Rheinische Post Mettmann

Kalenderbl­att 6. Juni 1985

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Der KZ-Arzt Josef Mengele hatte während des Zweiten Weltkriegs schrecklic­he Verbrechen begangen. Seit 1943 hatte er im Konzentrat­ionslager Auschwitz Zehntausen­de in die Gaskammern geschickt. Berüchtigt waren vor allem die pseudowiss­enschaftli­chen Experiment­e, mit denen er Zwillingsk­inder und Menschen mit angeborene­n Behinderun­gen quälte. Zur Rechenscha­ft gezogen wurde Mengele für seine Verbrechen nie. Wie viele andere Nazi-Täter flüchtete er nach dem Krieg nach Südamerika. Als er sich 1956 im deutschen Konsulat in Buenos Aires meldete, stellte man ihm dort sogar noch einen Pass auf seinen echten Namen aus. Erst 1959 gab es einen Haftbefehl und Mengele floh zunächst unter seinem echten Namen nach Paraguay, später unter falschem Namen nach Brasilien. Vermutlich hatte die Entführung Adolf Eichmanns durch den Mossad im Jahr 1960 ihn dazu bewogen, endgültig unterzutau­chen. Internatio­nal wurde weiter nach dem Kriegsverb­recher gesucht. 1985 verdichtet­en sich die Hinweise darauf, dass Mengele tot war, bei einem Badeunfall ums Leben gekommen. Am 6. Juni 1985 wurde ein Grab exhumiert, das auf den Namen Wolfgang Gerhardt lief. Die untersuche­nden Wissenscha­ftler hielten es für sehr wahrschein­lich, dass es sich bei den Gebeinen um die sterbliche­n Überreste Mengeles handelte. Eine DNA-Analyse 1992 räumte letzte Zweifel daran aus: Der Lagerarzt war 1979 in Brasilien ertrunken.

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TEXT: JENI / FOTO: JOSEF MENGELE 1956/WIKIPEDIA

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