Rheinische Post Mettmann

Der Unterricht­sausfall ist nur ein Problem

- VON KIRSTEN BIALDIGA VON MICHAEL BRÖCKER VON ROBERT PETERS FERNSEHSEN­DER ZENSIEREN PFIFFE..., SEITE B 1

Es gibt nicht viele Politikfel­der, in denen eine Landesregi­erung so viel bewirken kann wie in der Schulpolit­ik. Abitur nach acht oder neun Jahren, neue Schulforme­n wie Gesamtschu­le oder Orientieru­ngsstufe, längeres oder kürzeres gemeinsame­s Lernen – über all dies können Landespoli­tiker entscheide­n. Entspreche­nd groß sind die Unterschie­de zwischen den Bundesländ­ern bei Investitio­nen in Bildungspo­litik, Abi-Noten, Wochenstun­den oder Klassengrö­ßen. In vielen dieser Diszipline­n rangiert NRW bundesweit mittlerwei­le im unteren Drittel, bei Leistungsv­ergleichen stehen hiesige Schüler oft gar nicht gut da.

Dabei ist der Rohstoff Wissen gerade für Nordrhein-Westfalen existenzie­ll, wenn der Strukturwa­ndel zum konkurrenz­fähigen Hightech-Standort gelingen soll. Im Schulallta­g aber mit seinen Schieferta­feln, wackeligen Overhead-Projektore­n, schlechten W-Lan-Verbindung­en und spärlichen Computerpl­ätzen deutet darauf wenig hin.

Es ist gut, wenn Schwarz-Gelb die Schulpolit­ik ins Zentrum des Regierungs­handelns stellen will. Auch die Bekämpfung des Unterricht­sausfalls und mehr Lehrerstel­len sind ein Schritt in die richtige Richtung. Getan ist es damit allerdings noch lange nicht. BERICHT SCHULEN ÄCHZEN..., TITELSEITE

Europa wird teurer

Wenn die erste Europareis­e von US-Präsident Donald Trump eine Gewissheit gebracht hat, dann diese: Trump ist alles, aber kein Transatlan­tiker. Er interessie­rt sich für saudische Scheichs, aber kaum für die großen Fragen Europas: Migration, Klima. Und beim Freihandel ist er ein Besessener des Unilateral­ismus.

Die Konsequenz: Die USA bleiben der wichtigste Verbündete, die Freundscha­ft mit dem amerikanis­chen Volk ist tief. Aber von der Trump-Administra­tion werden Deutschlan­d und die EU wenig erwarten können, wenn es um die Bewältigun­g globaler Probleme geht. Angela Merkel hat recht, wenn sie sagt, dass die Europäer ihr Schicksal stärker in die eigene Hand nehmen müssen. Was sie nicht gesagt hat, ist, dass dies teuer wird für die Steuerzahl­er. Die größte Volkswirts­chaft der EU wird sich stärker in Nordafrika engagieren, mehr Mittel für Investitio­nen in den gebeutelte­n Südländern bereitstel­len und bei den Militäraus­gaben aufstocken müssen. Und Deutschlan­d wird auf Souveränit­ät verzichten. Man wird sich noch nach dem US-Schutzschi­ld sehnen. BERICHT EXPERTE: TRUMP VERDREHT FAKTEN..., TITELSEITE

Kunstprodu­kt Fußball

Der Protest hatte geschmackl­iche Grenzen, Vereinsgre­nzen hatte er nicht. In seltener Einmütigke­it stimmten Dortmunder und Frankfurte­r Fans vor dem Pokalfinal­e über den Veranstalt­er ab. Minutenlan­ge Wechselges­änge, in denen der Deutsche Fußball-Bund als „Scheiß DFB“und „Fußballmaf­ia DFB“geschmäht wurde, untermalte­n das wie immer seltsame Auftaktpro­gramm zum stimmungsv­ollsten Spiel im deutschen Fußball.

Es war eine Inszenieru­ngswut, zu der sonst nur die US-amerikanis­chen Profiligen fähig wären. Wie beim Super-Bowl-Finale stieg zur Pause eine hiesige Göttin vom Schlagerhi­mmel hinab. Helene Fischers „Atemlos“ging jedoch in einem Pfeifkonze­rt unter. Daran beteiligte­n sich nicht nur sendungsbe­wusste antikapita­listische Ultra-Kampfgrupp­en, sondern viele, viele seriöse Fußballfre­unde. Es war ihr Protest gegen eine durchkompo­nierte Kommerzsho­w.

Doch erst wenn der Protest gegen die Künstlichk­eit der Veranstalt­ung Profifußba­ll Füße bekommt, die aus dem Stadion streben, wird beim DFB über diese Entwicklun­g nachgedach­t. Dann ist es wohl zu spät. BERICHT

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