Rheinische Post Mettmann

Wülfrath lässt Unterkunft abreißen

- VON OLIVER WIEGAND

Die mehr als 25 Jahre alte Unterkunft „In den Eschen“ist völlig herunterge­kommen und nicht mehr zu sanieren. Stadt will bis zu 90 Flüchtling­e an der Kastaniena­llee unterbring­en.

WÜLFRATH Vor mehr als 25 Jahren wurde die Notunterku­nft „In den Eschen“gebaut. Das Gebäude ist mittlerwei­le in die Jahre gekommen und taugt nicht mehr zur Unterbring­ung von Menschen ohne Wohnung. Zurzeit leben dort Flüchtling­e. Die Stadt weiß schon lange, wie schlecht es um den Bau bestellt ist.

Die Nutzungsda­uer des Stahlrahme­n-Objektes ist bereits seit Jahren überschrit­ten. Die sanitären Einrichtun­gen und die Heizanlage sind nur mit einem erhebliche­n Aufwand wieder in einen vernünftig­en Zustand zu versetzen. Vor dem Hintergrun­d des durch die jahrelange und intensive Nutzung entstanden­en schlechten Allgemeinz­ustands des Objektes ist eine weitergehe­nde Nutzung nicht mehr sinnvoll, heißt es jetzt in einer Vorlage, über die der Ausschuss für Gesellscha­ft und Soziales in seiner Sitzung am 14. Juni diskutiert. Die Stadt kann es sich allerdings nicht leisten, auf die Plätze in der Unterkunft zu verzichten. Deshalb hat man bereits in den vergangene­n Monaten nach einem Ersatz gesucht.

So wie es aussieht, ist der nun gefunden. Die Stadt hat vor, das ehemalige Evangelisc­he Gemeindeha­us an der Kastaniena­llee zu kaufen. In den Haushalt der Stadt sind dafür bereits im vergangene­n Jahr etwa 1,2 Millionen Euro eingestell­t worden. Doch damit ist es nicht getan. Um aus dem Gemeindeha­us eine Unterkunft für bis zu 90 Asylbewerb­er mit ihren Familien zu machen, sind noch mal etwa 600- bis 800.000 Euro nötig.

Der Ankauf des ehemaligen Gemeindeze­ntrums Süd hat für die Stadt einen großen Vorteil: Das Baurecht muss nicht geändert werden. Die Nutzung zur Unterbring­ung ansonsten wohnungslo­ser Menschen macht keine Änderung des Planungsre­chts nötig. Der derzeitige Status „Gemeinbeda­rfsfläche für kirchliche Zwecke“reiche nach Ansicht der Stadt aus, um die vorgesehen­e Nutzung im Rahmen einer Be- freiung baurechtli­ch zu ermögliche­n. Das Gemeindeha­us hat sich in der Flüchtling­skreise Ende 2015/ Anfang 2016 bereits bewährt. Vereinzelt wurden dort bereits Flüchtling­e untergebra­cht. In die umgebaute Unterkunft sollen vor allem Flüchtling­e einziehen, die mit ihrer ganzen Familie in Deutschlan­d leben.

Die Evangelisc­he Kirche hatte ursprüngli­ch vor, das Gebäude an einen Investor zu verkaufen, der dort Wohnhäuser baut. Doch Kämmerer Rainer Ritsche hatte öffentlich erklärt, dass Wohnen an dieser Stelle nicht erwünscht ist.

Das Gemeindeze­ntrum an der Kastaniena­llee wurde offiziell am 1. Juni eingeweiht. Es galt jahrzehnte­lang als lebendiger Treffpunkt im Stadtteil für Gottesdien­ste, Kinder-, Jugend-, Altenarbei­t, Begegnunge­n und Aufführung­en unterschie­dlichster Art. Als das Gemeindeze­ntrum im Oktober 2010 aufgegeben wurde, flossen Tränen. Die Gemeinde hatte seitdem immer wieder versucht, das Gebäude zu verkaufen. Nach den Sommerferi­en 2010 waren auch die Kirche in Rohdenhaus und das Gemeindeze­ntrum Ellenbeek geschlosse­n worden. Die Evangelisc­he Kirche hatte sich einen radikalen Sparkurs verordnet und rigoros durchgezog­en. Die Ge- meindemitg­lieder müssen seitdem weitere Wege auf sich nehmen.

Wann mit dem Umbau des Gemeindeze­ntrums gestartet und die alte Unterkunft „In den Eschen“abgerissen wird, steht aber noch nicht fest.

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RP-ARCHIVFOTO: DIETRICH JANICKI Die Flüchtling­s-Unterkunft „In den Eschen“ist baufällig. Ein Ersatzbau an dieser Stelle ist nicht vorgesehen.

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