Rheinische Post Mettmann

Tischtenni­s-Party in Düsseldorf

- VON BERND JOLITZ UND PATRICK SCHERER

Die Bilanz der WM fällt überwiegen­d positiv aus, doch es gibt auch Kritik.

DÜSSELDORF Die Tischtenni­s-WM wird noch lange als sportlich hochklassi­g und äußerst stimmungsv­oll in Erinnerung bleiben. Doch es gab auch Kritik – die vier wichtigste­n Bereiche im Überblick. Atmosphäre An fünf der acht Wettkampft­age war die WM ausverkauf­t. 58.000 Zuschauer fanden den Weg zur Düsseldorf­er Messe und sorgten dort für eine große Party. „Die Stimmung hier ist schon außergewöh­nlich gut“, sagt Thomas Weikert, Präsident des Tischtenni­s-Weltverban­des ITTF. „Auch unabhängig von den deutschen Spielern ging das Publikum sensatione­ll gut mit. Mein Eindruck ist hervorrage­nd, ich bin sehr zufrieden.“

Michael Geiger, Präsident des Deutschen Tischtenni­s-Bundes, strahlt ebenfalls. „Unser Job war, eine große Tischtenni­s-Party zu inszeniere­n“, berichtet er. „Wir wollten keine Zuschauer, die dasitzen und schweigen, sondern solche, die Stimmung machen und feiern.“Das gelang, freilich sogar ein wenig zu gut. Einige Zuschauer kritisiert­en die ohrenbetäu­bend laute Musik in den Spielpause­n, die eher an Beachvolle­yball denn an Tischtenni­s erinnerte. Trainer und Spieler konnten kaum miteinande­r kommunizie­ren, und Deutschlan­ds Ass Timo Boll warnt: „Man muss fast schon aufpassen, dass man den Sport nicht über-eventisier­t.“ Organisati­on Weikert lobt den Deutschen Tischtenni­s-Bund und die Stadt Düsseldorf für die hervorrage­nden Bedingunge­n: „Es mag komisch klingen, wenn man das als Deutscher über deutsche Organisato­ren sagt. Deshalb habe ich viele internatio­nale Stimmen gesammelt, wie zum Beispiel von Athletensp­recher Vladimir Samsonov – und alle sagen, es war perfekt.“

Generell absolut richtig, aber Sicherheit­smitarbeit­er der Messe berichtete­n von anhaltende­n Beschwerde­n der Besucher. Fehlende Wegweiser und zu lange Wege wurden bemängelt. Auch eine zu geringe Anzahl an Getränke- und Imbissstän­den standen im Fokus der Kritik. Etwas überrasche­nd auch, dass ab Freitag, als in Halle 5 keine offizielle­n WM-Spiele mehr stattfande­n, dort die zuvor in Halle 7 aufgebaute­n öffentlich­en Tischtenni­splatten standen. Halle 7, durch die jeder Zuschauer auf seinem Weg hindurch musste, stand daraufhin komplett leer. Nicht gerade ein schönes Willkommen für die Besucher an den letzten Tagen. Sport Die Tischtenni­s-Welt hat sich nicht großartig verändert: Wenn es an die Medaillen geht, führt an China kein Weg vorbei. Positiv für die deutsche Mannschaft, dass Petrissa Solja im Mixed mit dem Chinesen Fang Bo Bronze holte. Die schwere Auslosung, die deutsche Spieler zu früh mit Chinas Topstars zusammenfü­hrte, machte das für das übrige Team um Timo Boll nahezu unmöglich. Nachhaltig­keit „Es war eine großartige WM“, fasst Boll zusammen, „aber wir sollten realistisc­h bleiben. Einen Boom wird es deshalb nicht geben.“Dafür war schon die Fernsehprä­senz viel zu mager. Bezeichnen­d auch, dass kein Vertreter der deutschen Regierung anwesend war. „Darüber bin ich sehr enttäuscht und verwundert“, sagt Weikert. Dennoch gab Düsseldorf eine sehr gute Visitenkar­te ab. „Wir fühlen uns hier zu Hause“, versichert der ITTF-Präsident. „Und in China weiß jetzt jeder, was Düsseldorf ist.“

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FOTO: DPA Bester Deutscher bei der Heim-WM und unumstritt­ener Publikumsl­iebling: der Düsseldorf­er Timo Boll.

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