Bosz ist Dortmunds nächster Wunschkandidat
Der Trainer soll von Ajax Amsterdam zum BVB wechseln. Die Borussia will fünf Millionen Euro zahlen.
DORTMUND (dpa) Die Trainersuche von Borussia Dortmund geht offenbar dem Ende entgegen. Nach dem Scheitern der Verhandlungen um eine Freigabe von Lucien Favre (Nizza) gilt Peter Bosz als Favorit. Gelingt eine Einigung mit dessen bisherigem Klub Ajax Amsterdam, bei dem Bosz bis 2019 unter Vertrag steht, soll der 53 Jahre alte FußballLehrer Mitte der Woche beim BVB unterschreiben. Als Ablöse für den vermeintlichen Nachfolger von Thomas Tuchel sind fünf Millionen Euro im Gespräch. Die Dortmunder haben sich aber bisher nicht zum Stand der Verhandlungen geäußert.
Bosz kommt dem Anforderungsprofil der Borussia sehr nahe. Wie seine Trainer-Vorbilder Johan Cruyff und Pep Guardiola bevorzugt der achtmalige holländische Natio- nalspieler eine schnelle, offensive Spielweise. „Ich war auf dem Platz ein Zerstörer, aber das macht mir als Trainer keinen Spaß“, bekannte der ehemalige defensive Mittelfeldspieler unlängst in der englischen Zeitung „Guardian“.
Zudem bewies Bosz Geschick im Umgang mit Talenten. So führte er den jungen Kader von Ajax, der ein Durchschnittsalter von lediglich 22,7 Jahren aufweist, ins EuropaLeague-Finale und in der Eredivisie auf Rang zwei. Gegen alle Widerstände und trotz eines Fehlstarts krempelte er das Team nach seinem Amtsantritt 2016 radikal um.
Zwölf Monate später sind alle Kritiker verstummt. Cruyff-Sohn Jordi ist voll des Lobes: „Peter liebt die Fußball-Philosophie meines Vaters: sehr offensiv, sehr dynamisch. Ein großartiger Typ, sehr beliebt bei den Spielern“, sagte er der „Bild am Sonntag“. Kurz vor dem Tod von Johan Cruyff 2016 verbrachte Bosz eine Woche mit der holländischen Fußball-Legende: „Es war wundervoll. Ich habe nur zugehört und genug für zehn Jahre gelernt.“
Seine erfolgreiche Arbeit in Amsterdam weckte das Interesse einiger europäischer Klubs. Dass Bosz bislang weder als Profi noch als Trainer bei internationalen Topvereinen tätig war, scheint mittlerweile kein Nachteil mehr zu sein. Was auffällt, sind seine vielen Stationen. So spielte er in seiner Heimat für Apeldoorn, Arnheim, Waalwijk, Breda und Feyenoord Rotterdam, in Frankreich für Sporting Toulon, in Japan für JEF United Ichihara und in der Bundesliga für Hansa Rostock, wo Bosz in der Rückrunde 1997/98 14 Mal zum Einsatz kam. Trainererfahrungen sammelte er bisher in Apeldoorn, Arnheim, Doetinchem, Almelo und Tel Aviv.
Die Hoffnung in Amsterdam auf einen Verbleib von Bosz scheint nicht besonders groß zu sein. „Es wäre sehr schade, wenn er gehen würde. Aber wir verstehen natürlich auch, dass das eine sehr große Chance für ihn ist“, sagte Ajax-Kapitän Davy Klaassen.
Martin Pieckenhagen, der sowohl unter Tuchel (Mainz) als auch unter Bosz (Almelo) trainierte, sieht Parallelen zwischen den Fußball-Lehrern. „Beide sind fußballverrückt. Beim Entwickeln eines Matchplans sind sie ähnlich. Was das Sportliche betrifft, kann man sie vergleichen“, sagte der einstige Torhüter.