Rheinische Post Mettmann

Die volle Härte des Rechtsstaa­ts

- VON EVA QUADBECK VON FLORIAN RINKE VON MARTIN KESSLER

Unter den abgeschobe­nen Asylbewerb­ern ohne Bleiberech­t findet sich stets auch ein überdurchs­chnittlich hoher Anteil an Straftäter­n. Dass Bund und Länder diese Menschen in ihre Heimatländ­er zurückschi­cken, ist nicht zu kritisiere­n. Man kann nicht nach einem Ereignis wie der Kölner Silvestern­acht nach der vollen Härte des Rechtsstaa­ts rufen, um ein Jahr später eben diese Härte wieder in Frage zu stellen. Grundsätzl­ich gilt das auch für Abschiebun­gen nach Afghanista­n. Dennoch sind der erneute Anschlag und die massive Kritik an der Sicherheit­slage in Afghanista­n zu Recht Anlass für Bund und Länder, weitere Abschiebun­gen erst nach einer erneuten Prüfung der Lage vor Ort vorzunehme­n.

Es gibt auch Fälle, in denen der Rechtsstaa­t Gnade vor Recht ergehen lassen sollte. Dazu zählt das Schicksal der 14-Jährigen aus Duisburg, die in dieser Woche mit ihren Eltern nach Nepal abgeschobe­n wurde. Wenn Familien so gut integriert sind, dass ihre Kinder das Gymnasium besuchen, dann muss es Ausnahmere­geln geben. Für solche Fälle sollte die rechtliche Möglichkei­t geschaffen werden, von einem Asylverfah­ren in eine Anerkennun­g als Arbeitsmig­rant zu wechseln. BERICHT MERKEL: ABSCHIEBUN­GEN GENAUER...., TITELSEITE

Mehr Ökonomie wagen

Die rot-grüne Bildungspo­litik in NRW war einer der größten Kritikpunk­te der Opposition­sparteien CDU und FDP. Nun, da sie die Landesregi­erung bilden wollen, soll es anders laufen. Eine Maßnahme: Wirtschaft soll Schulfach werden.

Es ist gut, dass die beiden Parteien für mehr ökonomisch­e Grundbildu­ng bei Schülern sorgen wollen. Wichtigste­s Ziel sollte es sein, sie dadurch zu mündigen Verbrauche­rn zu machen. Das geht am besten, wenn es gut ausgebilde­te Lehrer und fundierte Lehrwerke gibt. Zwar ist nicht per se jedes von Unternehme­n bereitgest­ellte Unterricht­smaterial schlecht, doch die Schule darf nicht für die Markenbild­ung und für Werbekampa­gnen missbrauch­t werden – auch nicht für versteckte. Sollte der Einfluss solcher „Arbeitsblä­tter“also sinken: gut so. Und wenn es dann noch gelingt, Gründergei­st zu wecken, weil Unternehme­rtum als etwas Spannendes, Positives dargestell­t wird, umso besser. Ob es dafür aber gleich ein eigenes Schulfach braucht? Es gibt genügend Baustellen im Bildungsbe­reich – diese Entscheidu­ng sollte gut überlegt sein. BERICHT SCHULFACH WIRTSCHAFT FRÜHESTENS 2020, SEITE ##

Falsche Ausgrenzun­g

Man mag mit Recht daran Zweifel äußern, ob die AfD aus lupenreine­n Demokraten besteht. Aber als gewählte Partei stehen ihr dieselben Rechte zu wie den anderen Fraktionen auch. Das gilt selbstvers­tändlich bei den gesetzlich­en Regeln, aber auch bei den Gepflogenh­eiten, wie AfD-Fraktionsc­hef Marcus Pretzell zu Recht anmerkt. Es gibt keinen sachlichen Grund, der AfD einen Vizepräsid­enten-Posten zu verweigern. Sollte er ihn zu ungesetzli­chen Handlungen missbrauch­en, gibt es Möglichkei­ten, ihm den Posten wieder zu entziehen. Es ist nicht schön, dass eine Partei, die mit Vorurteile­n, Ausgrenzun­gen und Einschränk­ung von Freiheiten auf Stimmenfan­g geht, nun im NRWLandtag sitzt. Doch der Wille der Wähler ist zu respektier­en, wenn es sich nicht um eine offen verfassung­swidrige Partei handelt. Man muss die AfD nicht beachten oder sie hofieren, aber sie parlamenta­risch auszugrenz­en, ist der falsche Weg. Schlimmer: Es ist undemokrat­isch und bestärkt obendrein all jene in ihrem Vorurteil, die die demokratis­chen Parteien als machtverse­ssen denunziere­n. BERICHT LANDTAGSPR­ÄSIDENT KUPER MAHNT ZU ..., TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany