Werkeln vom Keller bis zum Dach: Dachdecker müssen zupacken
Ziegel, Schindeln und ausnahmsweise auch mal Reet: Dachdecker sorgen dafür, dass man im Haus im Trockenen steht. Die Vergütung kann sich sehen lassen.
Wenn sie einem aufs Dach steigen, muss das keiner fürchten. Dachdecker bringen Ziegel oder Schindeln an, montieren Solaranlagen und Blitzableiter. Ab und an beginnt ihr Job aber auch ganz unten. „Die Arbeiten reichen vom Keller bis zur Dachspitz“, sagt Claudia Büttner, Sprecherin des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckergewerbes.
Im unteren Teil des Gebäudes dichten Dachdecker das Bauwerk gegen Feuchtigkeit und Grundwasser ab. An den Wänden bringen sie Wärmedämmungen und Fassadenbekleidungen an. Diese warten, inspizieren und reparieren sie auch. „Der Dachdecker ist ein Fachmann für die Gebäudehülle“, sagt Artur Wierschem, Geschäftsführer des Bundesbildungszentrums.
Ein bestimmter Schulabschluss ist für die Ausbildung nicht vorgeschrieben. Er spiele bei der Bewerberauswahl auch eine nachgeordnete Rolle, sagt Monika Hackel vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). 2015 haben rund 3200 Lehrlinge ihre Ausbildung zum Dachdecker begonnen, davon waren rund zwei Drittel (64 Prozent) Hauptschulabsolventen. Bundesweit gibt es etwa 12.500 Betriebe mit mehr als 60.000 Beschäftigten.
Die duale Dachdecker-Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre. Jugendliche haben die Wahl zwischen zwei Fachrichtungen. Wirschem: „Der größte Teil entscheidet sich für die Fachrichtung Dach-, Wand- und Abdichtungstechnik. Ein kleiner Teil spezialisiere sich auf Reetdächer.
Handwerkliches Geschick ist für diesen Beruf eine wichtige Voraussetzung. Außerdem müssen Jugendliche die Baustoffe gut kennen. Wie leicht entflammbar ist ein Material? Wie beständig? Wofür kann es eingesetzt werden? „Gefragt sind auch technische Affinität und mathematisches Verständnis“, erläutert Artur Wierschem. Sie müssen Flächen richtig messen und das dafür notwendige Material planen können.
Angehende Dachdecker sollten die frische Luft mögen und ordentlich zupacken können. „Der Beruf erfordert körperliche Fitness“, sagt Büttner. Zudem müssen sich Dachdecker auf ihre Kollegen, die sie sichern, verlassen können. „Teamfähigkeit ist gerade hinsichtlich des Arbeitsschutzes besonders wichtig“, sagt Wierschem.
Das tarifliche Ausbildungsgehalt liegt im ersten Jahr bundesweit bei 650 Euro brutto im Monat. Im zweiten Jahr sind es 800 und im dritten 1050 Euro brutto. Die Ausbildungsvergütung zählt damit zu den höchsten im gesamten Handwerk. Je nach Betrieb kann die Vergütung aber auch deutlich gerin- ger sein, allerdings darf in der Ausbildung nicht weniger als 20 Prozent unter Tarif gezahlt werden.
Nach der bestandenen Gesellenprüfung liegt der tarifliche Bruttostundenlohn im ersten Jahr bei 16,04 Euro (Tarifzeitraum 1. Oktober 2016 bis 30. April 2017). Der Mindestlohn beträgt seit Anfang dieses Jahres 12,25 Euro. Der Gesamtumsatz des Dachdeckerhandwerks lag 2015 bei neun Milliarden Euro.
Nach erfolgreicher Ausbildung und einigen Jahren Berufserfahrung bieten sich dem Gesellen verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten. Die Perspektiven reichen vom Gruppenführer oder Vorarbeiter über den Meister bis hin zu einem weiterführenden Studium. „Wenn man einen Beruf sucht, der Aufstiegschancen bietet, sollte man Dachdecker werden“, sagt Wierschem. Der Beruf sei krisenfest. „Jeder braucht ein Dach über dem Kopf.“