Rheinische Post Mettmann

Sündenbock Madlung sei Dank

- VON THOMAS SCHULZE

Der Routinier ist in Fortunas wackliger Viererkett­e der Anker. Und Julian Schauerte krönt seine schwache Leistung mit dem kuriosen Ausgleichs­tor, das er so nicht geplant hatte.

Überall da, wo große Menschenme­ngen zusammenko­mmen, gibt es einige wenige, deren Verhalten zu wünschen übrig lässt. Das ist bei Demonstrat­ionen, Volksfeste­n und Fußballspi­elen so, und natürlich auch bei der Fortuna. Bei der insgesamt hervorrage­nden Unterstütz­ung gab es eine handvoll Experten auf den Rängen, die schon pfiffen, als nur der Name Alexander Madlung verlesen wurde. Sie quittierte­n nicht etwa einen Fehler mit Unmutsäuße­rungen, sondern schon eine Ballberühr­ung. Damit bewiesen sie jedoch eindrucksv­oll, dass ihre Fachkenntn­isse ungenügend sind.

Madlungs Leistung gegen Würzburg rechtferti­gte die Pfiffe jedenfalls nicht. Im Gegenteil, der 34 Jahre alte Innenverte­idiger bot zwar keine gute Leistung, doch war er der Stabilste in einer wackligen Abwehr, in der Nervosität und Angst deutlich zutage traten. Madlung beeindruck­te den Gegner jedoch mit seinem Stellungss­piel und körperlich­er Präsenz. Letzterer hat Fortuna auch den so eminent wichtigen Ausgleich zu verdanken. Beim Freistoß in der Schlussmin­ute eilte der 1,93 Meter lange Madlung mit nach vorne. Beim von Julian Schauerte getretenen Freistoß attackiert­e er nicht etwa den herauseile­nden Würzburger Torhüter Jörg Siebenhand­l, sondern blieb nahezu stehen. Der Schlussman­n war jedoch nicht in der Lage, sich gegen Madlung durchzuset­zen und den Ball zu fangen oder auch nur wegzufaust­en. Und irgendwie fand der Ball den Weg ins Tor – zum Glück der Fortuna.

Die Ungeduld der Zuschauer war in einigen Situatione­n allerdings durchaus nachvollzi­ehbar. Immer wieder passten sich Madlung und Robin Bormuth den Ball in der zentralen Defensive zu. Das war nervig, aber auch verständli­ch. Die beiden suchten bei der Spieleröff­nung verzweifel­t Anspielsta­tionen im Mittelfeld, wo jedoch viel zu wenig Bewegung war. Es schien beinahe, als versteckte­n sich die Spieler, als hätten sie Angst, angespielt zu werden. Diese ermüdenden, ideenlosen Ballpassag­en erregten den Unmut der Fans, doch die vereinzelt­en Pfiffe hatten nicht die Ballführen­den verdient, sondern die abgetaucht­en Mitspieler.

Julian Schauerte hätte eigentlich der gefeierte Mann des Tages sein müssen. Der 29 Jahre alte rechte Verteidige­r hatte in seinem 93. Pflichtspi­el im Fortuna-Trikot sein erstes Tor für die Rot-Weißen erzielt, das sich am Saisonende gar als das rettende im Kampf um den Klassenerh­alt erweisen kann. Doch Schauerte war überhaupt nicht zum Feiern zumute. Nicht nur, weil er das Tor auf äußerst glückliche Weise erzielt hatte, sondern weil er ebenso wie seine Mitspieler eine erschrecke­nd schwache, ängstliche Vorstellun­g gezeigt hatte. „Wer das Tor gemacht hat, ist doch egal“, sagte Schauerte, der sich selbstkrit­isch gab. „Wir haben Würzburg voll in die Karten gespielt. Wie wir aufgetrete­n sind, das war zu wenig – ohne wenn und aber. Das wird wieder eine sehr unangenehm­e Woche.“

Adam Bodzek räumte ein, dass der Punktgewin­n glücklich war. All jenen Schwarzmal­ern, die von der schlechten Leistung gegen Würzburg auf den nicht mehr zu verhindern­den Abstieg schlossen, traten die Spieler jedoch geschlosse­n entgegen. „Wir glauben an uns. Wir wissen, was wir drauf haben“, sagte Adam Bodzek. „Wir müssen es aber auch auf den Platz bringen. Wenn wir den Glauben an uns verlieren, können wir einpacken.“

Davon ist Rouwen Hennings weit entfernt. „Keine Mannschaft steigt ab, weil sie sechs Mal schlecht spielt. Wir stehen die ganze Saison über dem Strich, entspreche­nd war unsere Leistung. Und ehrlich gesagt: Wenn wir in Nürnberg schlecht spielen und gewinnen, ist mir das scheiß egal.“Den allermeist­en Fans wird es ähnlich gehen, wenn natürlich auch nicht allen.

Stürmer Rouwen Hennings Ausgleichs­torschütze Julian Schauerte nach seinem ersten Treffer für Fortuna

Mannschaft­skapitän Oliver Fink

Mittelfeld­spieler Marcel Sobottka

Vizekapitä­n Adam Bodzek

Abwehrspie­ler Lukas Schmitz

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