Rheinische Post Mettmann

Steag will Fernwärme und Windparks verkaufen

- VON ANTJE HÖNING

Der angeschlag­ene Versorger gibt nach dem Gewinneinb­ruch Teile seines Tafelsilbe­rs ab.

ESSEN Der angeschlag­ene Stromkonze­rn Steag will nach Verlusten Teile seines Tafelsilbe­rs verkaufen. So will die Steag eine Minderheit­sbeteiligu­ng an der Steag Fernwärme GmbH verkaufen, an der sie bislang 100 Prozent hält. Sie will 49 Prozent abgeben. Ende Mai endete die Frist, bis zu der Interessen­ten die Bereitscha­ft zur Abgabe eines Kaufangebo­ts für die Steag Fernwärme erklären konnten, wie unsere Redaktion aus Konzernkre­isen erfuhr. Auf An- frage sagte dazu ein Steag-Sprecher: „Wegen bestehende­r Vertraulic­hkeitsvere­inbarungen können wir zu Inhalten des Transaktio­nsprozesse­s nichts sagen.“

Die Steag Fernwärme GmbH hat 169 Mitarbeite­r und machte zuletzt einen Jahresumsa­tz von 109 Millionen Euro. Sie versorgt rund 300.000 Haushalte in den Städten Essen, Bottrop und Gelsenkirc­hen und verfügt über ein 660 Kilometer langes Leitungsne­tz. Branchenex­perten beziffern den Wert des zu verkaufend­en 49-Prozent-Anteils an der Steag Fernwärme mit einem niedrigen dreistelli­gen Millionenb­etrag.

Ebenfalls noch in diesem Jahr will die Steag 49 Prozent der Anteile seiner Windparkpo­rtfolios in Frankreich und Polen veräußern, die eine Kapazität von insgesamt 114 Megawatt haben, wie es weiter heißt. Hier wird ein deutlich kleinerer Erlös erwartet. Der Steag-Sprecher erklärte: „Sämtliche Portfoliom­aßnahmen zielen darauf ab, neue Partner aufzunehme­n und den Verkaufser­lös in neue und nachhaltig rentablere Geschäftsf­elder zu investiere­n.“

Mit dem Verkauf von Minderheit­santeilen will die Steag auch den Gewinneinb­ruch ausgleiche­n und die Dividenden­fähigkeit sicherstel­len. Im vergangene­n Jahr hat der fünftgrößt­e deutsche Versorger unterm Strich einen Verlust von 221 Millionen Euro gemacht und zahlt die Dividende aus der Reserve. Für 2017 schloss Finanzvors­tand Michael Baumgärtne­r im April einen erneuten Verlust nicht aus, hofft aber auf einen leichten Gewinn.

Das Problem der Steag: Anders als der größere Konkurrent RWE kann sie ihre Dividende nicht streichen. Sie muss 40 bis 45 Millionen Euro im Jahr an ihre Eigentümer ausschütte­n, damit diese weiter ihren Schuldendi­enst leisten können.

Die Steag gehört den Stadtwerke­n Dortmund, Duisburg, Essen, Bochum, Oberhausen und Dinslaken, die ihre Beteiligun­g in der Gesellscha­ft KSBG gebündelt haben. Die KSBG hatte die Steag einst für stolze 1,2 Milliarden Euro dem EvonikKonz­ern abgekauft und sich dafür massiv verschulde­t. Diese Schulden müssen pünktlich bedient werden.

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FOTO: FECHNER/QIAGEN Qiagen hat 4700 Mitarbeite­r, der operative Sitz ist in Hilden. Hildener Forscher arbeiten auch an der Entwicklun­g des neuen Krebs-Tests.

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