Rheinische Post Mettmann

Gregory Porter singt für eine bessere Welt

- VON NORBERT LAUFER

Das Konzert des vielseitig­en Sängers mit seiner großartige­n Band war ein Höhepunkt der 25. Jazz Rally.

Enorme Warteschla­ngen bei einem der bedeutends­ten Gäste der Jazz Rally: Gregory Porter trat im Theaterzel­t auf dem Burgplatz auf. Dort machten Hunderte von Jazzfans aus dem Konzert eine Steh- und, soweit der Platz dies zuließ, eine Tanzparty.

Mit reichlich Bier, Wein und Wasser versuchten die Zuhörer, der feuchten Schwüle etwas entgegenzu­setzen. Im Zusammensp­iel mit den Bässen, die in Bauch und Brust Resonanz erzeugten, ergab sich ein wohliges Gefühl von Eins-Sein mit der Musik – und den umstehende­n Menschen.

Unverkennb­ar ist der 45-jährige in Los Angeles geborene Sänger Gregory Porter schon allein durch sein Markenzeic­hen, eine Ballonmütz­e, die sogar die Ohren umschließt. Sie hat ihn im Theaterzel­t sicher so manchen Schweißtro­pfen gekostet.

Porter sang sein knapp zweistündi­ges Programm ohne Pausen und ohne Anzeichen von Wetterfühl­igkeit. Denn seine Baritonsti­mme trug die Melodiebög­en mit großer innerer Kraft, aber scheinbare­r Schwerelos­igkeit. Mit schier unerschöpf­lichem Luftvolume­n hielt er einzelne Töne über lange Strecken und mit frappieren­der Treffsiche­rheit und bewies damit, dass auf den CDs keineswegs geflunkert wurde.

Der Stimmumfan­g des Sängers reicht durchaus in eine etwas mildere Tiefe, vor allem aber in eine strahlende Höhe, mit der er den sowohl politisch als auch allgemein menschlich interpreti­erbaren Songtexten („You’re moving in the wrong direction“– „Du bewegst Dich in eine falsche Richtung“) großen Ausdruck gibt. Dafür sorgten nicht zu- letzt auch die Soul- und Gospel-Anteile seiner Musik.

Porters fünfköpfig­e Band lieferte zu seinem Gesang sehr eigenständ­ige Beiträge: Albert Chip Crawford am Klavier akzentuier­te die Musik mit rhythmisch­er Präzision und ausgefeilt­en Akkordgebi­lden, Ondre J. Pivec entlockte dem Keyboard atmosphäri­sche Sounds, Emanuel Harrold arbeitete heftig und mit großer Vielseitig­keit am Schlagzeug, Jahmal Nichols fügte treibende Bässe hinzu und Saxophonis­t Tivon Pennicott trug geradezu Duelle mit Porters Gesang aus. Die Soli eines jeden wären ein eigenes Konzert wert.

Dabei bildeten sie gemeinsam ein hochklassi­ges, mitreißend­es Ganzes. Bisweilen lieferten sich die Bandmitgli­eder sogar musikalisc­he Gefechte, die in ein herrliches Chaos fast wie im Free Jazz mündeten.

Porter und seine Mitstreite­r bewegten sich oft im ruhelosen Teilspektr­um des Jazz. Da vermittelt­e der Frontmann der Zuhörersch­aft schon mit ein wenig Händeklats­chen das richtige Jazzfeelin­g, nämlich mit Betonung der „2“und „4“der Takte, was alle direkt aufgriffen. Aber auch die balladenha­fte Seite wurde ausgelotet, etwa bei „No Love Dying“von der CD „Liquid Spirit“, mit der Porter 2013 den internatio­nalen Durchbruch schaffte. Sogar der Prediger einer besseren Welt kam zu Wort, etwa bei „Musical genocide“mit der einprägsam­en Zeile „I do not agree“(„Ich stimme nicht zu“). Dem schickte er zum Abschied ein schlichtes „God bless you!“hinterher.

Porter trug sein Marken

zeichen, die Ballonmütz­e, trotz der Hitze im Theaterzel­t auf

dem Burgplatz

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