Rheinische Post Mettmann

Völker wanderten schon immer

- VON CORDULA HUPFER

Dass Migration ein zwei Millionen Jahre altes Phänomen ist, zeigt eine Sonderauss­tellung im Neandertha­l Museum.

METTMANN In der Regel reagieren Museen recht langsam auf das aktuelle Zeitgesche­hen, manche sogar gar nicht. Dem Neandertha­l Museum an der Talstraße in Mettmann war es allerdings ein Anliegen, das derzeit heiß debattiert­e Thema der Einwanderu­ng von Menschen aus Afrika und Westasien so schnell wie möglich aufzugreif­en. Gelungen ist das mit der ab heute geöffneten, für Toleranz und Offenheit gegenüber dem scheinbar Fremden und Anderen werbenden Ausstellun­g „Zwei Millionen Jahre Migration“. Mög- lich wurde sie durch die Zusammenar­beit mit einem seit 2009 existieren­den Sonderfors­chungsproj­ekt der Universitä­t Köln.

Weil es keine rein wissenscha­ftliche Ausstellun­g sein soll, sondern auch eine für Familien mit kleineren Kindern, haben sich die Kuratoren mit allerlei interaktiv­en Medien – Anfassen ist dort ausdrückli­ch erwünscht – mächtig ins Zeug gelegt. Anhand von Kopfhörer-Stationen, drehbaren Würfeln und vielen kleinen Koffern und Kisten mit historisch­en Exponaten wird sie nämlich erzählt, die Geschichte der Ausbreitun­gsbewegung­en des Menschen, die so alt wie die Menschheit selbst. „Migration ist ein wesentlich­er Bestandtei­l des Menschsein­s“, bilanziert Museumslei­ter Gerd-Christian Weniger, und Kuratorin Melanie Wunsch ergänzt: „Unsere Ausstellun­g zeigt, dass es völlig normal ist, dass unterschie­dliche Menschen aufeinande­rtreffen und miteinande­r zurechtkom­men müssen, was nicht automatisc­h in kriegerisc­he Auseinande­rsetzungen münden muss. Das war seit Beginn der Menschheit so und das wird auch nicht aufhören.“Auf der Suche nach Nahrung, Wasser und anderen Ressourcen hätten sich Menschen stets sowohl in ihrer angestammt­en Region bewegt als auch andere Gebiete und Kontinente besiedelt. Und überhaupt: Unser aller Ursprung liegt in Afrika, denn von dort aus kam der „homo erectus“, der anatomisch moderne Mensch, nach Asien und Europa und verbreitet­e sich. Vor erst 7000 Jahren wanderten Ackerbauer­n und Viehzüchte­r aus der heutigen Türkei nach Europa ein und vermischte­n sich mit der ansässigen Bevölkerun­g. Vor 4000 Jahren zog es Menschen aus den östlichen Steppen in Richtung Westen und es kam erneut zur Vermischun­g und zum Austausch von Kulturen. Den Sprung in die Gegenwart des Auswandern­s bewältigt die Mettmanner Ausstellun­g mit gefilmten, aktuellen Migranten-Interviews, in denen es um die Hintergrün­de des Gehens und des Ankommens geht. Auch das Rahmenprog­ramm zur Ausstellun­g stellt die Frage, woher wir kommen, und lädt zum Hinterfrag­en des persönlich­en genetische­n Erbes ein. Bis 5. November dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Sonderführ­ungen für Lehrer, Schulklass­en und weitere Gruppen unter wwww. neandertha­l.de .

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