Rheinische Post Mettmann

„Manchester, wir sind stark“

- VON PHILIP DETHLEFS

Mit einem dreistündi­gen Megakonzer­t setzt die Stadt ein Zeichen gegen den Terror.

MANCHESTER (dpa) Eigentlich hat Mike kein großes Interesse an Ariana Grande, Justin Bieber oder Miley Cyrus. Der 33-Jährige trägt ein AC/ DC-Shirt und begeistert sich kaum für Popmusik. Aber bei „One Love Manchester“wollte er unbedingt dabei sein. „Das musste einfach sein, das ist Manchester“, erklärt Mike, der mit ein paar Freunden zu dem Benefizkon­zert gekommen ist. „Wir müssen hier alle zusammenha­lten. Hier geht’s um Manchester.“Und um das Gedenken an die 22 Opfer des Selbstmord­attentäter­s, der seine Bombe nach dem Konzert von Ariana Grande vor knapp zwei Wochen gezündet hatte.

Die meisten der 50.000 Zuschauer auf dem Cricketgel­ände von Old Trafford sind deutlich jünger als Mike. Sie haben bunt bemalte Gesichter und tragen Shirts mit der Aufschrift „I love Manchester“oder mit dem Bienen-Symbol, das in Manchester für Solidaritä­t steht. Die Stimmung in Old Trafford ist keine 24 Stunden nach den erneuten Terroratta­cken von London erstaunlic­h gut.

Take That, die am Abend noch ein Konzert im zwei Stunden entfernten Birmingham geben, treten früh auf. Die erhoffte Reunion mit Robbie Williams kommt dabei nicht zustande. Zwar kündigt Gary Barlow seinen „alten Freund“Robbie noch an, aber mehr als ein Abklatsche­n auf der Bühne ist nicht drin. Williams singt alleine seine Megaballad­e „Angels“und hat bei „Strong“den Text verändert: „Manchester, we’re strong!“(Manchester, wir sind stark). Das kommt an.

Auch eine Wiedervere­inigung von Manchester­s Pop-Kultband Oasis, über die spekuliert worden war, bleibt aus. Immerhin darf sich das Publikum über ein paar Oasis-Momente freuen. Zunächst singt Grande gemeinsam mit der Band Coldplay den 90er-Jahre-Klassiker „Don’t Look Back In Anger“. Später spielt Überraschu­ngsgast Liam Gallagher drei Songs ohne Bruder Noel und bekommt viel Applaus.

Im Laufe des rund dreistündi­gen Konzerts begeistern auch Little Mix, Pharell Williams, Miley Cyrus und Katy Perry das überwiegen­d jugendlich­e und sehr textsicher­e Publikum. Als Teenieschw­arm Justin Bieber nur kurz auf der VIP-Tri- büne gesichtet wird, beginnen Tausende Mädchen zu kreischen. Lautstark singen sie seine Hits „Love Yourself“und „Cold Water“mit. Nach zwei Songs ist Bieber schon wieder verschwund­en. Bei so vielen Stars hat jeder nur einen kurzen Auftritt.

Derweil steigen die Spenden. Rund 2,6 Million Dollar (ca. 2,3 Millionen Euro) sollen während „One Love Manchester“zusammenge­kommen sein, berichtet „Variety“, zusätzlich zu den 12,9 Millionen (ca. 11 Millionen Euro) die bisher eingenomme­n wurden. Das Geld geht an die Opfer des Anschlags vor zwei Wochen.

Die Show erreicht ihren emotionale­n Höhepunkt, als Ariana Grande mit dem Chor der Parrs Wood High School aus Manchester ihren Song „My Everything“singt. Die zwölfjähri­ge Chorsänger­in Natasha Seth bricht dabei in Tränen aus. Grande nimmt sie in den Arm. Auch viele Konzertbes­ucher sind gerührt und greifen zu den Taschentüc­hern.

„Ich habe es geliebt. Ariana war so gut“, schwärmt die 16-jährige Mia aus Manchester nach der Show. „Aber sie waren alle toll heute Abend.“Weder Mia noch ihre gleichaltr­igen Freundinne­n waren beim Grande-Konzert vor zwei Wochen dabei. Aber es war ihnen wichtig, ein Zeichen zu setzen. „Wir sind hier wirklich als Gemeinscha­ft zusammenge­kommen“, betont Anne. „Es ist gut, dass wir mit unserem Leben jetzt weitermach­en, aber die Narben bleiben.“

 ?? FOTO: REUTERS ?? 50.000 Zuschauer finden sich auf dem Cricketgel­ände des Fußballsta­dions Old Trafford ein.
FOTO: REUTERS 50.000 Zuschauer finden sich auf dem Cricketgel­ände des Fußballsta­dions Old Trafford ein.
 ?? FOTO: REUTERS ?? Ariana Grande (l.) und Miley Cyrus singen gemeinsam.
FOTO: REUTERS Ariana Grande (l.) und Miley Cyrus singen gemeinsam.

Newspapers in German

Newspapers from Germany