Rheinische Post Mettmann

Schriftste­ller erzählen von der Freiheit

- VON ELENA ERBRICH

Unter dem Motto „Liberté!“lesen rund 30 Autoren, darunter Carolin Emcke, bei den Düsseldorf­er Literaturt­agen aus ihren Werken.

Düsseldorf ist bekannt als Stadt der Mode und der Kunst. Ab dem 6. Juni zeigt sie, dass sie auch Stadt der Literatur ist. Zum siebten Mal finden dann die Düsseldorf­er Literaturt­age statt. Bis zum 18. Juni lesen rund 30 Autoren aus ihren Werken. Das Motto in diesem Jahr: „Liberté!“, also Freiheit.

Das Gefühl von Freiheit erlebt auch der Protagonis­t in Peter Stamms Roman „Weit über das Land“. Thomas verlässt von heute auf morgen seine Familie, entspringt seinem Leben, geht einfach weg. „Der Roman passt super zu unserem Thema“, sagt Maren Jungclaus vom Literaturb­üro NRW. Sie war es, die Stamm unbedingt für die Literaturt­age gewinnen wollte. Am Ende eines sehr regen E-Mail-Verkehrs – Stamm hat viele Anfragen für Literaturf­estivals und war fast ausgebucht – sagte er doch zu. „Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat“, so Jungclaus. Ende des vergangene­n Jahres begannen die vier Organisato­ren, das Heine-Institut, das Literaturb­üro, das Zakk und die Zentralbib­liothek, mit den Vorbereitu­ngen für die Literaturt­age. Nicht immer mussten die Verantwort­lichen wie bei Stamm lange auf eine Zusage warten. „Carolin Emcke hat sehr schnell zugesagt“, stellt Jungclaus fest. Emcke, die 2016 mit dem Friedenspr­eis des deutschen Buchhandel­s ausgezeich­net wurde, liest aus ihrem Essay „Gegen den Hass“. In diesem schreibt sie über Rassismus, Fanatismus und Demokratie­feindlichk­eit und stellt die Frage nach den Grenzen der Freiheit.

Wie die Protagonis­ten in den Werken anderer Autoren, die bei den Literaturt­agen dabei sind, so begibt sich auch die Hauptfigur in Marlene Streeruwit­z’ Roman auf eine Reise. „Yseut“ist der Name des Werks und auch der der Protagonis­tin. Yseut reist nach Italien und gleichzeit­ig in ihre Vergangenh­eit. Mit einer Pistole im Gepäck erlebt die Heldin nicht nur seelische Talfahrten, sondern auch lebensbedr­ohliche Situatione­n, in welche die Mafia verstrickt ist. Auf eine Reise gehen auch die vier Hauptfigur­en in Dagmar Leupolds Roman „Die Witwen“. „Wir haben Heimweh nach etwas, das wir nicht kennen. Also müssen wir es suchen“, heißt es darin, und so brechen die vier Frauen aus ihrem Heimatdorf aus. Im Theatermus­eum kann das Publikum diesem Trip folgen.

Geschichte­n voller Komik bietet Torsten Sträter. Der Autor, Kabarettis­t und Slam-Poet liest aus seinem Buch „Der David ist dem Goliath sein Tod“. In den Kurzgeschi­chten erzählt Sträter mitten aus dem Leben, zum Beispiel von Oma Christels verhasstem Köter Struppi. Aber Vorsicht: Wer zu laut lacht, könnte sich auf dem Hörbuch verewigen. Sträter liest sein Buch im Zakk nämlich für die Hörbuchver­sion ein.

Über das Leben, Feminismus, Freiheit, Aussichtsl­osigkeit und Depression schreibt Stefanie Sargnagel. Dabei sprengt sie Genregrenz­en und ist ab und zu wortkarg. Sargnagel erhielt den BKS-Bank-Publikumsp­reis beim Wettbewerb zum Ingeborg-Bachmann-Preis 2016. Während der Literaturt­age wird sie nun im Zakk aus ihren Texten lesen.

Der Sozialphil­osoph Oskar Negt wird aus seinem 2016 erschienen­en Buch „Überlebens­glück“lesen. Darin erzählt der in Ostpreußen gebo- rene Negt von seiner Kindheit und Jugend. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriege­s floh er nach Dänemark, lebte dann nahe Ostberlin. Nach einer weiteren Flucht in Richtung Westen fühlte er sich in Freiheit. Von der Enge einer Kleinstadt schreibt Friedrich Ani. Aus seinem Roman „Nackter Mann, der brennt“liest er in der Zentralbib­liothek. „Die Stadt will große Namen für die Literaturt­age“, sagt Jungclaus. Für das nächste Jahr möchte die Organisato­rin mehr Lokalkolor­it einbauen: „Ich werde mich dafür einsetzen, dass es eine ,Lange Nacht der Düsseldorf­er Literatur‘ geben wird.“

Neben den rund 30 Veranstalt­ungen der Literaturt­age gibt es vom 8. bis zum 11. Juni wieder den Bücherbumm­el auf der Kö – und das schon zum 31. Mal. Literaturl­iebhaber können sich an 75 Ständen Nachschub für ihre Bücherrega­le besorgen. „Der Bücherbumm­el steht und fällt mit dem Wetter“, sagt Jungclaus. „Das wird aber sicher super.“

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