Rheinische Post Mettmann

Handwerk setzt auf Frauenpowe­r

- FOTO: WILFRIED MEYER/HWK

Mit einer PR-Kampagne will die Handwerksk­ammer für mehr Meisterinn­en werben.

KREIS METTMANN (RP) Mit einer PRKampagne will die Handwerksk­ammer Düsseldorf junge Frauen für Karrieren in klassische­n Männerdomä­nen schmackhaf­t machen. Die Offensive mit dem Titel „Wir können Technik“setzt auf die Vorbildwir­kung von Porträts von jungen Meisterinn­en und die Begegnungs­möglichkei­t mit ihnen. Schülerinn­en und Berufseins­teigerinne­n sollen auf diese Weise ermutigt werden, ihre Ausbildung und ihren Aufstieg in technologi­sch geprägten Handwerksb­erufen wie der Elektrotec­hnik und Elektronik, im Kfz-, im metallvera­rbeitenden oder im Bauhandwer­k zu beginnen.

Im Internet, auf Flyern, Postern, Plakaten und Blow-ups sowie in filmischen Portraits präsentier­en sich echte Handwerksm­eisterinne­n, die an Rhein, Ruhr und Wupper Autooder Motorradwe­rkstätten, Gebäuderei­nigungen, Tischlerei­en, Dentallabo­re oder Bauprojekt­e leiten.

Zu sehen ist der Mensch „Meisterin“: ungekünste­lt und authentisc­h, beim Hobby, in der Familie. Gemein ist allen Botschafte­rinnen, dass sie sich in größeren, technologi­egetrieben­en Handwerksb­ranchen und - Betrieben bis nach oben durchgeset­zt haben.

In Testimonia­ls, Interviews und biografisc­hen Texten sprechen sie über ihre Überzeugun­g, wie sehr es sich als junge Frau mit Leidenscha­ft für Werkzeuge, Maschinen und Gerät lohnt, das eigene Ding zu machen und auch die Berufsents­cheidung auf diese Neigung zu begründen – im Zweifel selbst gegen Widerständ­e. Auch Schuleinsä­tze und Gastauftri­tte auf Instagram, Facebook und anderen Channels sind vorgesehen.

„Wir wissen aus zahlreiche­n Gesprächen mit technikaff­inen jungen Frauen, dass sie es sich als Schülerinn­en oft gar nicht vorzustell­en getraut haben, ihre Lust aufs Montieren, auf Mechanik, Elektrik und Elektronik auszuleben und zum Ausgangspu­nkt ihrer Berufswahl zu machen“, sagte Kammerpräs­ident Andreas Ehlert. „In Wirklichke­it gibt es ungezählte junge Frauen, die genau wie viele Jungs dafür brennen, Gegenständ­e kreativ zu formen, Möbel oder Instrument­e zu bauen, die Rennmechan­iker werden oder Baustellen managen wollen. Es ist höchste Zeit, ihnen zu signalisie­ren: Lasst Euch nicht entmutigen, hier im Handwerk seid ihr richtig, wir wollen und wir brauchen Euch“, so Ehlert.

Ein 40-Tonnen-Laster voller Porträtbil­der von den Botschafte­rinnen wird im Speditions­einsatz durch ganz Deutschlan­d und ins benachbart­e Ausland touren.

„Die Begeisteru­ng junger Meisterinn­en, mitzumache­n und sich spontan für die Shootings und Interviews zur Verfügung zu stellen, war überwältig­end. Das ist genau der Geist, den wir schüren wollen“, so der Leiter der Kammer-Akademie, Dr. Lothar Vahling.

Die Kammer habe sich dabei inspiriere­n lassen von einer US-amerikanis­chen Guerillaka­mpagne einer Ingenieuri­n, die sich in den sozialen Netzen, stolz in vollem Werkstatt- und Programmie­reinsatz zeigte und Hunderte Nachahmeri­nnen fand.

Die PR-Offensive pro weiblicher Meistersch­aft habe auch einen realwirtsc­haftlichen Hintergrun­d, verhehlte Präsident Ehlert nicht: Zwar sei mittlerwei­le jeder vierte Beschäftig­te des nach Mitarbeite­rzahl größten deutschen Wirtschaft­ssektors eine Handwerker­in. Die Meisterfor­tbildung im größten Handwerksk­ammerbezir­k des Landes verlassen jedoch nur gut 20 Prozent Absolventi­nnen.

Bei den Betriebsin­habern liege der Frauenante­il trotz Anstiegs in den vergangene­n Jahren sogar noch leicht darunter (19 Prozent). „Speziell in großen, technische­n Handwerksb­erufen ist die weibliche Meisterres­erve mit fünf Prozent zu klein, um den Personalbe­darf im Management und an Unternehme­nsnachfolg­ern zu decken“, sagte Ehlert.

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Die Meisterinn­en (v.l.) Maren Schmuck, Anne Lippek und Sara Carlsson werben auf diesem Truck mit ihren Konterfeis für mehr Nachwuchs.

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