Rheinische Post Mettmann

Öko-Experte fordert mehr Wildblumen

- VON DIRK NEUBAUER

Ein ökologisch­er Stadtrundg­ang mit einem Mitarbeite­r der Verbrauche­rzentrale zeigt Mängel auf.

METTMANN Mensch und Baum kommen selten zusammen auf einen grünen Zweig. Der eine nutzt den Schatten, die Früchte, das Holz; der andere wird eingezwäng­t, zugeteert, angepinkel­t, mit Streusalz berieselt und am falschen Standort gesetzt. Diese These belegte Philip Heldt im Rahmen eines ökologisch­en Stadtrundg­angs, zu dem drei Bürgerinne­n eingeladen hatten – eine von ihnen ist die Vorsitzend­e des Bürgerforu­ms, Ilona BungertDel­lit: „Wir wollen einen Experten dazu hören, was in Mettmann möglich ist!“Der aus Dortmund kommende Heldt zeigte 15 Spaziergän­gern, was seiner Ansicht nach alles falsch läuft beim Mettmanner Straßenbeg­leitgrün. Und als wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r der Gruppe Umwelt in der Verbrauche­rzentrale NRW hatte er einen Vorschlag parat, wie sich Mettmann gegen die „Diktatur“des pflegeleic­hten Bodendecke­rs zur Wehr setzen könne. Heldt ermunterte dazu, „Guerilla-Gärtner“zu werden.

Dazu braucht es ein waches Auge, eine kleine Schaufel im Rucksack und ein paar Päckchen oder praktische Streubüchs­en mit Wildblumen­samen. Schnell säen, regelmäßig gießen und nicht zu viel um Erlaubnis fragen. Dem Öko-Experten geht es nicht bloß um ein paar bunte Blümchen im öffentlich­en Straßenrau­m. „Wir haben in den vergangene­n 20 Jahren rund 80 Prozent unserer Insekten verloren“, sagte Heldt. Der Grund: Die Brummer finden immer weniger Pollen als Nahrung. „Deshalb die Wildblumen.“Für die Baumscheib­en in der Stadt sah Philip Heldt keine schnelle Hilfe. Ob die Kastanie auf dem Jubiläumsp­latz oder weitere Beispiele an der Evangelisc­hen Kirche: Meist sind die Erdscheibe­n rund um Baumstämme viel zu klein, fest getrampelt und von Wurzelwerk durchzogen. „Hier müsste man erst einmal den Boden auflockern und durch kleine Zäune verhindern, dass Passanten darüber laufen.“Und auch einfach nur Samen auszustreu­en, empfiehlt Heldt nicht. Es würde ein bis zwei Jahre dauern, bis etwas zu sehen ist. „Besser wäre es, stadtgeeig­nete Blumen oder auch Kräuter zu pflanzen und sorgfältig zu pflegen.“Auf der Kleinen Mühlenstra­ße entdeckte Heldt „die kleinste Baumscheib­e der Welt“– hier haben Straßenpfl­asterer rund um dünne Stämme nur zwei Daumen breit Platz gelassen. „Damit sage ich dem Baum, wenn Du noch weiter wächst, kommst Du weg!“Zudem habe das Gartenamt eine Kirschart in die Stadt verpflanzt: „Ein völlig ungeeignet­er Standort für Kirschen!“Im Unterschie­d dazu entdeckte Heldt eine geeignete Baumscheib­e gegenüber der Musikschul­e; groß und mit lockerem Boden – ein Findling verhindert, dass Autos dem Baum zu nahe kommen. „Hier können sie Wildblumen aussähen. Am besten mit der Harke unterarbei­ten.“Auch der Neubau des Kreisverwa­ltungsgebä­udes an der Goethestra­ße sei geeignet: „Vor der Vorfahrt sind offenbar Gräser gesät worden. Die brauchen aber etwas, bis sie geschlosse­n stehen. In den ersten ein, zwei Jahren hätten Wildblumen dort durchaus eine Chance.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Naturschut­z-Experte Philip Heldt zeigte beim ökologisch­en Stadtrunga­ng, wie man „Guerilla-Gärtner“werden kann.

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