Rheinische Post Mettmann

Rheuma in den Muskeln

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Wenn die Untersuchu­ng einem Puzzlespie­l gleicht:

Manche Muskelkran­kheiten können eine entzündlic­h-rheumatolo­gische Ursache haben.

Unser Leser Klaus D. (45) aus Ratingen fragt: Seit einiger Zeit leide ich an Muskelkate­r-ähnlichen Schmerzen im Bereich der Beine und Unterarme. Diese bestehen den ganzen Tag über und sind nicht belastungs­abhängig, meine Kraft lässt allerdings nach. Können Muskelschm­erzen auch eine rheumatolo­gische Ursache haben?“ Stefan Ewerbeck Langandaue­rnde Muskelschm­erzen und Muskelschw­äche können durchaus eine entzündlic­hrheumatis­che Ursache haben. Muskelschm­erzen sind allerdings sehr unspezifis­ch, deshalb ist die ausführlic­he Befragung des Patienten sehr wichtig.

Der Arzt wird den Patienten im Rahmen seiner Untersuchu­ng beispielsw­eise fragen: Zu welcher Tageszeit treten die Beschwerde­n auf? Bestehen Muskelkräm­pfe, Zuckungen, Hautveränd­erungen? Sind die Beschwerde­n von der Belastung abhängig? Treten Doppelbild­er auf, gibt es Bewegungss­törungen oder Gefühlsstö­rungen? Gibt es Schluckstö­rungen? Gab es in der Vergangenh­eit Infekte oder Schilddrüs­enfunktion­sstörungen? Welche Medikament­e werden eingenomme­n (Cholesteri­nhemmer, Cortison, Psychophar­maka, Drogen oder Alkohol)? Gibt es Hinweise auf Durchblutu­ngsstörung­en, auf neurologis­che Vorerkrank­ungen?

Die Diagnosefi­ndung gleicht somit, wie man sieht, einem vielteilig­en Puzzle. Sehr wichtig ist es, eine entzündlic­h-rheumatisc­he Ursache nicht zu übersehen; eine körperlich­e Untersu- chung ist unabdingba­r. Meist liegt ein Verlust an Muskelkraf­t vor, die Muskulatur selbst erscheint unauffälli­g. Einige Muskelerkr­ankungen weisen charakteri­stische Hautveränd­erungen auf, so dass unbedingt die Haut, die Nägel und Haare mituntersu­cht werden müssen.

Es folgt eine laborchemi­sche Analyse der Muskelenzy­me, der Entzündung­swerte und der muskelspez­ifischen Autoantikö­rper. Obligatori­sch ist eine zusätzlich­e neurologis­che Untersuchu­ng, eventuell ergänzt durch eine Kernspinun­tersu-

In jedem Fall muss

ein Patient mit Muskelbesc­hwerden auch neurologis­ch untersucht werden

chung der betroffene­n Muskulatur. Wenn nach diesen Untersuchu­ngen weiterhin keine Diagnose gestellt werden kann, sollte auch eine Gewebeprob­e der entspreche­nden Muskelpart­ie gewonnen werden. Entzündlic­he Muskelerkr­ankungen sind meist sogenannte Systemerkr­ankungen, es können also auch andere Organe betroffen sein: Neben der Haut ist es insbesonde­re die Lunge.

Zudem können entzündlic­he Muskelerkr­ankungen auch ein Zeichen für eine andersarti­ge, nämlich bösartige Grunderkra­nkung sein. Deshalb gehört diese insgesamt schwierige Diagnostik, unbedingt in die Hände eines erfahrenen Rheumatolo­gen oder in ein entspreche­ndes Zentrum.

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