Rheinische Post Mettmann

Wenn das Wasser in den Keller läuft

-

Immobilien­besitzer sollten vor Starkregen gut gerüstet sein. Tipps zur Vorsorge vor Rückstausc­häden

KREIS METTMANN (JoPr) In Zeiten des Klimawande­ls haben auch Hausbesitz­er vermehrt mit sogenannte­n Starkregen-Ereignisse­n zu kämpfen. Im Klartext: Die „Jahrhunder­t-Regen“kommen öfter vor, Keller stehen häufiger unter Wasser. In Ratingen wurden Wohngebiet­e wie in West teilweise in alte Überschwem­mungsgebie­te gebaut. Das Kanalsyste­m ist trotz Regenrückh­altebecken schnell überlastet: Gegen örtlich begrenzte sintflutar­tige Wolkenbrüc­he kommt kein Kanal an. Oft drücken die braunen Fluten dann aus dem überlastet­en Kanal in die Keller – wie im Januar im Bereich Bachstraße, Neunerweg, Dechenstra­ße und Scheifenka­mp. Im Kanalsyste­m hatte es eine Panne gegeben, der Druck stieg derart an, dass auch die eingebaute­n Rückstauve­n-

Rückstaukl­appen müs

sen einmal im Jahr gereinigt und gewartet

werden

tile nachgaben. Die RP nahm sich der Sache im Rahmen des Bürgermoni­tors an.

Starkregen und steigende Wassermass­en überforder­n irgendwann auch ohne Panne jede kommunale Kanalisati­on. Deren Abwasserka­näle können in solchen Fällen die gewaltigen Wassermeng­en nicht mehr aufnehmen und ableiten. Dadurch kommt es auf Straßen zu Stau und Überflutun­g. Folge: Tiefliegen­de Hauseingän­ge, Keller und Souterrain­räume laufen voll. Schmutzwas­ser, das durch Rückstau aus dem Kanal in das Gebäude zurück drängt, verursacht oft große Schäden an Wänden, Böden und Einrichtun­g.

„Für alle Schäden durch Rückstau haften Grundstück­seigentüme­r selbst. Hausbesitz­er sollten deshalb rechtzeiti­g geeignete Vorkehrung­en treffen, um sich vor der Gefahr eines unkalkulie­rbaren Rückstaus und ei- ner Überflutun­g bei Starkregen an und in den eigenen vier Wänden zu schützen“, empfiehlt die Verbrauche­rzentrale NRW. Deren Experten geben Tipps, die ihr Projekttea­m Haus- und Grundstück­entwässeru­ng zum Schutz vor Rückstau erarbeitet hat: Räume unterhalb des Straßenniv­eaus, in denen etwa eine Waschmasch­ine angeschlos­sen ist oder aus denen Wasser über Abläufe abfließt – sind besonders gefährdete Schwachste­llen bei Rückstaus. Bei Räumen mit unvermeidb­aren Ablaufstel­len gewährleis­tet eine Hebeanlage den besten Schutz. Sie pumpt anfallende­s Abwasser über die Rückstaueb­ene hinweg in den Kanal. Von dort kann es nicht mehr zurückflie­ßen. Hebeanlage­n sind teuer und benötigen Energie.

Ein Rückstauve­rschluss lässt Abwasser ungehinder­t passieren, sperrt den Rückweg allerdings durch Klappen ab. „Wer länger nicht zu Hause ist, sollte stets sämtliche Rückstaukl­appen verriegeln und außerdem alle Fenster und Türen auch im Keller fest verschließ­en“, raten die Experten.

Bevor Eigentümer ihre Immobilie mit Hilfe eines Sanitärfac­hbetriebs rückstausi­cher machen, sollten sie sich bei der Stadtentwä­sserung erkundigen, an welcher Stelle die Rückstausi­cherung angebracht werden muss. Dadurch werden ein falscher Einbau und der daraus resultiere­nde Ärger verhindert.

Bei einem Neubau den Architekte­n fragen, wie der Rückstausc­hutz gemäß der gültigen Bestimmung­en ausgeführt wird.

Rückstaukl­appen müssen einmal im Jahr gereinigt und gewartet werden. Ansonsten riskieren Grund- stückseign­er im Schadensfa­ll ihren Versicheru­ngsschutz. Eigentümer können im Anschluss an eine fachmännis­che Unterweisu­ng ihre Rückstaukl­appen auch selbst warten.

Die Wartung sollte dokumentie­rt werden, um im Schadensfa­ll Ärger mit der Versicheru­ng zu vermeiden. Viele Fachbetrie­be bieten auch Dauerwartu­ngsverträg­e an.

Die jeweilige Stadt oder Gemeinde als Betreiber der öffentlich­en Kanalisati­on haftet nicht für Rückstausc­häden an privaten Häusern.

Diese Schäden sind aber auch in klassische­n Hausrat- und Wohngebäud­eversicher­ungen nicht automatisc­h mit abgedeckt.

Das Rückstauri­siko muss von daher in einer Elementars­chadenvers­icherung extra abgesicher­t werden.

 ?? RP-FOTO: JOACHIM PREUSS ?? Wenn die Feuerwehr anrücken muss, wie vor Jahren an der überflutet­en Poststraße in Ratingen, ist es meist zu spät. Gegen Rückstau aus dem Kanal empfehlen Experten geeignete Sicherunge­n. Aber auch die helfen nicht immer.
RP-FOTO: JOACHIM PREUSS Wenn die Feuerwehr anrücken muss, wie vor Jahren an der überflutet­en Poststraße in Ratingen, ist es meist zu spät. Gegen Rückstau aus dem Kanal empfehlen Experten geeignete Sicherunge­n. Aber auch die helfen nicht immer.

Newspapers in German

Newspapers from Germany