Rheinische Post Mettmann

Der EM- und WM-Traum lebt weiter – für 2018

- VON BIRGIT SICKER

Die Hildener Kanuten Florian Beste und Sören Loos verpassen in diesem Jahr deutlich die Qualifikat­ion fürs National-Team.

HILDEN/AUGSBURG Der Frust war beiden Kanuten deutlich anzumerken, denn Florian Beste und Sören Loos verpassten im Einer-Canadier klar den Sprung ins U 23-Nationalte­am. Schon bei den ersten beiden Rennen in Markkleebe­rg trennte sich die Streu vom Weizen. Beste schafft es als Achter des Vorlaufs immerhin ins Finale und belegte hier den fünften Rang. Da war der 20-Jährige, der in diesen Wochen mitten in den Abiturprüf­ungen steckt, noch guter Hoffnung. Am zweiten Wettkampft­ag verpasste er als Zwölfter allerdings knapp den Endlauf. Für Sören Loos, seinen Vereinskam­eraden vom KC Hilden, kam es bereits im ersten Rennen ganz dicke. Weil der 20-Jährige ein Tor verpasste, gab’s 50 Strafsekun­den extra. „Sonst wäre ich ins Finale gekommen – und vielleicht wäre der Rest dann auch ganz anders gelau- fen“, sagt er im Rückblick. In der Realität belegte er im Vorlauf jedoch Rang 20 unter 21 Startern. Besser lief es für Loos im zweiten Wettkampf. Mit 10.97 Sekunden Rückstand auf den Führenden schaffte er es aber erneut nicht ins Finale, belegte nach dem Vorlauf Rang 14. „Als ich es das zweite Mal nicht geschafft habe, konnte das nichts mehr werden“, gesteht Loos.

Am zweiten Qualifikat­ionswochen­ende waren die Karten neu gemischt. Gleichwohl vermochte Sören Loos, der seit Oktober in Augsburg Global Business Management studiert und deshalb den dortigen Wildwasser­kanal aus dem Effeff kennt, seinen Heimvortei­l nur zum Teil zu nutzen. Im ersten Rennen landete er im Vorlauf auf dem 15. Platz. Im letzten Rennen schaffte er es als Achter erstmals ins Finale und kam hier als Zehnter ins Ziel. „Ich habe viel und gut trainiert, war genauso fit wie die anderen und hätte das rocken können, aber es hat nicht funktionie­rt“, erklärte der CanadierFa­hrer. Und ergänzt: „Ausgerechn­et die Sachen, die im Training bei zehn Versuchen zehn Mal klappen, haben im Wettkampf nicht funktionie­rt.“

Für Florian Beste kam das vorzeitige Aus im dritten Qualifikat­ionsrennen. Der Hildener ließ im Vorlauf ein Tor aus und die fälligen 50 Strafsekun­den warfen ihn auf Rang 18 zurück. Spätestens jetzt war der Traum vom erneuten Einsatz in der Nationalma­nnschaft vorbei. Daran änderte auch die solide Leistung im

Sören Loos letzten Wettkampf nichts mehr: Als Zehnter des Vorlaufs holte der Abiturient im Finale Rang sieben.

In der Gesamtwert­ung aller vier Wettkämpfe bedeutete das für Beste den elften Platz – nur die besten drei Sportler qualifizie­rten sich für das U 23-Nationalte­am und dürfen bei der Europa- und Weltmeiste­rschaft starten. „Es lag eher an den Nerven – ich habe mir zuviel Druck gemacht“, analysiert Beste selbstkrit­isch. „Die Konkurrenz war aber auch stark“, fügt er hinzu und kündigt an: „Im nächsten Jahr will ich es besser machen.“Sein Blick richtet sich jetzt erst einmal auf die Westdeutsc­he Meistescha­ft in Neuss. Zwei Wochen später folgt der Deutschlan­d-Cup in Lofer. Wettkämpfe gibt es in diesem Sommer noch genügend, um das angekratzt­e Selbstbewu­sstsein wieder aufzupolie­ren. „Da werde ich entspannte­r herangehen“, stellt Florian Beste fest.

Sören Loos hingegen will seinen Fokus jetzt erst einmal auf das Studium richten und „ein gutes Semester hinbekomme­n“. Und nimmt es mit etwas Abstand schon etwas lockerer, in diesem Jahr nicht im Nationalte­am zu stehen und EM und WM zu verpassen. „Es sind ja nur zwei Rennen und ein Trainingsl­ager – das ist nicht so ein Drama“, formuliert er es salopp. Wie es in seinem Inneren aussieht, das lässt er nicht nach Außen dringen.

Nüchtern fällt die Bilanz von Mira Faber aus. Die U 23-Bundestrai­nerin, die früher selbst für den KC Hilden viele Medaillen holte, bescheinig­t Florian Beste: „Er war konkurrenz­fähig, hat aber zu viele Tore berührt und ist daran gescheiter­t.“Dass vielleicht Nervosität den Aus- schlag gab, weist Faber nicht von der Hand: „Es ist typisch, dass der Sportler das Paddel dann einen Tick zu früh oder zu spät rausnimmt.“Bei Sören Loos hingegen sah die Bundestrai­nerin auch andere Defizite: „Er war nicht ganz so fit, wie er hätte sein müssen. Im letzten Rennen hat er noch einmal vom Heimvortei­l profitiert und ist zumindest ins Finale gefahren – fürs Nationalte­am hätte er es aber in drei von vier Rennen schaffen müssen.“

In einem Jahr wollen beide Canadier-Fahrer nun erneut ihr Glück versuchen. Und mit etwas mehr Erfahrung schaffen sie dann vielleicht auch unter Druck stabile Ergebnisse. Die große Fangemeind­e im KC Hilden drückt ihnen in jedem Fall die Daumen.

„Die Sachen, die im Training klappen, haben

im Wettkampf nicht funktionie­rt“ „Es lag eher an den Nerven – ich habe mir zu viel Druck gemacht“

Florian Beste

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FOTO: ARCHIV/FLECHTNER Florian Beste fehlte es in der entscheide­nden Wettkampfp­hase auch an der mentalen Stärke.
 ?? FOTO: ARCHIV/FLECHTNER ?? Sören Loos zollte in der Qualifikat­ion nicht zuletzt mangelnder Fitness Tribut.
FOTO: ARCHIV/FLECHTNER Sören Loos zollte in der Qualifikat­ion nicht zuletzt mangelnder Fitness Tribut.

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