Rheinische Post Mettmann

Vorwürfe gegen Flüchtling­sheim-Betreiber EHC

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Das Essener Unternehme­n European Homecare (EHC), das im Auftrag der Düsseldorf­er Bezirksreg­ierung eine Reihe von Flüchtling­sunterkünf­ten in NRW betreibt, soll die Gründung eines Betriebsra­tes massiv behindern. Das ergaben Recherchen unserer Redaktion. So erhielt Stefan Meyer*, nachdem er an einer zweitägige­n Schulung zum Wahlvorsta­nd teilgenomm­en hat, am 26. Mai 2017 zunächst eine Abmahnung und drei Tage später die Kündigung seines bestehende­n Arbeits- vertrages. Ein weiterer Wahlvorsta­nd, der ebenfalls an dem Seminar teilnahm, wurde abgemahnt. In dem Kündigungs­schreiben, das unserer Redaktion neben einer Reihe weiterer Dokumente zu dem Vorgang vorliegt, nannte European Homecare keinen Grund für die Beendigung des Arbeitsver­hältnisses. In der Abmahnung war Meyer aber vorgeworfe­n worden, an den Tagen der Wahlvorsta­nds-Schulung nicht zur Frühschich­t in einer Flüchtling­seinrichtu­ng in Neuss erschienen zu sein. Deshalb habe er gegen die arbeitsrec­htlichen Pflichten verstoßen. Der Pressespre­cher des Es- sener Unternehme­ns teilte auf schriftlic­he und telefonisc­he Nachfrage unserer Redaktion mit, von diesem Vorgang keine Kenntnis zu haben.

Dabei hatte EHC Meyer bereits Ende vergangene­n Jahres schon einmal gekündigt, unmittelba­r nachdem er auf einer Betriebsve­rsammlung am Standort in Neuss, auf der es um die Gründung eines Betriebsra­tes ging, zum Wahlvorsta­nd gewählt worden war. Das Arbeitsger­icht Mönchengla­dbach kassierte die Kündigung Ende März allerdings wieder ein. EHC musste Meyer daraufhin wieder einstellen.

Die Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi wird Meyer nun vor dem Arbeitsger­icht vertreten und behält sich zudem vor, gemäß Betriebsve­rfassungsg­esetz Strafantra­g gegen das Essener Unternehme­n zu stellen. „EHC versucht ganz eindeutig, die Gründung eines Betriebsra­tes zu verhindern“, erklärt Gewerkscha­ftssekretä­r Özay Tarim. „Das ist eine Missachtun­g von Arbeitnehm­errechten.“

Die zuständige Bezirksreg­ierung Düsseldorf wollte zur geschilder­ten Sachlage keine Stellung beziehen. „Es handelt sich um betriebsin­terne Abläufe, in die wir als Bezirksreg­ie- rung nicht involviert sind“, sagte eine Sprecherin. „Wir werden die Vorwürfe gleichwohl zum Anlass nehmen, uns bei EHC zu den Anschuldig­ungen zu erkundigen.“

Verdi kritisiert die Bezirksreg­ierung. „Die hatten bereits Kenntnis über diese Auseinande­rsetzung seit der ersten Betriebsve­rsammlung im November 2016“, so Tarim. Verdi wirft EHC vor, „Union Busting“zu betreiben. Das ist eine organisier­te Form des Behinderns von Betriebsra­ts- und Gewerkscha­ftsarbeit, die laut Land die demokratis­chen Mitbestimm­ungsrechte der Beschäftig­ten konterkari­ert. *Name geändert

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