Rheinische Post Mettmann

Theater Mimento begeistert mit Tucholsky-Abend

- VON RABEA GRUBER

WÜLFRATH Der Mensch ist kein Einzelgäng­er. Allein sind wir einsam, also raufen wir uns zu Paaren zusammen. Wie das aussieht, hatte schon Kurt Tucholsky beobachtet: Beziehunge­n sind mal wundervoll, mal anstrengen­d und oft furchtbar skurril. Den Texten des Satirikers widmete das Theater Mimento am Freitag eine szenische Lesung im Niederberg­ischen Museum. „Peter Panters Paare“heißt das Programm, in Bezug auf eines von Tucholskys vier Pseudonyme­n.

Auf der Bühne spielten Ulrike Hallen-Scholten, Bernd Pohl und Michael Scholten in immer neuen Konstellat­ionen Szenen aus Tucholskys umfangreic­hem Werk. Die Liebe zeigte sich hier mit ganz unterschie­dlichen Gesichtern. Frische Verliebthe­it erhielt ebenso Raum wie Eifersucht oder gar Seitensprü­nge. Besonders stark sind Tucholskys Texte aber, wenn sie den Alltag ins Visier nehmen, die festge- fahrenen Macken und kleinen Wünsche der Partner. „Wir lieben Tucholsky“, sagte Hallen-Scholten, „weil man sich in seinen Texten spiegeln kann. Je nach Gefühlslag­e empfindet man sie beim Lesen anders.“Pohl schätzt an der literarisc­hen Vorlage vor allem ihre Zeitlosigk­eit. „Diese Beobachtun­gen sind immer noch aktuell. Deshalb haben wir auch beschlosse­n, den Autor ganz in den Mittelpunk­t des Programms zu stellen.“

Die Mitglieder des Theaters Mimento treten mit ihren Produktion­en regelmäßig in Düsseldorf und Umgebung auf. Hauptsächl­ich spielen sie in Literatur-Cafés und Büchereien – Orte, an denen ihre szenischen Collagen besonders gut funktionie­ren. Auch im Café Schwan sind sie schon gewesen. „Peter Panters Paare“gehört seit zwölf Jahren zum Repertoire des Laientheat­ers. Am Freitag kam es allerdings notgedrung­en zu einer Änderung: Weil die vierte Schauspiel­erin Carola Garbe-Bresztowsz­ky „eine Hüftoperat­ion dem Auftritt vorzog“, wie Scholten sagte, übernahm Ulrike Hallen-Scholten auch ihre Parts.

Begleitet wurden die Darsteller von Bettina Meisberger am Flügel. Zwischen den Szenen sang sie außerdem einige Lieder – über die Liebe, natürlich. Nach einem runden Programm, in dem alle Höhen und Tiefen der Paarbezieh­ungen ausgelotet wurden, kamen dann für die Zugabe alle vier auf die Bühne. Sie lasen gemeinsam das Prosastück­chen „Wo kommen die Löcher im Käse her?“, Tucholskys Klassiker über eine Festgesell­schaft, die ob dieser simplen Frage in Streit ausbricht. Es gab langen Applaus und von Karin Fritsche die ausdrückli­che Einladung zu einem weiteren Theaterabe­nd im Niederberg­ischen Museum.

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RP-FOTO: DIETRICH JANICKI ?? Liebe, Streit und Eifersucht: Das Theater Mimento gastierte im Niederberg­ischen Museum.
Von RP-FOTO: DIETRICH JANICKI Liebe, Streit und Eifersucht: Das Theater Mimento gastierte im Niederberg­ischen Museum.

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