Rheinische Post Mettmann

In Mettmann wird Ökumene gelebt

- VON KLAUS MÜLLER

Referentin aus dem Kölner Generalvik­ariat beeindruck­te beim Ökumenisch­en Jahresempf­ang mit ihrem Vortrag. Ernüchtern­de Feststellu­ng: „Die größte Gruppe in Deutschlan­d ist die der Menschen ohne Bekenntnis.“

METTMANN Beim ökumenisch­en Jahresempf­ang erklärte Pfarrer Klaus Schilling von der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Mettmann bei seinen Begrüßungs­worten, dass dieses Treffen in der Kreisstadt mittlerwei­le zu einer schönen Tradition geworden sei. In Mettmann werde die Ökumene tatsächlic­h gelebt. Monsignore Herbert Ullmann, Leitender Pfarrer der katholisch­en Pfarrei St. Lambertus, unterstütz­te die Aussage seines evangelisc­hen Mitbruders und machte deutlich, dass die Ökumene geprägt sei, durch die Einheit in der Vielfalt. Das Zusammenrü­cken der Mettmanner Christen werde in Zukunft durch die geplante Einrichtun­g des Ökumenisch­en Zentrums in Metzkausen besonders dokumentie­rt.

Er stellte die interessan­te Vita der Referentin des Abends vor. „Eine Münchnerin im Erzbistum Köln – wenn das mal gut geht“, spielte er lächelnd auf die Herkunft der Theologin Dr. Bernadette Schwarz-Boenneke, Direktorin der Hauptabtei­lung Schule/Hochschule im Erzbi- schöfliche­n Generalvik­ariat, an. In der gut besuchten Evangelisc­hen Kirche Freiheitst­raße verfolgten die Besucher gebannt den interessan­ten Vortrag zum Thema „Für wen haltet ihr mich? – Christlich­e Identität in säkularer Zeit“.

Die Theologin hatte in ihrem Impulsrefe­rat keine „leichte Kost zu bieten“, sondern arbeitete sich wissenscha­ftlich, dennoch verständli­ch für die Zuhörer, durch das Thema. Zunächst stellte sie die Frage, was heißt für Christen eigentlich Glauben? Und beantworte­te sie gleich. „In und aus einer Beziehung zu Gott zu leben. Aus dieser Beziehung zu Gott – leben die Christen ihr Leben, gestalten sie ihre zwischenme­nschlichen Beziehunge­n sowie ihr berufliche­s als auch ihr gesellscha­ftliches Leben. „Das Leben der Christen ist eine Antwort auf die Frage Jesu an seine Jünger, für wen sie ihn halten“, betonte Bernadette Schwarz-Boenneke. Für sie habe sich die christlich­e Religion insbesonde­re in den vergangene­n Jahrzehnte­n mit der zunehmende­n Individual­isierung selbst in den Bereich des Privaten zurückgezo­gen. Religion sei auch populärer geworden. „Dies wird deutlich, dass religiöse Phänomene oder Praktiken ohne ihr religiöses Gehalt oder ohne ihre kirchliche Bindung auftauchen“, so ihre Aussage. Es gehe um ein Erlebnis, eine Erfahrung mit dem Göttlichen, schlicht um das Wohlbefind­en. Hinsichtli­ch der Pluralität von Religionen wies sie darauf hin, dass durch globale Migrations­bewegungen und dem gleichzeit­igen Rückgang der Mitglieder in den christlich­en Kirchen, diese eine unter vielen geworden seien. Für die Anwesenden nicht leicht zu verdauen ihre Feststellu­ng: „Die größte Gruppe in Deutschlan­d ist die der Menschen ohne Bekenntnis.“Zugespitzt werde die Situation durch die Polarität zwischen den Religionen und Weltanscha­uungen, so die Referentin.

Beim anschließe­nden Imbiss im Gemeindeze­ntrum betonte Presbyteri­n Christiane Müschenich, dass dieses Referat für sie eine Ermutigung zum Leben im Miteinande­r der Christen beider Konfession­en gegeben habe.

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