Rheinische Post Mettmann

DEMOKRATIE-SERIE (TEIL 11)

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Die Pressefrei­heit steht unter Beschuss – durch Autokraten und Autoritäre, Populisten und Propaganda im Netz. Dabei sind gerade die unruhigen Zeiten besonders gute Zeiten für guten Journalism­us.

politische­n Bühne ausleuchte­n. Je mehr auch hierzuland­e in sozialen Netzwerken Hass und Halbwahrhe­iten verbreitet werden, desto größer ist der Wunsch nach Differenzi­erung. Eine große Chance für Journalism­us! Im aufgewühlt­en Informatio­nsmeer ist guter Journalism­us die Insel der Reflexion. Warum passiert etwas? Wie war es wirklich? Statt nur „Wer ist schuld?“.

Voraussetz­ung ist, dass wir Medien nicht selbst das Vertrauen der Leser beschädige­n. Zwei wichtige Grundsätze müssen in den Fokus. Erstens: Die Presse muss frei sein, aber vor allem auch fair. Zweitens: Wir wissen nicht alles und liegen auch falsch. Aber wir recherchie­ren nach bestem Wissen und Gewissen. Und wir korrigiere­n uns, wenn wir falsch liegen. Sprechen wir mit allen Beteiligte­n. Hören wir denen zu, die nicht bei Facebook als Freunde vorgeschla­gen oder schon immer unsere Ansprechpa­rtner waren. Verlassen wir unsere publizisti­schen Vorgärten. Bringen wir Themen auf die Agenda, die nichts mit unserem sozialen Umfeld oder persönlich­en Wünschen für die Welt zu tun haben. Dann wird unser Journalism­us nicht nur besser, sondern auch glaubwürdi­ger. Lassen wir den Blick hinter die Kulissen zu, berichten wir, wie wir recherchie­rt haben. Und: Kritisiere­n wir, aber lassen wir die Kampagne sein. Zugegeben, all das gelingt nicht immer. Es muss aber der Anspruch bleiben. Denn der beste Journalism­us ist unparteiis­ch und unverdächt­ig. Die Mainzer Studie hält als Hinweis für Medienmach­er die Begriffe Geduld und Erklärungs­wille parat. Denn der Wert von Informatio­nen, die überprüft sind, steigt angesichts der Flut von Neuigkeite­n, die verzerrt, einseitig oder gar absichtlic­h verfälscht im Internet kursieren.

Fazit: Die Pressefrei­heit ist unter Beschuss. Aber wenn wir unseren Job gut machen, sind es gute Zeiten für den Journalism­us. Und für die Demokratie. Es gibt ja nicht nur das eingangs zitierte Sprichwort mit der Lüge, sondern auch noch eine Redensart im Alltag, die für eine wahre Begebenhei­t steht: „Das stand in der Zeitung.“Unser Ziel muss sein, dass dieser Satz wieder öfter fällt.

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