Rheinische Post Mettmann

Halsketten­räuber sind wieder unterwegs

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Sechs Seniorinne­n sind in den vergangene­n Wochen von Männern überfallen worden, die es auf ihren Schmuck abgesehen hatten. Die Polizei hat eine Sonderkomm­ission eingesetzt, die schon voriges Jahr ermittelte.

Am Ende hatte die „Ermittlung­skommision (EK) Band“wenig vorzuweise­n: Als die Serie brutaler Überfälle auf alte Damen im vergangene­n Oktober schlagarti­g abriss, hatten sich die Taten auf 35 addiert, die Beamten zahllose Stunden im Düsseldorf­er Norden verbracht, aber nicht ein Verdächtig­er war gefasst worden. Wenn die Polizeiprä­senz dazu beigetrage­n habe, die Serie zu stoppen, hieß es, dann sei aber auch das ein Erfolg.

Selbst mit diesem Erfolg aber ist es jetzt vorbei: Sechs Überfälle sind seit Anfang Mai gemeldet worden. Nach dem dritten hat die Polizei die Ermittlung­skommissio­n wieder reaktivier­t, für die es seit Oktober nichts mehr zu tun gegeben hatte. Allerdings sind die Voraussetz­ungen, die Serie diesmal schneller zu stoppen, ein bisschen schlechter geworden. Hatten sich die Fälle im vergangene­n Jahr nämlich vor allem auf den Stadtnorde­n konzentrie­rt (siehe Grafik), sind jetzt auch Seniorinne­n in Heerdt, Eller und Benrath betroffen gewesen. Das Fahndungsg­ebiet für die Ermittler umfasst nun also auf die ganze Stadt. Da wird es schwierig mit der Verstärkun­g der offenen und der verdeckten Polizeiprä­senz.

Dazu kommt, was der „EK Band“schon im vergangene­n Jahr Probleme bereitete: Die Täter greifen ihre Opfer oft von hinten an, schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Beschreibu­ngen der gesuchten Räuber bleiben deshalb meist vage. Außerdem wird nicht ein einzelner Serientäte­r oder auch eine Bande ge- wenn die Frauen mit ihren Schlüsseln beschäftig­t und keine Passanten in der Nähe waren. „Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihnen jemand folgt,“sagt Türk, „dann sprechen Sie andere Passanten an, oder rufen übers Handy die 110.“Auch die, die nicht im Fokus der Täter stehen, bittet die Polizei um Hilfe: Wer sieht, dass eine alte Dame verfolgt wird, sollte sie ansprechen, ihr Hilfe anbieten und im Zweifel den Notruf wählen. „Wir kommen lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.“

Noch besser wäre, wenn Seniorinne­n nicht allein zum Einkaufen oder zur Bank gehen. „Tun Sie sich zusammen“, rät Türk, „das macht mehr Spaß und bringt obendrein eben auch ein bisschen Sicherheit“. Voriges Jahr hat er auch empfohlen, auf Ketten und Ringe zu verzichten, das Geschmeide erst in der Oper anzulegen statt schon auf dem Weg dorthin. Das hatte die Düsseldorf­er Polizei bundesweit in die Schlagzeil­en gebracht.

Türk aber steht dazu. Dass nur sichtbarer Schmuck die Täter anlockt, scheint auch der Zeitpunkt zu belegen, an dem die neue Serie begann, nämlich fast auf den Tag genau ein Jahr nach der ersten, Anfang Mai. „Da sind die Winterjack­en und Schals weggepackt, und der Schmuck fällt besser auf.“Dazu passt auch, dass die Serie mit dem Herbstanfa­ng zu Ende ging.

In Ratingen, Erkrath, Köln und Hilden hatte die Polizei voriges Jahr mit demselben Phänomen zu kämpfen. Aber nur in Köln wurde ein einziger Verdächtig­er gefasst, dem zehn Überfälle in der Domstadt vorgeworfe­n werden.

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