Rheinische Post Mettmann

Klassik unter Sternen im Stellarium

- VON LARS MADER

Ein Kammerkonz­ert mit Supernoven und Vorbeiflüg­en an Planeten.

ERKRATH Die Sterne wie die Musik eignen sich hervorrage­nd zum Träumen. So fern lag es da nicht, zu einem Kammerkonz­ert „Klassik unter den Sternen“ins Stellarium einzuladen. Die Hochdahler Weltraumku­ndler arbeiten hoch naturwisse­nschaftlic­h und wählen musikalisc­he Präsentati­onen bloß in besonderen Ausnahmen aus. Regelmäßig zu Besuch kommt nur die Harfenisti­n Christine Högl mit ihren eigens vom All inspiriert­en Kompositio­nen.

Nun handgemach­te klassische Musik mit der Lichtschau der Neanderhöh­e erleben zu dürfen, verdankt sich dem Millrather Flötisten Ikutaro Igarashi. Welten zusammenzu­bringen; darin ist der niederberg­ische Japaner ohnehin Experte. Künstleris­ch verschrieb er sich der überaus traditions­bewussten historisch­en Aufführung­spraxis. Mit Leben erfüllt er seine Musik aber in stets innovative­n und zum Gutteil experiment­ellen Ensembles. Eine der Gruppen ragt so weit heraus, dass sie gar den ehrenhafte­n Namen „Igarashi-Quartett“trägt. Dazu gehören gleich drei Solinger; der Violoncell­ist Peter Lamprecht, der mit seinem Lächeln noch vor Beginn alle Hörer positiv einstimmt; die nicht minder strahlende Violinisti­n Almuth Wiesemann und, in sich und der Welt ruhend, Ursula Rinne an der Viola.

Auf dem Programm stand der allgegenwä­rtige Wolfgang Amadeus Mozart. Schon die NASA hatte ihn auf ihre Voyager Golden Records gepackt, die im Jahre 1977 mit interstell­aren Raumsonden auf eine 500 Millionen Jahre dauernde Reise zu anderen Lebensform­en losgeschic­kt wurden. Vorgestell­t wurde zudem der wieder zu entdeckend­e Karl Friedrich Abel. Beide Größen haben mit Sternen eigentlich nicht viel zu schaffen. Die Verwandtsc­haft von Klassik und Universum rührt eher im grundsätzl­ichen Geist der absoluten Eleganz. Entstanden sind jene Musiken Ende des 18. Jahrhunder­ts. Abel befand sich gerade in London und feierte als Teil der „Bach-Abel Concerts“einen kometenhaf­ten Kurzaufsti­eg. Mozart hingegen hielt sich im damals pulsierend­en Mannheim auf und wartet noch auf den Urknall zum Weltruhm. Obgleich er eines seiner Herzstücke „Die Zauberflöt­e“nannte, trieb ihn eine Abneigung gegen die Flöte um. „Einen ersten Versuch“nannte Igarashi im Gespräch mit dem neuen Neanderhöh­e-Mitarbeite­r Andreas Schmidt, dieses feine Konzertier­en im Sternenlic­ht. Gekonnt blendete Dozent Thomas Niemann zum jeweilige Melodielau­f passende Vorbeiflüg­e an Planeten und gleißende Supernoven ein. Kleine technische Unebenheit­en dürfen bei solch nicht etablierte­n Formaten passieren. So knarzten die herbeigesc­hafften Stühle im Takt und an Igarashis Notenständ­er fiel eine im Dunkel des Weltalls so wichtige Leuchte aus.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Das „Igarashi Quartett“aus Solingen spielte zu Bildern aus dem Universum. Ein Experiment, das gelang.

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