Rheinische Post Mettmann

Interpack will auch im Ausland vorne sein

- VON UWE-JENS RUHNAU

Die Fachmesse war in diesem Monat die größte Messe, die je in Düsseldorf stattgefun­den hat. Jetzt will man auch internatio­nal noch stärker werden. So soll der Interpack-Ableger in China im November stark wachsen.

Ein witziger Empfang ist es am Stand der Firma Theegarten-Pactec. Eine riesige Walnuss thront über dem Eingang an einer Ecke, ihre Hälften hält ein Reißversch­luss zusammen. „Die beste Verpackung, die die Natur erschaffen hat“, sagt Markus Rustler im Vorbeigehe­n, „und wir haben uns dafür noch einen Verschluss ausgedacht.“Rustler ist Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter des Unternehme­ns, und die Interpack Anfang Mai ist für ihn die wichtigste Messe überhaupt. „Wir sind sehr zufrieden mit dem Verlauf“, sagt Rustler und strahlt. 30 Anlagen wird man am Ende verkauft haben, da ist er zwei Tage vor Messeschlu­ss sicher.

Theegarten-Pactec bietet ein gutes Beispiel, um zu erklären, was das Geschäftsm­odell der Messe Düsseldorf ausmacht. Auf einer Messe stellt sich eine Branche mit ihren aktuellen Trends ihren Kunden vor. „Messen sind Spiegel der Wirtschaft“, sagt Messechef Werner M. Dornscheid­t. In Düsseldorf geht es hauptsächl­ich um Investitio­nsgüter – Maschinen und Anlagen, die Fachbesuch­ern vorgestell­t werden.

Vielfach sind Mittelstän­dler Partner der Messe – wie Theegarten­Pactec, das Unternehme­n stellt mit der Messe auch an anderen Orten auf der Welt seine Produkte vor. Spezialisi­ert ist man auf Maschinen für die Verpackung von Süßwaren – des einzelnen Bonbons oder der Schokolade beispielsw­eise. Das geschieht in hochmodern­en Anlagen teils mit einer Leistung von mehr als 2000 Stück pro Minute.

Die Firma hat eine deutschdeu­tsche Geschichte. Theegarten, 1934 in Köln gegründet, übernahm nach dem Mauerfall das Staatsunte­rneh- men Pactec in Dresden. Dieses hatte in Spitzenzei­ten 3000 Mitarbeite­r und war technologi­sch top, ein Weltmarktf­ührer und Devisenbes­chaffer. Bei der Übernahme waren es weniger als 300 Mitarbeite­r.

Heute macht der Verpackung­sspezialis­t 90 Prozent seines Umsatzes von 65 Millionen Euro im Ausland. Von den 400 Mitarbeite­rn sind 90 in Forschung und Entwicklun­g eingesetzt. Die Messe mit ihrer Internatio­nalisierun­gsstrategi­e und den „Global Portfolios“, zu denen die „interpack alliance“gehört, ist ein enger Partner. Inhaltlich, aber auch geschichtl­ich. Denn als die Süßwarenbr­anche in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunder­ts beschloss, eine eigene fachspezif­ische Messe zu etablieren, wurde 1958 die Interpack als Internatio­nale Messe für Verpackung­smaschinen und Süßwarenma­schinen in Düsseldorf aus der Taufe gehoben. Franz Theegarten hatte sich für die spezielle Messe in der Landeshaup­tstadt stark gemacht, wie auf der FirmenHome­page stolz vermerkt wird.

Für Markus Rustler, den Nachfolger in der vierten Generation, ist die Interpack – sie war diesmal die größte Messe, die je in Düsseldorf veranstalt­et wurde – die absolute Nummer eins. „Hier erfahren wir, in welche Richtung sich der Markt entwickelt; was die Konkurrenz macht, was die Kunden wollen.“Auf der Firmen-Homepage stehen bereits die nächsten Auslandste­rmine. Im Juni geht es zur ProPak Asia in Bangkok, im September zur Pack Expo in Las Vegas. Beides sind keine Veranstalt­ungen der Messe Düsseldorf. So erklärt sich das Ziel von Bernd Jablonowsk­i, dem zuständige­n Global-Portfolio-Director der Düsseldorf­er Messe, dass man auch in den Auslandsmä­rkten die Nummer eins werden wolle.

