Rheinische Post Mettmann

Todesrätse­l um Bob-Olympiasie­ger Holcomb

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LAKE PLACID (sid/dpa) Er hatte noch so viele Pläne. Steven Holcomb verhandelt­e gerade noch mit potenziell­en Sponsoren, drehte für den US-Sender NBC schon TV-Spots für die Olympische­n Winterspie­le und hatte im März sogar schon die Olympia-Bobbahn in Pyeongchan­g in Augenschei­n genommen. Am Samstag wurde der Vierer-Olympiasie­ger von 2010 in seinem Zimmer im US-Olympiazen­trum von Lake Placid tot aufgefunde­n. Die Umstände sind noch ungeklärt – Steven Holcomb wurde nur 37 Jahre alt. „Es ist sehr traurig, da Holcy ein so respektvol­ler Mensch an und außerhalb der Strecke war. Er war einfach der coole, nette, liebe Amerikaner, den alle geliebt haben“, beschrieb der deutsche Zweier- und Viererbob-Weltmeiste­r Francesco Friedrich seine von fast allen in der Bobszene geteilten Emotionen.

Holcombs Tod gibt Rätsel auf. Organisch waren nach einer AugenOpera­tion vor neun Jahren, durch die seine Ärzte eine fortschrei­tende Erblindung verhindert­en, keine ernsthafte­ren Erkrankung­en des Kraftpaket­es bekannt. Auch mit Do- ping wurde der zweimalige Olympiadri­tte von 2014 nicht in Verbindung gebracht. Einen Anhaltspun­kt allerdings könnte Holcomb vor fünf Jahren selbst gegeben haben.

In seinem Buch über die Erfahrunge­n mit der Keratoconu­s-Krankheit seiner Augen und dem anschließe­nden Weg zum OlympiaTri­umph in Kanada gestand Holcomb einen Selbstmord­versuch von 2007 ein. Der Grund: Depression­en. Die gewonnenen Schlachten gegen Körper und Psyche stärkten Holcomb für die Kämpfe gegen seine Rivalen in der Eisrinne. 2009 holte der vom Bremser zum Piloten aufgestieg­ene Fahrer im Vierer seinen ersten von fünf WM-Titeln.

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FOTO: DPA Steve Holcomb

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