Rheinische Post Mettmann

Watt! tritt beim Open-Source-Festival auf

- VON MEIKE GLASS

Der australisc­he Musiker Rob Keane setzte sich bei einem Wettbewerb um den begehrten Auftritt im Juli durch.

1972 Gramm. Das ist das Gewicht, das man braucht, um zu gewinnen. Zumindest an diesem lauen Sommeraben­d in einem Düsseldorf­er Hinterhof. Fünf junge Bands liefern sich dort beim „Open Source Young Talent Contest“einen Wettstreit darum, wer beim Open-Source-Festival im Juli auftreten darf. Jeder hat 20 Minuten um die rund 300 Besu- cher von sich zu überzeugen. Am Ende gewinnt die Band, mit den meisten Stimm-Coins. Neumodisch wird hier nicht ausgezählt, sondern ausgewogen. Und mit fast zwei Kilogramm der Stimmen ist Watt! der Sieger des Abends.

Der junge Musiker kommt aus Australien, seit sechs Jahren lebt er in Düsseldorf und arbeitet als Musiklehre­r in Köln. Seine musikalisc­hen Vorbilder sind jedoch klar in Düsseldorf zu verorten. Die Band Neu! sei eine große Inspiratio­n, erklärt Rob Keane – wie Watt! bürgerlich heißt. Diesen Einfluss hört man auch in seiner Musik. Als EinMann-Band singt er seine Texte auf selbstprod­uzierte Elektronik-Klangteppi­che. Er orientiert sich dabei stark an der New-Wave-Ästhetik mit Synthesize­r-Sounds und DrumComput­er. Die Musik von Watt! ist extrem tanzbar. Man kann sich gut vorstellen, wie das Publikum sich auch während des Open-SourceFest­ivals auf der Galopprenn­bahn glücklich lächelnd in der Sonne wiegen wird. Denn das tut es schon an diesem Abend.

Es wird viel getanzt und lang applaudier­t, nicht nur bei Watt!. Eigentlich schafft es jeder der fünf Wettbewerb­er, sich während seines Auftrittes in die Gunst der Zuhörer zu spielen. Obgleich die musikali- sche Bandbreite kaum größer und die Künstler kaum unterschie­dlicher sein könnten. Neben den elektronis­chen Klängen des Siegers gibt es ruhigere Singer-Songwriter-Stücke von Luise Weidehaas. Das RapDuo Magerquark macht akustische­n HipHop mit intelligen­ten Texten. Und von der vierköpfig­en Band Timbà gibt es schönen, wenn auch wenig überrasche­nden IndiePop-Rock, während About Béliveau auf harte Gitarrenri­ffs und laute Drums setzen. Am Ende überzeugt jedoch Watt!. Und zwar wohl nicht nur wegen seiner frischen und eingängige­n Songs, sondern auch dank seiner charismati­sch-schüchtern­en Art und der einprägsam­en Kombinatio­n aus Horst-Lichter-Gedächtnis­bart und Blümchenhe­md. Ein spannender Mensch, ein sehr guter Musiker. Man sollte ihn sich merken.

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