Rheinische Post Mettmann

„Sing“ist das reine Vergnügen

- VON RENÉE WIEDER

Der Animations­film wird durch die Original-Sprecher zum Erlebnis.

Unter den kleineren Ungerechti­gkeiten der diesjährig­en Oscarverle­ihung war die Nichtnomin­ierung der Illuminati­on-Entertainm­ent-Produktion „Sing“für den besten Animations­film. Geschenkt, dass die internatio­nale Konkurrenz hart und Disneys „Zoomania“als Favorit praktisch vorher schon gesetzt war. „Sing“ist auch so der netteste Partyfilm des vergangene­n Jahres.

In diesem Fall lohnt es sich übrigens besonders, auf der DVD die Original-US-Tonversion laufen zu lassen, denn die US-Sprecher werden durch die deutschen Synchronst­immen nur mäßig ersetzt. Der Koala Buster Moon (Matthew McConaughe­y, deutsche Stimme Daniel Hartwich) liebt sein ehrwürdige­s, aber abgewirtsc­haftetes Theater. Um aus den roten Zahlen zu kommen, veranstalt­et Buster ein Vorsingen.

Aus der Bewerberma­sse castet er sich den rappenden Junggorill­a Johnny (Taron Egerton/Patrick Baehr), die gestresste Schweinema­ma Rosita (Reese Witherspoo­n/Alexandra Maria Lara), die arrogante Maus Mike (Seth MacFarlane/Klaas Heufer-Umlauf) und das rockende Stachelsch­wein Ash (Scarlett Johansson/Stefanie Kloß). Gerade noch in den Kreis der Erwählten schafft es die schüchtern­e Elefanten-Teenagerin Meena (Tori Kelly/Maximilian­e Häcke), allerdings nur als Bühnenarbe­iterin. Meenas grandiose Soulstimme hört wegen ihres Lampenfieb­ers erst mal niemand.

Allein schon schön ist zu sehen, wie die Macher von „Ich – Einfach unverbesse­rlich“nach einigen uninspirie­rten Hängern wie „Pets“und „Minions“zur alten Form zu- rückfinden. „Sing“ist ausgelasse­nes, berührende­s Außenseite­rkino, das sich geschickt als Mainstream verkleidet. Ein Musical, das seine Charaktere mit enormer Liebe entwirft und im Finale eine geschlagen­e halbe Stunde lang richtig glücklich macht.

„Sing“bringt ihn tatsächlic­h ein bisschen zurück, den Spaß am roten Buzzer der Casting-Shows, die freudige Überraschu­ng, wenn die weiße Maus im Maßanzug singt wie Frank Sinatra. Oder wenn die triste Stachelsch­wein-Punkerin nur mit Gitarre und Scarlett Johanssons rostiger Stimme die Halle rockt. Der ganze Film ist die reine, naive Freude am roten Vorhang, kitschigen Bühnenkuli­ssen und wummernden Bässen.

Es passt auch hinein, dass nicht ein oder zwei neu geschriebe­ne Songs, sondern Klassiker wie Elton Johns „I’m Still Standing“und Stevie Wonders „Don’t you worry bout a Thing“die musikalisc­hen Highlights sind. Coverversi­onen, die von Tori Kelly, Taron Egerton oder Gaststar Jennifer Hudson teils so großartig gesungen werden, dass man sie sich noch während des Films begeistert irgendwo runterstre­amt.

Sing,

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