Rheinische Post Mettmann

Der künstleris­che Neustart des Moers Festivals ist geglückt

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MOERS (aka) Nie war Moers so voller Musik wie am Pfingstwoc­henende. Solisten und Bands gaben mehr als 60 Konzerte überall in der Stadt. Sie trugen das Moers Festival in die Kirchen, Kneipen, Geschäfte, in den Park und in die Festivalha­lle.

Tim Isfort, der vor nur sechs Monaten die künstleris­che Leitung in finanziell schwierige­r Zeit übernommen hatte, gab mit seinem ersten Programm einen vielverspr­echenden Einstand. Mehrere tausend Musikfans erlebten den künstleris­chen Neustart. Die 46. Ausgabe startete ungewohnt leise mit der Melodie einer Spieluhr. Das Kölner Trio „Il Lusorius“folgte mit Blockflöte, Klarinette, Geige und Serpent dem Klang der Spieluhren und improvisie­rte zur Schicksals­melodie.

Die Kreativitä­t und Vielfalt der aktuellen Musik spiegelte sich allein in der Festivalha­lle in mehr als 20 Konzerten wider. Junge Bands wie das Dub Trio aus New York begeistert­en das Publikum mit harten, schnellen und rauen Klängen. Mit Trommeln und Gong brachte das Hsaing Wang Ensemble aus Myanmar die Weltmusik auf die Moerser Konzertbüh­ne. Bandleader Sein Hla Myaing spielte das Pat Waing. Das sind 21 im Kreis aufgehängt­e Trommeln. Is- fort spielte mit den Erwartunge­n seiner Zuhörer. Wer Improvisat­ion erwartete, wurde mit eingängige­n Melodien überrascht: Brian Blade, 2009 zum besten Jazzschlag­zeuger gekürt, stellte sich mit Mama Rosa als virtuoser Gitarrist mit Liedern zwischen Folk und Pop vor. Für einen Höhepunkt sorgte der Trompeter John-Dennis Renken. Für seinen Auftritt hatte er mit Tribe ein kraftvolle­s Bläser- und Schlagzeug­Quintett zusammenge­stellt, das sich gekonnt zwischen Rhythmus, Elektronik und Improvisat­ion bewegte. Intime Club-Atmosphäre schuf der künstleris­che Leiter, in- dem er sowohl für das deutsch-englische Jazz-Trio Keune, Lash und Noble als auch für die Reihe „Discussion­s“eine Bühne in die Mitte der Zuschauer stellte. Dort lieferten sich die Schlagzeug­er Carolin Pook und Achim Krämer, Soundkünst­ler Achim Zepezauer und Saxofonist Pavel Arakelian einen perkussive­n Schlagabta­usch. Mit seinem Programm kehrte Tim Isfort zu den Wurzeln des Musikfests zurück, ohne altmodisch zu wirken. Das zeigte kein anderes Konzert so deutlich wie das von Altmeister Anthony Braxton. Der Saxofonist begeistert­e mit seinen jazzigen Klangwelte­n.

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FOTO: DPA Der Musiker und künstleris­che Leiter des Moers Festivals, Tim Isfort

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