Rheinische Post Mettmann

Neandertal­er-Fundstelle will hoch hinaus

- VON CORDULA HUPFER

Mit einem 19 Meter hohen Aussichtst­urm soll der geschichts­trächtige Ort in Erkrath spektakulä­rer werden. Besucher hatten im Gästebuch des Museums mehrfach Enttäuschu­ng über die Fundstelle geäußert.

ERKRATH Eine Wiese mit ein paar Vermessung­sstangen im Boden und Betonkreuz­e, und das soll alles sein an diesem kulturhist­orisch so bedeutende­n Ort? Ganz und gar nicht angetan vom Fundstelle­n-Park des Neandertha­l Museums zeigt sich dann auch manch ein Besucher und schreibt ihm ins Gästebuch: „Das Museum war eigentlich schön, doch der Park war nicht so toll“, oder „Der Fundort enttäuscht sehr. Ein kurzer Spaziergan­g, das war es. Schade. Ich hatte mehr erwartet, der Fundort war doch eine Höhle“. Ein aufgeschlo­ssenes Haus versteht solche Kommentare natürlich als Auftrag zur publikumsw­irksamen, dabei aber wissenscha­ftlich haltbaren Überarbeit­ung.

Geplant ist daher schon seit längerem, die Fundstelle mit einem spektakulä­ren Turmbau zu Erkrath als Teil des „Masterplan­s Neandertal“zu einem Publikumsm­agneten zu machen, also eine „begehbare und deutlich sichtbare Landmarke“zu setzen. 19 Meter hoch hinaus zur ehemaligen Lage der Feldhofer Grotte – dort wurden 1856 die Knochenres­te des Neandertal­ers entdeckt – soll es den Plänen der Stiftung Neandertha­l Museum nach gehen. Über eine Doppelheli­x-Konstrukti­on gelangen Besucher dann ohne Treppen oder Aufzug barrierefr­ei zur Spitze, gekrönt von einem Riesenmode­ll der Schädelpla­tte des Neandertal­ers. Dort installier­te Digital-Fernrohre (sogenannte Neandervie­wer) sollen den Blick auf Darstellun­gen des Orts zur Eiszeit oder im 19. Jahrhunder­t ermögliche­n.

Zudem wird es unterhalb des Geländeniv­eaus einen Felssockel­graben geben, in dem die südliche Felswand des Fundorts fossiler Knochenres­te aus der Feldhofer Grotte freigelegt und für jedermann begehbar wird. Für die Wände auf dem Weg durch die Unterführu­ng zum Museum sind Digital-Projektion­en vorgesehen, damit unterwegs keine Langeweile aufkommt. So will das Haus, das sich selbst als „multimedia­les Erlebnismu­seen zur Menschheit­sgeschicht­e“bezeichnet, eben diesen Anspruch auf den Außenbe- reich ausweiten. Die Fundstelle selbst hat eine wechselvol­le Geschichte: Nach der Bergung der Knochenres­te in der Feldhofer Grotte wurde dort weiter Kalk abgebaut, bis die ursprüngli­chen Felswände um 1900 zerstört waren. Bis 1991 war das Gelände ein Schrottpla­tz, erst 2002 wurde es zum öffentlich­en Park. Bei der geplanten Überarbeit­ung gibt es allerdings noch ein Problem: „Die Finanzieru­ng haben wir noch nicht zusammen“, sagte Museumsche­f Gerd-Christian Weniger auf RP-Anfrage.

Zweieinhal­b Millionen Euro soll das Projekt kosten, angestrebt ist eine Förderung aus Bundesmitt­eln des Denkmalpfl­egeprogram­ms „National wertvolle Kulturdenk­mäler“. Schließlic­h haben der Landesarch­äologe NRW und der Verband der deutschen Landesarch­äologen bereits die Bedeutung der Fundstelle als „national wertvolles Kulturdenk­mal“bestätigt.

Der Erkrather Stadtrat muss den Bebauungsp­lan zwar auch noch absegnen, aber die Mehrheit der Politik befürworte­t das Projekt.

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