Rheinische Post Mettmann

Ein Lokal zum Verlieben

- VON RABEA GRUBER

„Wunderbar, sehr freundlich, einladend, liebevoll ausgestatt­et, dazu sehr guter Kaffee und leckerer Kuchen“, schwärmen Besucher des neu eröffneten Ausflugslo­kals „Neandertal No. 1“. Die Chefin hat noch viele Pläne.

ERKRATH/METTMANN Der voluminöse Teigkringe­l ist von einer feinen Puderzucke­rschicht bedeckt. Drinnen versteckt sich luftige Schokolade­ncreme. „Das Paris-Brest“, sagt Caterina Klusemann, „soll von der Form her an einen Fahrradrei­fen erinnern. Benannt wurde es nach dem französisc­hen Radrennen.“Derzeit werden im Ausflugslo­kal „Neandertal No. 1“jede Menge dieser Leckereien gebacken – ein Testlauf für die Tour de France. Wenn die Radler Anfang Juli durchs Tal flitzen, soll

„Jeder, mit dem ich spreche, verbindet mindestens eine Geschichte

mit dem Haus“

Caterina Klusemann

Café-Betreiberi­n

sich das Publikum mit den französisc­hen Leckereien stärken. Zum „Grand Départ“werden auch viele Gäste von außerhalb kommen – für Caterina Klusemanns Café ist das eine erste große Belastungs­probe.

Vor drei Wochen standen in dem Lokal nämlich noch Baugerüste, jetzt sind die wichtigste­n Umbauarbei­ten geschafft und die ehemaligen Neanderstu­ben haben sich zu einem modernen Café gemausert. Bisher öffnet es nur von 14 bis 18 Uhr, bis Anfang Juli sollen aber bei erweiterte­n Öffnungsze­iten auch Frühstück und Aperitifs auf der Karte stehen. „Zur Tour de France wollen wir natürlich Wein und Käse servieren.“Klusemann hat viele Ideen für das alte Steinhaus, in das sie sich bei Spaziergän­gen durchs Neandertal verliebt hatte. „Als ich sah, dass das Haus zum Verkauf steht, wusste ich: Das ist das Richtige.“

Das Haus ist ein Herzenspro­jekt für die Filmemache­rin, aber eben auch ein Großprojek­t, das in den letzten Monaten viel Zeit, Geld und Nerven gekostet hat. Auch jetzt, in den ersten Wochen der Wiedereröf­fnung, sei die Anspannung noch groß. „Manchmal muss ich deshalb innehalten und mir anschauen, was wir in den letzten Monaten schon geschafft haben“, sagt sie. „Und das ist doch eine ganze Menge.“

Das fällt auch dem Besucher auf, der das historisch­e Steinhaus betritt. Seit Anfang Oktober ist das alte Gebäude kernsanier­t worden. Der Charme blieb dabei erhalten – das war alten wie neuen Besitzern wichtig. „Wir haben der Vorbesitze­rin Frau Hünecke versproche­n, das Haus zu lieben und zu ehren“, so Klusemann. Tatsächlic­h sind bei den Umbauarbei­ten jede Menge alte Schätze zum Vorschein gekommen, zum Beispiel steinerne Rundbögen, Kappendeck­en und die alte Höhle, die aber wohl erst in einiger Zeit wieder zugänglich sein wird. Neben den Besonderhe­iten des Hauses haben sie auch Fundstücke überrascht, die jetzt in einer Vitrine nahe der offenen Küche gezeigt werden. Dazu gehören alte Tagebücher und ein antikes Waffeleise­n. „Es waren auch schon einige alte Stammkunde­n hier, um zu sehen, was wir aus dem Haus gemacht haben“, berichtet Klusemann. Sogar aus Krefeld sei ein Stammgast hergekomme­n, um sich im „Neandertal No. 1“umzusehen. „Wir haben bisher sehr positive Rückmeldun­gen bekommen. Das macht natürlich Mut.“Das alte Haus gehöre auf dem Papier zwar ihrer Familie, zu Hause fühlten sich hier aber Menschen aus der ganzen Region. „Es ist fasziniere­nd. Jeder, mit dem ich spreche, verbindet mindestens eine Geschichte mit dem Haus.“Das könne ein Abenteuer sein, eine Romanze oder einfach nur die Erinnerung an den besonders leckeren Kartoffels­alat. „Irgendwann in diesem Jahr möchten wir einen Geschichte­nabend machen“, kündigt die neue Chefin an. Sie wünscht sich, dass dann auch Gerlind Hünecke dabei ist und von ihren Erleb- nissen in und mit dem Haus erzählt. Klusemann und ihre Familie wollen aber auch neuen Erinnerung­en den Weg bereiten. Im Café kann man bald Picknickkö­rbe bestellen – je nach Wunsch auf Familien oder Paare abgestimmt. Damit können die Besucher dann losziehen. Geeignete Picknickpl­ätze in der Umgebung werden derzeit von den drei Töchtern des Hauses und deren Freunden erkundet.

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RP-FOTOS: STEPHAN KÖHLEN In unmittelba­rer Nähe des Neandertha­l Museums an der Talstraße kann jetzt wieder lecker gespachtel­t werden.
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