Rheinische Post Mettmann

Vettel triumphier­t in Monte Carlo

- VON CHRISTIAN HOLLMANN

Der Ferrari-Fahrer aus Heppenheim setzt sich dank der Boxenstopp-Strategie vor seinem finnischen Teamkolleg­en Räikkönen durch. Mercedes-Star Hamilton schafft es nach einem desolaten Qualifying nur auf Rang sieben.

MONTE CARLO (dpa) Sebastian Vettel tanzte vor dem Fürstenpaa­r aufs Podest und bekam das Siegergrin­sen gar nicht mehr aus dem Gesicht. Von unten dröhnte danach der Gesang seiner glückselig-stolzen Mechaniker zur italienisc­hen Nationalhy­mne. 16 Jahre nach Michael Schumacher­s Triumph hat der viermalige Formel-1-Weltmeiste­r wieder für einen Ferrari-Sieg in Monaco gesorgt und den schwächeln­den Lewis Hamilton in der WM vorerst distanzier­t. „Unglaublic­h, es war ein sehr intensives Rennen“, sagte Vettel beim Interview direkt nach dem Rennen, das der zurückgetr­etene Weltmeiste­r Nico Rosberg führte. „Ich wusste, ich habe eine Chance zu gewinnen, die musste ich nutzen. Das ist mir gelungen“, sagte Vettel.

Dank einer cleveren Strategie und einer makellosen Leistung zog Vettel im Teamduell an dem von der Pole Position gestartete­n Kimi Räikkönen vorbei, der die Zeremonie mit dem monegassis­chen Fürstenpaa­r mit versteiner­ter Miene verfolgte. „Es fühlt sich nicht wirklich gut an“, sagte der Finne.

Vettel baute durch den 45. Formel-1-Sieg und den dritten in dieser Saison seinen Vorsprung auf WMWidersac­her Hamilton im Mercedes auf 25 Punkte aus. Der dreimalige Champion und Vorjahress­ieger raste nach einer verkorkste­n Qualifikat­ion wie entfesselt vom 13. Startplatz immerhin auf den siebten Platz. „Ich bin sehr glücklich mit den Punkten, das war das Beste, was ich rausholen konnte.“Teamkolleg­e Valtteri Bottas verpasste als Vierter hinter Daniel Ricciardo im Red Bull das Podest. „Das ist keine tolle Ausbeute“, meinte Mercedes-Teamaufseh­er Niki Lauda. „Hoffentlic­h war das unser schlechtes­tes Wochenende“, betonte Teamchef Toto Wolff.

Für die weiteren deutschen Piloten endete das Rennen vorzeitig und für einen von beiden mit mehr als einem Schrecken: Nico Hülkenberg musste seinen Renault mit rauchendem Motor abstellen. Pascal Wehrlein landete nach einem heftigen Abflug fast kopfüber mit seinem Sauber in den Reifenstap­eln. Der DTM-Champion von 2015, der wegen eines Unfalls bei einem JuxRennen im Januar wegen Brüchen im Brustwirbe­lbereich mit Verspätung in die Saison gestartet war, stieg aus seinem Auto, spürte aber die Folgen des Einschlags. „Mal sehen, wie es dem Rücken geht“, meinte er. „Es ist ziemlich ärgerlich.“Er war durch eine Berührung der Räder mit dem McLaren-Honda von Ein-Rennen-Rückkehrer Jenson Button ausgehoben worden.

Die Hoffnung von Vettel, direkt beim Start Räikkönen zu überholen, waren nach gut 200 Metern dahin. Er kam am Finnen, der erstmals seit de, 21. Juni 2008 in Magny-Cours / Frankreich) den ersten Startplatz erobert hatte und dabei in 1:12,178 Minuten so schnell wie noch keiner den 3,337 Kilometer langen Kurs gemeistert hatte, bis zur Sainte Devote, der ersten von 19 Kurven, nicht vorbei. Platz zwei gegen Bottas im Mercedes und die folgenden Rivalen konnte er aber problemlos verteidige­n. Immerhin schadlos überstand Hamilton den Start. Nach dem Qualifikat­ions-Desaster mit einem hilflosen Fahrer und einem ratlosen Team konnte er zunächst nur einen Platz gut machen. Der Rückstand auf die Spitze wuchs und wuchs, nach zwölf von 78 Runden war er schon fast eine halbe Minute hinter Räikkönen, ehe Hamilton sich richtig warm gefahren hatte und mit seiner Aufholjagd begann.

Viel passierte zunächst nicht. Bei der Prozession durch die engen Gassen des Fürstentum­s fuhr Ferrari ein einsames Rennen. Spekulatio­nen um eine Teamorder machten schnell die Runde. „Nee, möchte ich nicht“, hatte Vettel, der zuvor einmal in Monte Carlo (2011) gewinnen konnte, aber vor dem sechsten Saisonrenn­en schon betont.

Echte Überholman­över blieben weiterhin Mangelware. Dafür begann die Zeit der Boxenstopp­s: Und Vettel machte bei zwei megaschnel­len Runden auf alten Reifen Zeit gut, nachdem Räikkönen vor ihm zum Reifenwech­sel gekommen war. Der Finne kam exakt zur Rennhälfte an die Box. Es klappte: Vettel kam ein paar Meter vor Räikkönen zurück auf die Strecke, zudem zog Ricciardo an Bottas vorbei.

Dabei schien es zu bleiben, bis das Safety Car wegen des WehrleinUn­falls kam. Das Feld wurde zusammenge­staucht. Beim Neustart erwies sich Vettel erneut als überlegen. Dahinter verteidigt­en die machtlosen Verfolger ihre Plätze.

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