China etwa hat einen stark aufgesplit­terten Markt. Die Messe ist dort sehr aktiv, die Tochterges­ellschaft zählt mehr als 70 Beschäftig­te. Einer der beiden Chefs ist Heiko M. Stutzinger. Er setzt nach den Vorgaben von Jablonowsk­is Team die „Swop“um, die Shanghai World of Packaging. Die zweite Auflage findet im November statt, und sie soll größer werden als die Premiere. 2015 zählte man 22.600 Besucher, 21.000 Quadratmet­er Hallenfläc­he wurden vermietet. „Ein sehr guter Start“, sagt Stutzinger, jetzt strebe man ein Wachstum von 20 bis 30 Prozent an. Die Konkurrenz sei riesig, es gebe in China mehr als 50 Verpackung­smessen. Die finden meist jährlich statt, die Chinesen lieben das Tempo. Die Messe bleibt in China beim Zwei- und in Düsseldorf beim Dreijahres­rhythmus.

Die Düsseldorf­er wollen mit ihrer guten Struktur und Sonderange­boten punkten. Die Interpack-Struktur mit acht Schwerpunk­tbranchen von Food- bis Industrieg­üterverpac­kungen wird übertragen, zudem gibt es Konferenze­n, Seminare, Workshops, die Initiative „Save Food“gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung – alles echte Wettbewerb­svorteile. Für Rustler ist „nach der Interpack vor der Interpack“. Denn auch Theegarten-Pactec ist dabei und versucht wie vor 60 Jahren die Messe zum Erfolg zu machen. Dafür hat er sich mit anderen Lieferante­n der Süßwarenbr­anche zusammenge­tan. Von der Rohmasse der Leckereien bis zur großen Endverpack­ung: Die Unternehme­n stellen gemeinsam in einem Pavillon aus, um den chinesisch­en Kunden einen Mehrwert zu bieten. So haben am Ende vermutlich wieder einmal beide einen Erfolg – die Messe und ihre Aussteller.

Gleichzeit­ig ist das Ziel, von allen Auslandsmä­rkten neue Kunden für die Leitmessen in Düsseldorf zu gewinnen. Davon haben auch andere in der Stadt etwas, die Messe löst an vielen Stellen Umsätze aus, Umwegrenta­bilität nennt man das. Jetzt im Mai bezog das Theegarten-Team 50 Zimmer im Lindner-Hotel am Airport, für die Interpack 2020 sind die Zimmer schon reserviert – und für die Messe 2023 gibt es eine Vorreservi­erung. Hinzu, so Rustler, kämen Vertreter aus 100 Ländern, die meist nicht alleine anreisten, auch sie würden in entspreche­nder Zahl Zimmer in Düsseldorf buchen.

Der Unternehme­r lobt Düsseldorf. Die Stadt mit ihren kurzen Wegen habe eine hohe Lebensqual­ität, die Restaurant­szene sei vielfältig. Er gehe mit Gästen ins Kaiserswer­ther Schiffchen oder andere Top-Lokale, mit den Mitarbeite­rn gebe es traditione­ll einen Abend im Füchschen. „Und wenn Sie indische Kunden haben, brauchen Sie vegetarisc­he Angebote – aber die gibt es ja auch.“Er selbst habe gerade das „Bread & Roses“von Volker Drkosch besucht und es sehr gut gefunden. Er freue sich schon jetzt aufs Wiederkomm­en.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Markus Rustler auf dem Düsseldorf­er Messegelän­de. Er ist mit seinem exportorie­ntierten Unternehme­n Theegarten-Pactec ein enger und langjährig­er Partner der Messe.
 ??  ?? Heiko M. Stutzinger (l.) ist für die Messe in China, Bernd Jablonowsk­i ist Global Portfolio Director der Interpack.
Heiko M. Stutzinger (l.) ist für die Messe in China, Bernd Jablonowsk­i ist Global Portfolio Director der Interpack.

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