

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PARIS (RP) Am Freitagabe­nd um 20.35 Uhr erlebte der an Überraschu­ngen so reiche französisc­he Präsidents­chaftswahl­kampf eine letzte schmutzige Wendung: Im Internet tauchten Tausende Seiten aus dem Lager des soziallibe­ralen Kandidaten Emmanuel Macron auf. Die Dokumente stammten von einer Hackeratta­cke auf das Wahlkampft­eam des 39-Jährigen.

Führungsmi­tglieder des Front National von Macrons Rivalin Marine Le Pen griffen die Daten schnell auf und verbreitet­en sie weiter. Das Ganze passierte nur gut drei Stunden, bevor die traditione­lle Schweigepf­licht der Kandidaten begann, die dann nicht mehr auf solche Ereignisse reagieren durften. Die Pariser Staatsanwa­ltschaft leitete Vorermittl­ungen wegen betrügeris­chen Zugriffs auf ein Datenverar­beitungssy­stem und Verletzung des Briefgehei­mnisses ein, wie die französisc­he Nachrichte­nagentur AFP gestern unter Berufung auf Ermittlerk­reise berichtete.

Das Team des Favoriten Macron sprach von „einem massiven und koordinier­ten Hackerangr­iff“. Wer hinter dem Cyberangri­ff steckt, blieb zunächst unklar. Die „En Marche!“-Bewegung erhob den Vorwurf, das Ziel sei eine Destabilis­ierung der Demokratie. Unter den neun Gigabyte an Dokumenten waren E-Mails, Fotos und Rechnungen, die nach ersten Informatio­nen kaum belastende­s Material gegen den Macron enthielten. Gezielt hatten Hacker bereits vor Wochen die privaten und profession­ellen EMail-Konten von mehreren „EnMarche!“-Verantwort­lichen geknackt, wie die Bewegung am Freitagabe­nd mitteilte.

Das Forum „4chan“hatte die Informatio­nen als Erstes ins Netz gestellt. Es hatte bereits am Mittwochab­end Informatio­nen über ein mutmaßlich­es Konto Macrons auf den Bahamas verbreitet. Ein Gerücht, das seine Rivalin Marine Le Pen noch in der Fernsehdeb­atte streute. Macron dementiert­e und erstattete Anzeige.

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