STATISTIK
Jörg Roßkopf nennt die Dominanz der Chinesen „Kernproblem“seiner Sportart. „Du spielst und weißt, am Ende gewinnt ein Chinese. Es gibt nichts Langweiligeres für eine Sportart, als solch eine dominante Nation“, sagt der Coach. Diese Sicht haben die Chinesen wohl mittlerweile akzeptiert. „Vielleicht ist es für den Chinesen auch langweilig, wenn Ma Long mal wieder gegen Zhang Jike im Endspiel steht“, sagt Weikert. „Ma Long gegen Dimitrij Ovtcharov wäre vielleicht interessanter. Dann will der chinesische Verband zwar immer noch gewinnen, aber es würde der Popularität des Sports guttun.“
Ein Indiz für diese These ist, dass sich die Herrscher der Tischtennis- Welt nun etwas öffnen. Mit dem Projekt „Made by china“geben sie ab 2018 zumindest Teile ihres Know-hows weiter. Der Weltverband ITTF investiert dafür eine Million Euro. Talentierte Spieler sollen dann für drei Monate oder länger in Shanghai leben und dort am China Table Tennis College von den besten Trainern gefördert werden.
Primär geht es bei dem Projekt aber darum, Tischtennis-Entwicklungsländern zu helfen. „Es ist generell aber nicht gesagt, dass auch junge Talente aus Deutschland oder Japan davon profitieren könnten“, sagt Weikert. Eine Zweigstelle der chinesischen Akademie gibt es bereits in Luxemburg. Bisher hat der deutsche Verband aber die Erfah- Männer, 3. Runde (beste 32): Boll (Düsseldorf/Nr. 8 der Weltrangliste) - Jang Woojin (Südkorea/39) 4:1 (11:9, 8:11, 12:10, 11:8, 11:5); Ovtcharov (Hameln, Orenburg/5) - Szocs (Ungarn/82) 4:3 (11:2, 13:11, 9:11, 7:11, 9:11, 11:2, 11:8); Filus (Fulda-Maberzell/32) - Ng Pak Nam (Hongkong/185) 11:6, 8:11, 11:5, 11:2, 11:5). Achtelfinale: Boll - Freitas (Portugal/ 16); Ovtcharov - Niwa (Japan/11); Filus - Fan Zhendong (China/2). Frauen, Achtelfinale: Feng Tianwei (Singapur/4) - Silbereisen (Kolbermoor/ 62) 4:2 (8:11, 11:5, 11:7, 9:11, 11:7, 11:9), keine Deutsche mehr im Einzel dabei. rung gemacht, dass die Bedingungen zuhause im Deutschen Tischtennis-Zentrum in Düsseldorf nicht schlechter sind als in der chinesischen Dependance in Luxemburg.
Deshalb begrüßt Roßkopf das Projekt zwar, glaubt aber daran, dass eher Länder weiter hinten in der Weltrangliste als Deutschland davon profitieren werden. „Was uns helfen würde, wäre, wenn China seine Topspieler für ein paar Wochen zum Training zu uns schicken würde, oder wir zum Training zu ihnen reisen“, sagt Roßkopf. „Das wird aber nicht passieren.“
Und so liegt die Vermutung nahe, dass „Made by China“in der Weltspitze wohl kaum zu großen Veränderungen führen wird.